Rettungsdrohnen

Fliegen hinter dem Horizont

8. Mai 2023, 11:00 Uhr | Autor: Jan Willeke / Redaktion: Diana Künstler
Drohnen spielen schon heute – beispielsweise bei der Feuerwehr, wenn es um Orientierung oder die Suche nach Glutnestern geht – eine große Rolle. Das Entwicklungspotenzial ist enorm.
© Cradlepoint

Es gibt Situationen, in denen jede Sekunde zählt – Massenunfälle, Großbrände und Überschwemmungen. Rettungsdienste, Polizei, Feuerwehren und THW verlassen sich immer mehr auf digitale Technik. Zunehmend richten sie ihren Blick auch nach oben: auf spezialisierte Drohnen.

Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen:

  • Wo kommen Drohnen hierzulande in der Privatwirtschaft zum Einsatz?
  • Welche Aufgaben können Drohnen für Rettungsdienste, Katastrophenhilfe und Polizei übernehmen?
  • Welche Vor- und ggf. Nachteile bieten Drohnen im Gegensatz zu Helikoptern?
  • Welche technischen und regulatorischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Drohnen ihr Einsatzpotenzial ausschöpfen können?
  • Welche Rolle spielen 5G-Mobilfunknetze für die Steuerung von Drohnen?

In der Privatwirtschaft werden Drohnen in Deutschland vor allem für Vermessung und Kartierung eingesetzt. Sie sind aber auch überaus hilfreich zur Inspektion oder sogar den Service von Gebäuden, Windkraftanlagen, Brücken sowie Gas- und Stromnetzen. Auch in der Logistik und der Landwirtschaft übernehmen Drohnen zunehmend anspruchsvolle Aufgaben. Eine der wichtigsten, ja lebenswichtigen, Aufgaben ist der Einsatz von Drohnen durch Rettungsdienste, Katastrophenhilfe und Polizei. Ersthelfer nutzen bereits eine Vielzahl flexibler Geräte, um schneller zu reagieren und die Lage einzuschätzen. Mit dem Tablet werden über digitale Straßen- oder Flurkarten die einzelnen Fahrzeuge koordiniert und Suchen nach Verletzten oder Vermissten gerastert. Ein Einsatz ohne ständige Konnektivität über mobiles Breitband will sich heute niemand mehr vorstellen.

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Robuste und günstige Rettungshelfer

Polizeidrohne
Polizeidrohnen werden in Zukunft auch großräumig hinter der Sichtlinie eingesetzt. Vermissten- und Verdächtigensuche oder die Überwachung von großen Menschenansammlungen wird dadurch sehr viel einfacher.
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Auch Drohnen spielen eine große Rolle: Ihr Einsatz kann nicht nur dazu beitragen, Katastrophen zu erkennen, sondern auch den Einsatzkräften helfen, sich einen Überblick über das Ausmaß der Schäden zu verschaffen und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Drohnen können schneller als Einsatzkräfte vor Ort sein, vor allem im Gelände. Sie helfen aufzuklären, was, wo, wie passiert ist und vor allem, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Schon bevor Helfer direkt am Ort des Geschehens eintreffen, können sie wissen, was zu tun ist und welche Gerätschaften dafür gebraucht werden.

Für den Einsatzplan im Notfall benötigen die Verantwortlichen aussagekräftige Daten. Videostreams in Full-HD erweisen sich dabei als besonders wertvoll. Die Rettungsleitstelle tut sich damit leichter, schnell und effizient zu arbeiten, wenn es auf Sekunden ankommt. Vor allem bei komplexen Schadenslagen: Wo sind die Verletzten, wo sind verdächtige Personen, wo brennt es noch, wie lange hält das Gebäude?
Unbemannte Fluggeräte haben weitere Vorteile: Sie können über einen wesentlich längeren Zeitraum eingesetzt werden als beispielsweise Hubschrauber. Langstreckendrohnen können bis zu zehn Stunden lang Daten überwachen und sammeln – dreimal länger als ein vollgetankter Helikopter. Dank der Fernsteuerung können sie sich gefährlichen Situationen wie Hausbränden oder überfluteten Gebieten sogar bis auf Zentimeter nähern, ohne Piloten zu gefährden. Für Flugzeuge ein Ding der Unmöglichkeit, für Helikopter schwierig. Die Beschädigung eines Gerätes lässt sich auch viel leichter verschmerzen, die Anschaffungskosten sind im Vergleich überaus überschaubar. All dies macht Drohnen zu einem wertvollen Instrument der Katastrophenhilfe.

Die Zukunft der Notfallrettung
Der Einsatz der neuesten Drohnentechnologie in 5G-Netzen mit Mobilfunkroutern wird die Zukunft der Notfallhilfe verändern. Wenn sich Video und Steuersignale in 5G-Netzen auf eine garantierte Verbindung mit niedriger Latenzzeit verlassen können, reduziert sich die bisher spürbare Verzögerungen von Sekunden auf kaum mehr wahrnehmbare 200 Millisekunden. Die Einsatzkräfte werden somit in die Lage versetzt, schnell und effizient riesige Datenmengen zu beschaffen, zu bewerten, damit bessere Entscheidungen zu treffen und nahtlos alle Informationen und Erkenntnisse in die Notfallplanung einfließen zu lassen. Die Vorteile von Drohnen in 5G-Netzen sind jetzt schon keine Luftnummer, dabei ist das Entwicklungspotenzial noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft.

5G eröffnet Horizonte

Drohne in der Logistik
Drohnen finden bereits Verwendung in der Logistik. In Zukunft ermöglichen hohe Datenraten eines 5G-Netzes auch das Auslagern der Datenverarbeitung, etwa die KI-gesteuerte Organisation über Barcodes durch die Cloud in Echtzeit.
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Dies setzt jedoch voraus, dass die Notdienste in der Lage sind, hochauflösende Bilddaten in Echtzeit zu empfangen. Drohnen mit herkömmlicher Fernsteuerung begrenzen nicht nur die Reichweite rein technisch auf maximal etwa sieben Kilometer, wenn Steuern auf Sicht so weit überhaupt machbar ist, sondern auch die Übertragungsgeschwindigkeit und die Bildqualität. Netzwerke, die 5G nutzen, bieten hier eine Lösung: Die Drohnen erhalten spezielle Router, die besonders robust und für den IoT-Einsatz konzipiert sind. Sie sind in der Regel nach gängigen Normen wie MIL-STD 810G, einer US-Norm für Umwelttestbedingungen für militärische Ausrüstung, und den Schutzklassen IP65 und IP67 zertifiziert. Das bedeutet, dass die Geräte extrem gut gegen Stöße, Wasser, Schmutz und extreme Temperaturen geschützt sind.
Der Vorteil von 5G ist eine weitreichende, nahezu vollständige Signalabdeckung, über die ohne Aussetzer hochauflösende Bild- und Videodaten in Echtzeit übertragen werden. Mit 5G treffen diese Daten in Echtzeit ein und können sogar in der Cloud, etwa mit einer KI, schon durchsucht und bewertet werden. Ein weiterer Vorteil: 5G-Netze ermöglichen eine beeindruckend gute Steuerung aus Sicht der Kamera an Bord bei gleichzeitiger Übertragung großer Datenmengen. Zur Sicherheit können die Router über Modems mit mehreren SIM-Karten verschiedener Mobilfunkbetreiber zur Verfügung gestellt werden. Fällt ein Netzwerk aus, schaltet der Router nahtlos auf ein weiteres Back-up-Netzwerk um. So können die Einsatzkräfte auch in abgelegenen Gebieten oder unter schwierigen Bedingungen schnell reagieren und effektiv kommunizieren.

5G-Mobilfunknetze zur Steuerung von Drohnen ermöglichen, was „Beyond Visual Line of Sight (BVLOS)“ heißt. Also das Fliegen außerhalb der Sichtweite des Piloten, „wenn das Flugzeug ohne besondere Sichthilfen nicht mehr gesehen oder eindeutig identifiziert werden kann“, wie es in der deutschen Luftverkehrsordnung heißt. „Fliegen hinterm Horizont“ hat das Potenzial, Rettungseinsätze zu revolutionieren. In Kanada wurde beispielsweise eine Studie durchgeführt, um festzustellen, wie schnell Drohnen einen Defibrillator für Laien, wie er etwa an U-Bahnstationen hängt, an den Ort des Geschehens liefern könnten. Das Projekt, eine Zusammenarbeit zwischen Indro Robotics, Cradlepoint und Ericsson, hat gezeigt, dass Drohnen bei jedem Testflug mindestens sieben Minuten schneller waren als jedes Einsatzfahrzeug.

Science-Fiction oder Realität?

5G kann sowohl für den sicheren Datenaustausch als auch für die Steuerung von Drohnen über die Sichtbarkeitsgrenze hinaus genutzt werden. Der Einsatzbereich von Drohnen und die möglichen Aufgaben erweitern sich damit enorm. Vom Ausliefern von Medikamenten und dem Probentransport ins Labor bis zur Ortung, Vermisstensuche und Wasserrettung – etwa durch den Abwurf selbstaufblasbarer Schwimmhilfen für Ertrinkende. Noch ist das nur mit strengsten Auflagen möglich, doch die Planungen, das zu ändern, laufen bereits. 2023 sollen neue EU-Regelungen genau das ermöglichen und damit auch die Privatwirtschaft mit an Bord holen. Das Amazon-Päckchen, von der Drohnenpost an die Haustür geliefert, oder der Einsatz in der KI-gestützten Warenwirtschaft oder Perimeterüberwachung – alles keine Science-Fiction mehr, sondern absehbare Zukunft.

Jan Willeke, Area Director Central Europe, Cradlepoint

*Aktualisierung vom 10.05.2023: In einer ersten Version des Artikels wurde fälschlicherweise der Begriff Seenotrettung statt Wasserrettung verwendet.


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