Cyberkriminalität / Online-Spionage

Gigantisches chinesisches Online-Spionage-Netzwerk enttarnt

30. März 2009, 14:17 Uhr | Lars Bube
Die Karte zeigt die weltweite Verteilung der gefundenen Spionagecomputer. Nach chinesischen Angaben ist es reiner Zufall, dass die meisten von ihnen in China zu finden sind.

Eine vom Dalai Lama angestoßene Untersuchung hat zur Entdeckung eines riesigen chinesischen Spionagenetzes geführt. Tausende Rechner in 103 Ländern sollen ausspioniert worden sein. Die chinesische Regierung streitet die Vorwürfe ab.

Vielleicht war es eine Eingebung, vielleicht auch nur eine realistische Vorahnung, die den Dalai Lama dazu brachte, eine Gruppe kanadischer Wissenschaftler zu einer Untersuchung über gewisse Online-Spionageaktivitäten zu bewegen. Jedenfalls entdeckten die Forscher bei ihren Recherchen weit mehr als nur einen Trojaner auf dem Rechner des tibetischen Religionsführers, der in China eine Art Staatsfeind Nummer eins ist.

Laut einem Bericht der »New York Times« haben die Wissenschaftler quasi nebenbei gleich noch ein gigantisches Spionage-Netzwerk aus China enttarnt. Die Forscher fanden bei ihren Recherchen insgesamt 1295 Computer in 103 Ländern, die mit einer Software infiziert sind, die sensible Daten nach China weiterleitet.

Die kanadischen Experten nannten die chinesische Regierung zwar nicht direkt als Auftraggeber, machten aber klar, dass sie dies vermuten. Ein Sprecher der chinesischen Regierung bestritt hingegen sofort alle Vorwürfe einer Spionageaktion seines Landes hinter den Infektionen: »China ist gegen jede Art von Cybercrime und verbietet solche Aktivitäten.«

Trotz dieser Beschwichtigung weist die Wahl der Ziele jedoch auf eine geplante oder zumindest staatlich sanktionierte Abhöraktion hin. Infiziert waren unter anderem Computer der NATO, einiger Außenministerien, mehrerer Botschaften sowie weiterer wichtiger öffentlicher Organisationen und Entscheidungsträger.

Auch Rechner in Deutschland wurden ausgekundschaftet worden (siehe Karte). Und auch der Dalai war betroffen und hatte also mit seinem Verdacht oder seiner Eingebung Recht. Vielleicht kann also auch beim Cybercrime ein wenig Hilfe von oben nicht schaden.


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