Mehr Sicherheit notwendig

Kommunikationsnetze werden angreifbarer

3. März 2017, 13:33 Uhr | Folker Lück

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Totalausfälle werden häufiger

Während mit der »altmodischen« Technik beim Ausfall der Internetverbindung die Telefonie noch nutzbar war, müssen wir uns künftig vermehrt an Totalausfälle gewöhnen. Ein echter Rückschritt. Denn die cyberkriminelle Bedrohung lauert quasi überall: In dieses »Business« sind nicht nur arbeitslose Programmierer aus dem ehemaligen Ostblock eingestiegen, die durch die Verschlüsselung von Festplatten den einen oder anderen Bitcoin erpressen wollen. Längst beschäftigen sich auch Inlands- und Auslands-Geheimdienste aller Herren Länder damit, andere Staaten auf diese Weise zu sabotieren.

Man denke nur an Stuxnet: Der 2010 entdeckte Computerwurm war speziell zum Angriff auf ein System zur Überwachung und Steuerung des deutschen Siemens-Konzerns – die Simatic S7 – entwickelt worden. Mit Hilfe des Schadprogramms konnte die Steuerung von Frequenzumrichtern manipuliert werden. Diese Frequenzumrichter dienen dazu, die Geschwindigkeit von Motoren zu steuern, etwa bei Wasserwerken, Klimatechnik, Pipelines – und auch in Atomanlagen. Da bis Ende September 2010 der Iran den größten Anteil der infizierten Computer besaß, führte dies zu außerplanmäßigen Störungen im iranischen Atomprogramm. Es liegt nahe, dass Stuxnet entwickelt wurde, um die Leittechnik iranischer Urananreicherungsanlagen zu stören.

Siemens-Experten zufolge mussten an der Entwicklung des Wurms Heerscharen von Programmierern und Ingenieuren aus ganz unterschiedlichen Bereichen beteiligt gewesen sein. Wegen des immens hohen Aufwands liegt es auf der Hand, dass staatliche Organisationen die Entwicklung beauftragt oder sogar selbst durchgeführt haben.

Wohl keine Geheimdienste steckten dahinter, als im Dezember 2016 rund 900.000 Telekom-Kunden offline waren. Ausgeführt wurde die Attacke von der Linux-Schadsoftware »Mirai«, Ziel waren schlecht geschützte Router. Mit Hilfe der Mirai-Schadsoftware können Bot-Netze aufgebaut werden, die absichtliche Überlastungen von Netzen zur folge haben. Den Verbreitern von Mirai gelang bereits zwei Monate zuvor eine der umfangreichsten Attacken gegen die Online-Welt: Stundenlang waren Amazon, Spotify, Twitter, Netflix und andere Anbieter nahezu lahmgelegt.

Wie sich schnell zeigte, hing der Telekom-Netzzusammenbruch nicht mit der All-IP-Technik zusammen. Doch man müsste naiv sein, um nicht zu vermuten, dass Programmierer längst mit Ehrgeiz daran arbeiten, den totalen Zusammenbruch unserer Kommunikationsnetze herbeizuführen.


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