Das US-Heimatschutzministerium DHS will die Sicherheitsprüfungen, die bereits jetzt bei der Einreise erfolgen, demnächst in die Abflughäfen vorverlagern. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf gibt es schon, doch die Airlines wehren sich massiv dagegen und halten die damit verbundenen IT-Investitionen für viel zu hoch.
"Um die IT-Infrastruktur der Airlines auf die neuen Forderungen des DHS anzuheben sind
mindestens 6,4 Milliarden Dollar erforderlich", sagt Ken Dunlap, Chef des Bereiches Sicherheit beim
Internationalen Verband der Fluggesellschaften, IATA. Diese immensen Aufwendungen fallen an, falls
die Amerikaner ihre neue Gesetzesnovelle über die Einreisebedingen für Nicht-US-Bürger in Kraft
setzen. Danach soll das Erfassen der Fingerabdrücke bereits vor dem Abflug erfolgen. Bislang
erfolgt die Abnahme der Fingerprints und der Vergleich mit der DHS-Datenbank erst bei der
Passkontrolle am Einreiseflughafen in den USA. Doch das ist den besorgten US-Parlamentariern viel
zu spät. Diese möchten, dass eine verdächtige Person gar nicht erst ein Flugzeug mit Ziel USA
besteigt. "Eine solche Vorverlagerung der Kontrollen ist äußerst wichtig um die Passagiere besser
zu schützen und um möglichen Geiselnahmen in der Luft rechtzeitig vorzubeugen", sagt der US-Senator
Joseph Lieberman, der im Heimatschutzausschuss des Senats den Vorsitz hat und als Hardliner bekannt
ist.
Wenn es nach ihm und der neuen Gesetzesnovelle geht, müssen die Airlines demnächst die
entsprechenden Scanner-Stationen einrichten und die erfassten Daten noch rechtzeitig vor Abflug
nach Washington zur Kontrolle schicken.
Schon jetzt werden die Namen und Passnummern der Passagiere vor dem Abflug an das DHS zur
Freigabe verschickt. Doch diese Datenmenge beträgt laut Dunlap durchschnittlich nur etwa 100 KByte
pro Flug. Bei einer Ergänzung dieser Daten mit hochauflösenden Fingerabdruckbildern würde dieses
Datenvolumen jedoch auf 128 MByte ansteigen. "Die meisten Airlines haben an den jeweiligen
Abflughäfen gar nicht die erforderliche Bandbreite und Verarbeitungsleistung für eine solche
Datenabstimmung zur Verfügung", sagt Dunlap über die aktuelle Netzleistung der Fluggesellschaften
an den Flughäfen.
Nach dem jetzt vorliegenden Gesetz sollen die Daten in einem bestimmten, von der DHS noch zu
bestimmenden XML-Format übermittelt werden, sodass die einzelnen Felder und Grafiken automatisch
entschlüsselt werden können.
In der IATA sind 230 Fluggesellschaften aus der ganzen Welt vertreten. Sollte es dem Verband
nicht gelingen, die US-Regierung noch in letzter Minute von ihrem Vorhaben abzubringen, so tritt
das neue Gesetz am 23. Juni in Kraft. Jedoch ist eine Übergangszeit bis Ende 2009 vorgesehen,
sodass die Fluggesellschaften ihre Milliardeninvestitionen auf einen Zeitraum von 18 Monate
verteilen können.
Harald Weiss/pk/dp