Der Körper wird zum Identifikationsschlüssel

Passwörter zum Runterschlucken

16. Dezember 2013, 10:54 Uhr | Andrea Fellmeth-Schlesinger
Schöne neue Welt? Online-Identifizierung mit Sensorpillen zum Runterschlucken (Foto: ieromina | Fotolia)

IT-Firmen arbeiten intensiv an Alternativen zur Identifizierung: Schmuck mit integrierter Smartcard, Tattoo-Pflaster aber auch eine Sensorpille – das Passwort zum Runterschlucken – sind derzeit in der Entwicklung.

Die Zeitschrift P.M. MAGAZIN berichtet in ihrer Januar-Ausgabe, dass sich viele IT-Firmen mit neuen Formen der sicheren Online-Identifikation beschäftigen. Durchschnittlich 24 Online-Accounts verwaltet jeder Bundesbürger, benutzt dafür aber maximal sechs verschiedene Passwörter, um seine Daten zu schützen. Professionelle Datendiebe knacken diese problemlos; ein Skandal wie der Datenklau bei Sony aus dem Jahr 2011 ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr schlossen sich darum verschiedene IT-Unternehmen zu der »Fast IDentity Online Alliance« (FIDO) zusammen. Die Mitglieder, wie der Online-Bezahldienst PayPal oder Google, suchen neue Möglichkeiten zur Authentifizierung im Internet. Michael Barrett, Sicherheitschef bei PayPal und FIDO-Präsident, sagt: »Die Konsumenten wollen etwas, das sicher ist und gleichzeitig einfach zu benutzen, Passwörter sind keines von beiden.« Der Kreditkartenanbieter MasterCard will in Zukunft vermehrt auf Fingerabdrücke setzen. Google spielt mit der Idee, Schmuckstücke wie zum Beispiel Ringe mit einer Smartcard zur Identifizierung auszustatten.

--- forum[x] ---Das amerikanische Telekommunikationsunternehmen Motorola sucht auch in angrenzenden Branchen nach Ideen und greift auf Errungenschaften aus der Medizintechnik zurück. Der US-Konzern Proteus Digital Health hat eine Pille mit schluckbaren Sensoren entwickelt. Diese Technologie, die in den USA für medizinische Zwecke bereits zugelassen ist, will Motorola sich zunutze machen und weiterentwickeln, um das übliche Passwort zu ersetzen. Regina Dugan, Entwicklungschefin bei Motorola, erklärt: »Ein winziger Chip mit einem Schalter befindet sich im Inneren dieser Pille. Wenn man sie schluckt, dienen die Magensäuren als Elektrolyte. Sie aktivieren die Pille. Im Prinzip wird der ganze Körper zum Identifikationsschlüssel.« Diese Sensorpille könnte irgendwann sogar Auto- und Haustürschlüssel überflüssig machen. Wer eine solche Pille geschluckt hat, kann seine Hände und Arme wie Antennen benutzen – jedes passende Gerät erkennt dann anhand des verschlüsselten Funksignals seinen rechtmäßigen Besitzer.

PS. Zur Serienreife dürfte diese Lösung wohl nur gelangen, wenn feststeht, dass sich die örtlichen Klärwerke automatisch um die Entsorgung des Chips als Elektroschrott kümmern.


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