Sicherheit: Wo sich Investitionen wirklich lohnen – und wo nicht
Angesichts steigender Ausgaben und wachsender Bedrohungslagen sehen sich Unternehmen gezwungen, ihre Investitionen in IT-Sicherheit gezielter auszurichten. Laut Infinigate sollten insbesondere mittelständische Betriebe zwischen notwendigen Schutzmaßnahmen und potenziellen Kostenfallen differenzieren. Effizienz, Skalierbarkeit und strategische Einbettung gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung.
Geht es nach einer aktuellen Studie von Bitkom, wird im kommenden Jahr die 12-Milliarden-Grenze geknackt: Die Investitionen in IT-Sicherheit sollen erneut um knapp zehn Prozent steigen. Diese Entwicklung liegt auf der Hand, denn angesichts der Bedrohung durch weiter wachsende Cyberkriminalität, die der Wirtschaft massiv zusetzt, sehen sich laut der Studienergebnisse inzwischen 59 Prozent der deutschen Unternehmen in ihrer Existenz bedroht. Gleichzeitig wird dadurch aber auch eine nicht ungefährliche Kostenspirale in Gang gesetzt, denn gerade kleinere Unternehmen mit knappen Budgets müssen fundiert abwägen, welche Sicherheitsinvestitionen den größten Schutz bieten und wo Kostenfallen lauern. Die entscheidende Fragestellung lautet daher: Wann wird Cybersecurity vom notwendigen Schutz zum teuren Ballast?
Hohe Sicherheitskosten durch Regulatorik und Fachkräftemangel
Cybersicherheit verschlingt inzwischen zehn bis 15 Prozent des gesamten IT-Budgets – Tendenz steigend. Die Ausgaben expandieren nicht nur wegen wachsender Bedrohungslagen, sondern auch durch regulatorische Auflagen wie DSGVO, NIS2 oder DORA. Hinzu kommen Kosten für spezialisierte Fachkräfte, die auf dem europäischen Markt rar und teuer geworden sind. Besonders mittelständische Unternehmen müssen hier abwägen, wie viel internes Know-how sie aufbauen können und welche Bereiche durch Managed Security Service Provider (MSSPs) abgedeckt und ausgelagert werden sollten.
Zugleich verschiebt sich der Fokus: KI-gestützte Sicherheitslösungen gewinnen an Bedeutung, weil sie Routineaufgaben automatisieren und so Ressourcen einsparen. Für viele kleinere Betriebe sind solche Systeme attraktiv, weil sie Effizienz und Schutz kombinieren und sich dabei besser skalieren lassen als klassische On-Premise-Modelle.
Typische Kostenfallen bei Sicherheitsprojekten
Fehlentscheidungen entstehen häufig dann, wenn Sicherheitsprojekte unter Zeitdruck oder ohne klare Zieldefinition umgesetzt werden. Wer Tools kauft, bevor die Anforderungen präzise analysiert worden sind, läuft Gefahr, Geld für überdimensionierte oder unpassende Lösungen zu verschwenden. Die Folgen: Funktionsüberschneidungen, teure Spezialmodule ohne praktischen Nutzen oder Systemkomplexität, die mehr Kosten verursacht, als sie abwehrt.
Doch auch Outsourcing kann zur Kostenfalle werden, etwa dann, wenn Managed Services ohne klare Leistungskriterien beauftragt werden oder Unternehmen Abhängigkeiten schaffen, die ihre Flexibilität einschränken. Ein weiterer Kostentreiber liegt oft in übermäßiger Individualisierung, also in Sicherheitskonfigurationen, die zwar technisch „perfekt“ sind, aber kaum gewartet oder nachvollzogen werden können – diese treiben langfristig die Betriebskosten in die Höhe.
Unverzichtbare Schutzmaßnahmen mit hoher Wirkung
Einige Sicherheitsbausteine sind hingegen unverzichtbar – technisch, organisatorisch und regulatorisch. Dazu zählen
- Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA),
- Endpoint-Protection-Lösungen,
- E-Mail-Sicherheitsfilter,
- Awareness-Trainings
- sowie Notfall- und Wiederherstellungspläne.
Trotz verhältnismäßig niedrigen Kosten bilden sie das Rückgrat jeder Sicherheitsstrategie. Besonders menschliches Fehlverhalten bleibt ein Hauptrisiko: Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungskampagnen erzielen hier oft eine bessere Rendite als aufwendige technische Upgrades.
Zudem können Unternehmen mit risikobasierter Budgetierung und Frameworks wie NIST oder Cyber Essentials ihre Maßnahmen besser priorisieren. Diese Ansätze machen sichtbar, welche Bedrohungen tatsächlich relevant sind – eine Grundlage, um gezielt statt pauschal zu investieren.
Sicherheit als Business-Treiber statt als Kostenstelle
Cybersecurity wird dann zum Ballast, wenn Aufwand und Risiko nicht mehr im Verhältnis stehen. Überlappende Tools, untergenutzte Systeme und schlecht integrierte Plattformen erhöhen zwar die Sicherheitsausgaben, senken aber nicht zwangsläufig das Risiko. Sicherheit wird dann zum Selbstzweck, der den Geschäftsbetrieb belastet.
Richtig geplant kann Cybersicherheit dagegen zum Effizienztreiber werden. Zentralisierte Identitätsverwaltung, automatisiertes Patch-Management oder integrierte Monitoring-Lösungen geben Unternehmen Kontrolle und Transparenz, reduzieren Ausfallzeiten und steigern operative Stabilität. Entscheidend ist, dass jedes Sicherheitsprojekt eng mit den Geschäftsrisiken und den operativen Abläufen verzahnt bleibt – nicht als technisches Add-on, sondern als strategisches Fundament.
Flexible Lizenzmodelle als Budgetlösung für den Mittelstand
Einen Ausweg aus dem Budgetdilemma bieten flexible Abrechnungsmodelle. Pay-as-you-go-Strategien oder modulare Lizenzstrukturen werden zunehmend bevorzugt, weil sie variable Kosten ermöglichen und Investitionen besser an tatsächliche Nutzung und Risiko anpassen. Gerade für Mittelständler bedeutet das ein Plus an Agilität und eine höhere Chance, Sicherheitsinitiativen dauerhaft finanzierbar zu halten.
Wenn also der wirtschaftliche Druck Unternehmen zu einer neuen Nüchternheit im Umgang mit IT-Sicherheit zwingt, sollte folgende Prämisse im Vordergrund stehen: Während übermäßige Investitionen in Komplexität den Schutz nicht zwangsläufig erhöhen, kann gezieltes, risikobasiertes Vorgehen Budgets entlasten und die Resilienz gleichzeitig stärken. Cybersecurity ist dann kein Kostentreiber, sondern ein Effizienzfaktor, wenn es die Strategie nicht mehr darauf zielt, alles abzusichern, sondern dezidiert das, was wirklich in die Sicherheit des Betriebs einzahlt.
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