Google sieht sich mit einer wachsenden Anzahl von Anfragen staatlicher Stellen nach Nutzerdaten konfrontiert. Die deutschen Gerichte und Behörden sind laut dem aktuellen Transparenzbericht besonders wissbegierig.
In seinem aktuellen »Transparency Report« weist Google für das erste Halbjahr 2016 eine weiterhin steigende Zahl der Anfragen von Gerichten und Behörden zur Herausgabe von Nutzerdaten aus. Insgesamt erreichten das Unternehmen zwischen Januar und Juni 44.943 entsprechende Anträge aus aller Welt, was gegenüber dem letzten Halbjahresbericht einer Steigerung um zehn Prozent entspricht. Laut Google wurde darin die Offenlegung von Daten aus insgesamt 76.713 Nutzerkonten gefordert, die Zahl der betroffenen Nutzer ist damit insgesamt leicht gesunken. Wie schon in den vorherigen Vergleichsperioden sah Google allerdings nur 64 Prozent der Anfragen als ausreichen begründet an und gab die entsprechenden Daten tatsächlich heraus. Wie der Transparenzbericht weiter ausweist, kamen auch dieses Jahr wieder besonders viele Anfragen aus Deutschland. Insgesamt stellten die dazu berechtigten deutschen Behörden und Gerichte 8.788 Anfragen und forderten darin die Herausgabe von Daten aus 13.425 Nutzer-Accounts. Das waren mehr als doppelt so viele Anfragen wie noch ein Jahr zuvor. Allerdings war hierzulande auch die Zahl der nach Googles Ansicht unberechtigten Anfragen erneut höher als im weltweiten Durchschnitt. Nur in 59 Prozent der Anfragen aus Deutschland erteilte der Konzern deshalb die gewünschten Auskünfte.
Unangefochten an der Spitze der Statistik liegen weiterhin die USA mit 14.168 Offenlegungs-Anfragen zu 30.123 Google-Konten. Auch bei der Quote der daraus resultierenden Auskünfte liegt das Land mit 79 Prozent klar an der Spitze des weltweiten Vergleichs. Hinzu kommen hier zudem noch besondere Anfragen der Geheimdienste, die von Google allerdings erst mit sechs Monaten Verzögerung und nur in 500er-Schritten ausgewiesen werden dürfen. Aus dem drittplatzierten Frankreich kamen nur etwa halb so viele Anfragen wie aus Deutschland (4.300). Deutlich seltener wurden aus dem Nachbarland auch gleich Daten zu mehreren Nutzern angefragt, so dass insgesamt nur 5.185 betroffene Konten gezählt wurden. Die Erfolgsquote lag hier mit 60 Prozent ähnlich niedrig wie in Deutschland.
Kein Interesse an den Google-Daten ihrer Bürger haben laut der Statistik beispielsweise Island, Kroatien, Luxemburg, Liechtenstein, Zypern und der Vatikan. Aber auch einige Länder wie China, die Elfenbeinküste, Ghana, Jordanien und der Libanon haben sich angesichts mangelnder Erfolgsaussichten die Mühe gespart. Wahrscheinlich zu Recht, wie 166 komplett erfolglose Anfragen aus Ungarn oder die 390 Anträge aus der Türkei zeigen, von denen nur knapp ein Prozent von Google wie gewünscht beantwortet wurde.