Hintergrundgespräch

So will FTAPI die 65 Millionen einsetzen

21. Februar 2025, 10:02 Uhr | Diana Künstler
Ari Albertini, CEO von FTAPI, verrät im Gespräch mit connect professional, was der Sicherheitssoftware-Anbieter mit dem erhaltenen Invest plant. „Die nächsten drei bis vier Jahre sind entscheidend, um unsere Position als europäischer Player weiter zu stärken“, sagt er.
© FTAPI

Die Münchner IT-Sicherheitsfirma FTAPI sichert sich 65 Millionen Euro für weiteres Wachstum. Ziel ist die Expansion in europäische Märkte sowie die Weiterentwicklung der Automatisierung. CEO Ari Albertini gibt konkrete Einblicke in die strategischen Pläne.

FTAPI hat eine Investition in Höhe von 65 Millionen Euro erhalten (connect professional berichtete). Mit diesem Kapital will der Spezialist für Datenaustausch und -automatisierung seine Marktstellung im DACH-Raum ausbauen und sich stärker in weiteren europäischen Märkten positionieren. Zudem soll das Portfolio um neue Automatisierungsfunktionen erweitert werden.

Doch welche strategischen Überlegungen stecken hinter der Finanzierungsrunde? Und wie soll FTAPI langfristig aufgestellt werden? Im Gespräch mit connect professional gibt CEO Ari Albertini weitere Einblicke.

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Expansion in Europa: FTAPI plant gezielte Markteintritte

Ein zentraler Punkt der neuen Investition ist die Expansion innerhalb Europas. Bislang ist FTAPI bereits in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Nun rückt der Rest Europas ins Blickfeld. „Wir haben in der Schweiz unser Produkt bereits auf Französisch verfügbar gemacht und nun mit einem französischen Investor eine wertvolle Unterstützung an Bord“, erklärt Albertini.

Neben Frankreich gibt es laut Albertini auch in weiteren europäischen Ländern wachsende Märkte für Cybersicherheit, etwa in Italien. „Wir sehen, dass Datenschutzvergehen dort zunehmend mit hohen Strafen belegt werden. Die Sensibilität für IT-Sicherheit steigt also“, so der CEO. Für ein nachhaltiges Wachstum prüft FTAPI derzeit genau, in welchen Ländern das Unternehmen zuerst aktiv wird.      

Automatisierung und tiefere Integration

Neben der Expansion ist ein weiteres großes Ziel von FTAPI, die Automatisierung seiner Plattform weiter voranzutreiben. „Unsere Vision ist es,  Organisationen die volle Kontrolle über ihren Datenaustausch zu geben und sie so compliant und effizient zu machen – und zwar über eine zentrale, nutzerfreundliche Plattform“, erklärt Albertini. Automatisierung spiele insbesondere in regulierten Bereichen eine immer größere Rolle. „Im Gesundheitswesen oder in der kritischen Infrastruktur können nicht einfach beliebige Cloud-Lösungen genutzt werden. Hier braucht es sichere, DSGVO-konforme und hochautomatisierte Prozesse“, so der FTAPI-Chef. Bislang setzen etwa 20 Prozent der FTAPI-Kunden Automatisierung ein, doch das Potenzial sei bei Weitem nicht ausgeschöpft. Eine tiefere Integration in verbreitete Systeme wie Microsoft Teams oder SAP sei ebenfalls in Planung. „Wir wollen dort präsent sein, wo unsere Kunden arbeiten, und die Nutzung unserer Plattform so nahtlos wie möglich machen“, betont Albertini.

Mit der neuen Investition geht auch eine personelle Änderung einher: Der langjährige Co-CEO Daniel Niesler zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück und bleibt für das Unternehmen ein wichtiger Gesellschafter und wertvolles Beiratsmitglied. „Das war ein lang geplanter Schritt und wurde über mehrere Jahre vorbereitet“, erläutert Albertini. Niesler wolle sich künftig stärker auf politische Arbeit und strategische Fragen rund um IT-Sicherheit in Europa konzentrieren. „Wir haben zu wenige Experten, die sich mit IT-Sicherheit auskennen und auf politischer Ebene aktiv sind. Daniel bringt hier die Leidenschaft und das Know-how mit, um das Thema voranzutreiben“, sagt Albertini. In einer Zeit, in der regulatorische Vorgaben wie das kommende NIS2-Umsetzungsgesetz eine große Rolle spielen, könne dies entscheidend sein.

Souveränität und Partnerschaften

Ein zentrales Thema für FTAPI ist und bleibt die digitale Souveränität Europas. Albertini kritisiert, dass europäische IT-Sicherheitsfragen bislang stark von außerhalb beeinflusst werden: „Wir haben gesehen, dass viele europäische Digitalthemen zu großen Teilen von amerikanischen Unternehmen dominiert werden. Wir brauchen aber eigene, starke Lösungen“, betont er. Daher bieten die aktuellen Investitionen auch die Chance, sich mit anderen europäischen Akteuren zu vernetzen. „Die nächsten drei bis vier Jahre sind entscheidend, um unsere Position als europäischer Player weiter zu stärken. Es wird zunehmend schwierig, gegen die Marktmacht internationaler Konzerne zu bestehen“, warnt Albertini. Er sieht dabei nicht nur technische Herausforderungen, sondern auch einen Mangel an Unterstützung innerhalb Europas: „Europäische IT-Unternehmen müssen enger zusammenarbeiten, um mit globalen Wettbewerbern mitzuhalten. Ein starker Binnenmarkt für Cybersicherheit ist entscheidend, damit wir unabhängig von ausländischen Anbietern bleiben können.“ Dafür seien sowohl strategische Partnerschaften mit Unternehmen als auch der Dialog mit der Politik essenziell.


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