Die drohenden Sanktionen der europaweiten Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beeinflussen den deutschen Stellenmarkt deutlich. Eine Analyse der Stellenanzeigen zeigt aber auch, dass sich Unternehmen zum Teil viel Zeit gelassen haben, um wichtige Schlüsselpositionen zu besetzen.
Die DSGVO hatte bereits in den letzten zwei Jahren einen messbaren Einfluss auf den deutschen Stellenmarkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Jobplattform Joblift nach einer Analyse aller 14 Millionen Online-Stellenanzeigen dieses Zeitraums. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Position Data Protection Officer, die ab dem Inkrafttreten der Verordnung in vielen Unternehmen verpflichtend zu benennen ist. Doch gerade diese Schlüsselposition scheint erst kurz vor der nahenden Frist besetzt zu werden: Ein Drittel aller Stellenanzeigen der letzten 24 Monate für Data Protection Officer wurde erst seit Beginn des Jahres 2018 ausgeschrieben.
Laut der Analyse entstanden in den letzten 24 Monaten insgesamt 21.827 neue Stellen mit direktem Bezug zur DSGVO. Dabei wurden in Vorbereitung auf die rechtlichen Änderungen vor allem IT-Fachkräfte gesucht (in 20 Prozent der Stellenanzeigen). Nach Beratern suchten 19 Prozent der Stellenanzeigen und der Job eines Security Engineers war in sieben Prozent der Anzeigen ausgeschrieben. Generell scheinen Unternehmen diese Vorbereitungen aber erst kurz vor der nahenden Frist im Mai 2018 begonnen zu haben. So wurden im Januar dieses Jahres mehr als eineinhalbmal so viele Stellen mit Bezug zur DSGVO ausgeschrieben wie im gesamten Jahr 2017.
Besonders gefragt waren kurz vor der Einführung der DSVGO Data Protection Officer. Die Jobangebote für die Datenschutzfachleute haben sich in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Insgesamt 6.024 neue Stellen für Data Protection Officer wurden in deutschen Unternehmen ausgeschrieben, rund ein Drittel davon jedoch erst im laufenden Jahr. Vor allem Großkonzerne suchten nach Datenschutzexperten: 29 Prozent aller Stellen entstanden in Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Im Vergleich dazu stammen elf der Inserate von kleinen Firmen mit unter 50 Angestellten. Diese Unternehmen bevorzugen vermutlich häufiger kurzfristigere Beratung sowie externen Rechtsbeistand.
Bei der Suche nach einem Data Protection Officer bevorzugen Unternehmen Akademiker: In 85 Prozent der Anzeigen ist ein Hochschulabschluss Teil des Anforderungsprofils. In fast jeder zweiten Stellenanzeige wird ein Studium der Rechtswissenschaften verlangt, ein Hochschulabschluss in Informatik oder Wirtschaftswissenschaften finden sich in 27 beziehungsweise 20 Prozent der Anforderungsprofile. Dabei war der Bachelor-Abschluss im letzten Jahr siebenmal häufiger nachgefragt als zuvor. Hier liegt die Vermutung nah, dass Fachkräfte mit Masterabschluss den steigenden Bedarf nicht decken können.