Interview mit Acme Packet-COO Dino Di Palma

»Systemhäuser müssen sich wesentlich flexibler aufstellen«

21. Januar 2013, 9:00 Uhr | Elke von Rekowski
Acme-Packet COO Di Palma: “Man muß seine Systeme öffnen und zugleich abschotten”. (Foto: Acme Packet)

Der Netzausrüster Acme Packet baut Technik für die Optimierung von IP-Infrastrukturen. COO Dino Di Palma sieht große Herausforderungen durch die Trends hin zu BYOD und Unified Communications.

Die Session Border Contoller des Herstellers Acme Packet werden bei Service Providern und Unternehmen eingesetzt, um ihre IP-Kommunikation sicher zu betreiben und sie für neue IP-basierte Services zu verbessern.

CRN: Immer mehr IT-Verantwortliche in Unternehmen sind überfordert, wenn es um die Sicherung ihrer Firmennetzwerke geht. Trends wie Over-the-top-Services und der Trend BYOD erschweren das Abschotten sensibler Unternehmensinfos. Wo liegen die Gefahren?

Dino Di Palma: Das ist ein Zangengriff. Zum Einen müssen die IT-Chefs zwei sehr unterschiedliche Welten integrieren. Die UC-Welt ist wesentlich komplexer als die IT-oder TK-Welt. Gleichzeitig führt die Integration zu einer nahezu schizophrenen Situation. Man muß seine Systeme öffnen und zugleich abschotten. Und bei BYOD halten mit den Smartphones Geräte Einzug in die Unternehmens-IT, die in Bezug auf Hersteller, Betriebssysteme, Applikationen und Konfigurationen unterschiedlicher kaum sein können.

CRN: Welche Befürchtungen haben Sie für das Jahr 2013? Wird sich der Negativ-Trend zu Cyberspionage und Betrug noch weiter verschärfen?

Dino Di Palma: Auch in diesem Jahr wird es wieder spektakuläre Spionage- oder Betrugsfälle geben. Das liegt in der Natur offener Kommunikationssysteme wie dem Internet, damit müssen wir leben. Unsere Aufgabe ist es daher, das Netz so offen wie möglich und so sicher wie nötig zu halten. Technik für performante und sichere Netze ist da. Somit haben TK-Netzbetreiber die Möglichkeit, über Identitäts- oder Sicherheitsservices wieder ihre Netznähe und Netzkompetenz auszuspielen. Und Unternehmen sind in der Lage, sich aus verfügbaren Bausteinen sichere, selbstverwaltete IKT-Lösungen zu bauen.

CRN: Vor welchen Herausforderungen stehen Ihrer Einschätzung nach IT-Verantwortliche im Jahr 2013?

Dino Di Palma: Größte Aufgabe 2013 wird es sein, Systeme für Echtzeitkommunikation bereit zu stellen. Bis dato sind Telefonie und IT vielerorts noch ein eigene, abgeschottete Bereiche. Videokonferenz ist oftmals Bestandteil der Haustechnik. Bis heute ist schon einiges davon integriert, aber hier stehen wir erst am Anfang. Alle Kommunikationsarten in der IT zu haben, führt zu neuen Zuständigkeiten, die zunächst einmal geregelt werden müssen. Anschliessend kommt die Beschäftigung mit der neuen Komplexität durch RealTime-Kommunikation - mit jeder Menge neuer Endgeräte, Protokolle, Hersteller, Ansprechpartner, Dienstleister und Vertragsarten.

CRN: Was ergibt sich daraus für Systemhäuser, die optimalen Service für ihre Unternehmenskunden bieten wollen?

Dino Di Palma: Systemhäuser müssen sich wesentlich flexibler aufstellen. Sie werden ihre Kunden dabei unterstützen müssen, die neuen multilateralen Beziehungen auf technischer und auf Partner-Ebene zu managen. Das zieht die Schraube der Spezialisierung nochmal um einige Windungen fester, bietet aber die Chance, neue Wettbewerbsfelder zu definieren und zu besetzen.

CRN: Welche besonderen Herausforderungen gibt es für Ihr Unternehmen im europäischen Markt? Wie unterscheidet er sich von anderen Märkten?

Dino DiPalma: Unsere Lösungen, insbesondere die Session Border Controller, sind immer Bestandteil einer Gesamtlösung. Wir sind daher auf starke Partnerschaften angewiesen, wo Kunden selber oder mit Realisationspartnern unsere Technik nicht nur implementieren, sondern in die zukünftigen Anforderungen regelrecht hinein designen. Je hererogener eine Systemlandschaft, desto mehr Flexibilität ist erforderlich. Hinzu kommt, daß die zukünftigen Kommunikationslösungen mit der Akzeptanz und Verbreitung von SIP-Trunks stehen und fallen. Das heißt, die IP-orientierte Anbindung der Carrier auf Basis des SIP-Protokolls an die Unternehmensnetze muß gegeben und wirtschaftlich sein. Die aber ist hierzulande total fragmentiert und viele Netzbetreiber haben hierfür nach wie vor kein echtes Preismodell.


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