Big Data-Angsttherapie:

Über Bord mit den lästigen Sorgen!

19. Juni 2015, 10:15 Uhr | Stefan Adelmann
© Fotolia / BillionPhotos.com

NSA, Hacker, Cyber-Kriminelle - die Liste der Daten-Tunichtgute ist lang. Aber keine Angst. Mit etwas mehr Offenheit gibt es nichts zu befürchten.

Der Deutsche an sich ist ja ein Angstbürger. Gefährliche Südlink-Stromtrassen hier, drohende Überfremdung dort und multiresistente Keime sowieso überall. Ein Wunder, dass dieses Land aus geballter Phobie und Beschwerde noch so reibungslos funktioniert. Schon der morgendliche Schritt vor die Haustür ist eine Bedrohung lebenswichtiger Körperfunktionen sowie zahlreicher Grund- und Persönlichkeitsrechte. Die Person in der U-Bahn steht etwas nahe, der Nachbartisch hat doch die größere Portion bekommen und hat dieser Typ gerade mein Auto berührt?

Heutzutage werden diese Ängste selbstverständlich um eine digitale Komponente ergänzt. Der eigene Datenwust ist des Deutschen liebster Schatz – gleich nach dem Auto und Fußball, versteht sich von selbst. Glücklicherweise nimmt die furchtlose Führung in Person von Frau Merkel den allzu unmündigen und angststarren Bürger an die Hand und setzt dieser Mensch gewordenen Zwangsstörung endlich ein Ende. »Big Data ist keine Bedrohung, sondern die Wertschöpfungsmöglichkeit der Zukunft«, konstatiert die »Digitale Kanzlerin«, wie sie schon jetzt mit bewunderungsschwangeren Stimmen genannt wird und rief zu weniger Bedenken gegenüber Big Data und der Digitalisierung auf. Über Bord mit den lästigen Sorgen. Big Data ist Wirtschaft und die steht nun mal vor schnöden weltlichen Sicherheitsbelangen. Dass in einer fortschrittlichen Nation wie der unsrigen kein Platz für Angstfantasien 4.0 ist, bezeugt letztendlich der vorbildliche Umgang mit dem Big Data-Vorreiter und Datenvollverwerter NSA. Ängste überwindet man nur mit positiver, stets lächelnder Konfrontation und nicht mit offengelegten Selektorenlisten. Also liebe Bürger, sehr geehrter Mittelstand, Schluss mit den schlotternden Knien und raus mit den Daten. Schließlich muss man schon genau hinsehen, um einen Fall zu finden, bei dem jemand Schabernack mit digitalen Informationen getrieben hätte. Zumal die neue Freizügigkeit auch einen finanziellen Vorteil bietet: Firewalls, Security-Software, Backup – alles überflüssig. Denn auch Botnet, Cyberpiraten, Vorratsdatenspeicherer, Regierungs-Hacker und andere Kraken gehören zur Abteilung Big Data, vor der sich, wie wir jetzt wissen, niemand fürchten muss. Dass so ein Konzept der offenen Türen funktioniert, hat der Bundestag ja gerade mit wehenden Fahnen und aufgeschlossenen Netzen unter Beweis gestellt.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+