Eine eigenartige Politik verfolgt Apple in Sachen »Virenschutz für Macs«: Erst stellte der Hersteller auf eine Support-Web-Seite einen Artikel, in dem er den Einsatz von Antiviren-Programmen empfahl. Dann löschte er den Beitrag mit dem Hinweis, Macs seien auch so sicher genug. »Falsch«, sagt die IT-Sicherheitsfirma Intego.
Laut Laurent Marteau, dem Chief-Executive-Officer der Sicherheitsfirma Intego Security, ist auch Mac OS nicht gegen fehlerhafte Programmierung und Sicherheitslöcher gefeit. Alleine in diesem Jahr hat Apple für seine Produkte 34 Sicherheits-Updates herausgebracht, unter anderem für Mac OS, Quicktime und Software, die auf dem iPhone und iPods läuft.
Diese Sicherheitslücken und Fehler könnten sich Angreifer zunutze machen, um beispielsweise Viren auf Mac-Systemen einzuschleusen.
Laut Indigo ließ sich Apple in einigen Fällen mehrere Monate lang Zeit, bis Sicherheitslöcher geschlossen wurden. In einem Beitrag im Mac-Security-Blog von Intego werden einige Beispiele genannt, etwa ein massiver DNS-Fehler.
Zudem, so ein weiterer Kritikpunkt, stellt Apple Sicherheits-Patches nur sporadisch zur Verfügung, sodass sich IT-Sicherheitsmanager nicht darauf einstellen können – im Gegensatz zu Microsoft, das einen monatlichen »Patch-Day« eingeführt hat.
Schadsoftware für Mac-Systeme hat immer noch Seltenheitswert. Allerdings ändert sich das gerade. Intego hat in diesem Jahr bislang acht Sicherheitswarnungen herausgegeben, die Trojaner, Rootkits und andere Malware betreffen, die auf Apple-Rechner zielt.
Die IT-Sicherheitsfirma geht davon aus, dass dies erst der Anfang einer Welle von Schadprogrammen ist, mit denen Angreifer Macs und iPhones attackieren. Ein Grund dafür ist der steigende Anteil von Apple im Rechner- und Smartphone-Markt. Das macht diese Geräte für Cyberkriminelle interessanter.
Ein weiterer Faktor ist das geringere Sicherheitsbewusstsein von Apple-Usern. Da es, ähnlich wie bei Unix und Linux, bislang kaum Viren oder Trojaner für Mac OS und Co. gab, mussten sich Nutzer von Apple-Systemen bei weitem nicht so intensiv wie Windows-Nutzer mit dem Thema Sicherheit beschäftigen.
Eine Hintertür, über die sich Angreifer Zugang zu Macs verschaffen, sind Anwendungen wie Word und Excel. Als Werkzeuge dienen Makro-Viren, die sowohl die Mac-OS- als auch Windows-Versionen dieser Programme befallen.
Vor allem ältere Versionen wie Office 2004 für Mac OS sind gefährdet. Bei Office 2008 fehlt dagegen die Visual-Basic-Komponente für Anwendungen. Somit greifen solche Angriffsformen bei dieser Software nicht.
Eine Gefahr für Mac-User besteht darin, dass häufig Excel- und Word-Dokumente zwischen Windows- und Mac-Rechnern ausgetauscht werden. Das kann zu einer Infektion von Mac-OS-Systemen führen, zumal viele Anwendungen, speziell Excel, stark auf Makros bauen.
Speziell Geschäftskunden sollten laut Intego vor diesem Hintergrund Mac-Rechner mit einer Antiviren-Software ausstatten.
Natürlich hat das Unternehmen dabei auch den eigenen Nutzen im Auge, denn mit »Virus Barrier X5« bietet es ein solches Programm an.
Eine Beeinträchtigung der Leistung ihres Macs müssen Nutzer von Apple-Rechnern Intego zufolge nicht fürchten. Tests hätten ergeben, dass die Antiviren-Software des Herstellers nur wenig CPU-Leistung für das Scannen von Dokumenten und anderen Daten benötigt.
Virus Barrier checkt jede Datei, sobald sie geöffnet, gespeichert oder editiert wird.
Unter dem Strich, so Intego, seien Mac-Rechner immer noch deutlich weniger Gefahren ausgesetzt als Windows-Systeme. Trotzdem sollten Nutzer von Apple-Systemen Sicherheitsvorkehrungen treffen, vor allem Firmen und Behörden, in denen solche Rechner eingesetzt werden.
Die Zeiten, in denen sich Apple-User auf einer Insel der Seligen wähnen konnten, seien jedenfalls vorbei.