Während der letzten Wochen hat sich gezeigt: Der US-Geheimdienst NSA überwacht im Internet so ziemlich alles außer Tiernahrung. Im Kampf der USA gegen allgegenwärtige Terrorbedrohungen wächst die NSA stetig und baut ihre RZ-Kapazitäten dramatisch aus. Dass die US-amerikanische oder gar die deutsche Politik erfolgreich gegensteuern kann, ist nicht zu erwarten. Welcher US-Politiker würde schon der NSA Gelder verweigern, um sich dann beim nächsten Attentat vorwerfen zu lassen: "Ohne die Budgetkürzungen wäre das aber nicht passiert!" Deshalb folgen hier - insbesondere im Hinblick auf Vertreter der Generation "Damals haben wir noch gegen die Volkszählung gekämpft" - zehn Tipps für das Leben unter den wachsamen Augen der NSA:
1. Um Douglas Adams zu zitieren: „Keine Panik!“
2. Nutzen Sie Verschlüsselungs-Tools wie PGP oder Truecrypt, aber nur für die unwichtigen Dinge. Das verwirrt die Geheimdienste und treibt deren Kosten in die Höhe. Gegen die Auswertung von Metadaten (auch als „Vorratsdatenspeicherung“ bekannt) hilft Verschlüsselung herzlich wenig. Wichtige Dinge schicken wir deshalb lieber wieder per Post oder klären sie im persönlichen Gespräch.
3. Wenn Sie zu jenen Menschen gehören, die argumentieren, sie hätten ja eh nichts zu verbergen, dann lassen Sie sich ihre Kontonummer samt PIN auf das Hinterteil tätowieren, rennen Sie nackt durch die Straßen und rufen Sie: „Ich bin frei! Ich bin frei!“ Falls Sie daraufhin von ein paar freundlichen weißgekleideten Herren mit einer sehr langärmeligen Jacke begrüßt werden, fordern Sie: „Die Präsidenten-Suite bitte, mit Blick auf’s Meer, aber ohne Internet-Anschluss.“ Sagen Sie, Sie kämen aus der Zukunft und seien auf der Suche nach den „Twelve Monkeys“. Zucken Sie dabei immer etwas mit diversen Körperteilen und öffnen Sie die Augen beim Sprechen weiter als nötig. Dann wird alles gut.
4. Anfang 2012 wurde ein britsches Touristenpärchen am Flughafen Los Angeles an der Einreise gehindert, weil sie auf Twitter scherzhaft gepostet hatten, ihr Ziel sei, Amerika zu „zerstören“. Selbst in stundenlangen Verhören konnten sie dem US-Heimatschutz offenbar nicht glaubhaft machen, dass „to destroy a place“ im britschen Slang so viel heißt wie „an einem Ort diverse gastronomische Etablissements zwecks Inhalation großer Mengen alkoholischer Getränke aufsuchen“, und so wurden die beiden ins nächste Flugzeug zurück nach England gesetzt. Wir merken uns also: Niemals „Destroy“ zusammen mit „America“ oder dem Namen einer US-amerikanischen Stadt in einem Satz verwenden!
5. Eine Ausnahme von Regel 4 bildet die ehemalige Automobilmetropole Detroit: „We’re going to destroy Detroit“ ist OK. Denn auf diese Aussage würde wohl so ziemlich jeder Amerikaner antworten: „Da sind Sie zu spät dran, das hat unsere marode Autoindustrie schon längst selber hingekriegt.“
6. Sollten Sie den Satz „We’re going to destroy Detroit“ verwenden im Sinne von „Wir wollen in Detroit saufend um die Häuser ziehen und so richtig einen draufmachen“, dann raten wir: Lassen Sie’s. Schließen Sie sich lieber in einer Bahnhofstoilette ein und trinken Sie eine Flasche Jägermeister auf ex. Der Effekt dürfte ähnlich sein.
7. Schreiben Sie einfach nichts Verdächtiges ins Internet. Üben Sie Selbstzensur. Lassen Sie uns das Prinzip an folgendem Witz illustrieren: Präsident Obama fährt nach Guantanamo, geht dort in eine Bar und bestellt einen Cuba Libre. Sagt der Barkeeper: „Na, Herr Obama, das ist ((zensiert)).“ Sehen Sie, es geht doch!
8. Verzichten Sie auf US-amerikanische IT- und Cloud-Anbieter. Nehmen Sie statt Apple, Microsoft, Google, Amazon, Ebay, Facebook, Twitter und Co. einfach renommierte vergleichbare Hersteller und Dienste aus deutschen Landen wie etwa … tja, ähm … also, an diesem Tipp arbeiten wir noch. Schauen Sie einfach in ein paar Jahren nochmal vorbei.
9. *Sponsored Tipp* Wenn Sie ein arabischer Terrorist sind, planen Sie ihre Anschläge ruhig auf Facebook. Nennen Sie Anschlagsziel und -zeitpunkt einfach auf Arabisch. Die NSA spricht kein Arabisch. *Tipp gesponsort von ((zensiert))*
10. Konzentrieren Sie Ihre Achtsamkeit nicht ausschließlich auf die NSA: Auch andere Länder haben ihre Geheimdienste, und auch die überwachen das Internet, so gut sie es eben können. Anders formuliert: Sie sind nicht paranoid, es sind wirklich alle hinter Ihnen her. Bei näherem Betrachten und auf die Gefahr hin, den militanten Flügel der Douglas-Adams-Fans zu verärgern: Es könnte sein, dass der Meister in seinem literarischen Oeuvre die Rolle der Geheimdienste ein wenig unterschätzt hat. So ein bisschen Panik ist vielleicht doch angebracht.