CRN Kopfnuss

Wie soziale Marktwirtschaft funktioniert

11. Oktober 2013, 10:55 Uhr |
Gerechtigkeit der Erde, oh Herr, hat dich getötet: Auch mit diesem Vorurteil räumt Hubertus Pellengahr schon noch auf (Foto: INSM)

INSM ist der selbsternannte Gerechtigkeitsmonitor. Wie moderner Wohlfahrtsstaat funktioniert, propagiert - schön frisiert - Hubertus Pellengahr.

Alte Zöpfe einfach mal abschneiden, ist in diesem unseren Lande gar nicht so einfach. Man denke nur an die Friseure in Brandenburg, die seit der Einführung eines Mindestlohns für diese Dienstleistung künftig erheblich mehr als drei Euro verlangen werden. Ein schändliches Lohndiktat sei das, schimpfte unlängst die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Schon sieht dieser Think Tank der deutschen Arbeitgeberverbände zottelige Kolonnen von Deutschen gen Polen und Tschechien marschieren, um sich von der unschlagbar billigen Auslandskonkurrenz barbieren zu lassen. Der wirtschaftsliberale Standort Deutschland ist wieder einmal in Gefahr, durch falsch verstandene Wohlfahrtspolitik einen intakten Wirtschaftskreislauf zu ruinieren.

Alte Zöpfe schneidet man nicht einfach ab – für Wucherpreise um 3,50 Euro schon gar nicht! Hubertus Pellengahr ist Chef der INSM und lässt sich seine Haare wahrscheinlich von einem armenischen Schafhirten schneiden, der für dieses Einzelgewerk als Subunternehmer in einem Berliner Salon etwas mehr erhält als jene 1,50 Euro, die er als Tagelöhner in seinem Heimatland bekäme.
Für so viel Wohlfahrt ist Deutschland weltweit bekannt, doch damit muss nun endgültig Schluss ein.

Nicht vorhandene Armut zu bekämpfen, hält Pellengahr und seine INSM genauso für einen Fehler wie den nicht existenten Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau beseitigen zu wollen. Überhaupt sind staatliche Eingriff in die freien Kräfte der Wirtschaft überflüssig. Der Markt reguliert besser, was der fehlbare Mensch krampfhaft ordnen will.

Also ist auch die Übernahme von E-Plus durch O2 ein Segen für den kurzsichtigen Konsumenten. Mehr Konkurrenz durch weniger Wettbewerber, überrascht die INSM mit ihrer Kompetenz auch auf dem Felde der neu verteilten Kräfte im Telekommunikationsmarkt. Wie die Kopfnuss exklusiv erfahren hat, stehen Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur schon vor ihrer Auflösung. Als nächstes schafft eine neue Monopolkommission unter Führung der Automobil und ITK-Branche den hemdsärmlichen deutschen Mittelstand ab und mit ihm die überflüssige Presse.

Im Zeitalter des Internets braucht es schließlich nicht mehr den Journalisten, der mit lesenswerten Geschichten die Aufmerksamkeit auf die Werbung in Zeitungen und Zeitschriften lockt. Das kann Google & Co und natürlich die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft besser. Haare schneiden für knapp drei Euro die Stunde: Auch umgeschulte Journalisten werden noch zu schätzen wissen, was sozial und schön an dieser unserer Marktwirtschaft ist.


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