In einem Interview hat Amazon-Manager Paul Misener erklärt, warum die geplanten Lieferdrohnen des Versandhändlers eher mit Pferden als mit Autos zu vergleichen sind, und warum es eine differenziertere Gesetzgebung braucht.
Im vergangenen Jahr hatte sich die FAA für schärfere Regeln bei Drohnenflügen stark gemacht. Die US-Flugaufsichtsbehörde trat dafür ein, dass bei schwereren Drohnen eine Sichtverbindung zwischen dem Piloten und dem Fluggerät bestehen muss – für den kommerziellen Drohneneinsatz eine hohe Hürde, zumal die Frage offen bleibt, wie es um selbständig fliegende Drohnen ohne eigentlichen Piloten steht. Solche entwickelt derzeit der Online-Versender Amazon für einen automatischen Lieferservice. In einem Interview mit Yahoo sagte nun Paul Misener, Vice President for Global Public Policy bei Amazon, es brauche differenziertere Regeln. Derzeit könne die FAA vor allem kommerzielle Drohnen regulieren, aber kaum private. Zumindest sollte man der Behörde für beide Bereiche dieselben Kompetenzen geben. »Aber man würde wohl die Amateure stärker regulieren wollen, weil sie weniger Training haben und ihre Drohnen nicht so weit entwickelt sind«, so seine Einschätzung.
Was er mit »weit entwickelt« meint, führte Misener zudem anschaulich aus. Die Amazon-Drohnen würden sich massiv von denen aus dem Handel unterscheiden und eine Art »Sense-and-Avoid«-Technologie nutzen, also Hindernisse erkennen und ihnen ausweichen. Diese Drohnen sind eher wie Pferde und nicht etwa mit Autos vergleichbar«, erklärte der Manager. »Wenn Sie einen kleinen Baum in ihrem Vorgarten haben und mit dem Auto – aus was für Gründen auch immer – dagegen fahren wollen, dann können Sie das tun. Ihr Ehepartner wird vielleicht nicht glücklich damit sein, aber Sie können es tun. Versuchen Sie jedoch ein Pferd gegen den Baum zu reiten, dann wird es das nicht tun. Das Pferd wird den Baum sehen und herumgehen.« Genauso sei es auch mit den Amazon-Drohnen, die wissen würden, dass sie nicht mit Bäumen kollidieren sollen.
Misner wünscht sich, dass die Behörden für Drohnen einen eigenen Flugkorridor zwischen 200 und 400 Fuß Höhe freigeben. Damit gäbe es einen sicheren Puffer nach oben, zum normalen Flugverkehr. Unterhalb 200 Fuß sollten die Drohnen nur für bestimmte Operationen unterwegs sein – Landschaftsaufnahmen oder Häuserfotografie im Immobiliengeschäft. Im Falle von Amazon lediglich für Start und Landung. »Wir glauben, dass die Drohnen von Amazon Prime Air bald als so normal angesehen werden wie ein Liefertruck, der die Straße herunterfährt«, so Misner. Er betonte auch, dass es nicht darum ginge, sich unabhängig von Logistikunternehmen zu machen, sondern Lieferungen schnell zuzustellen – idealerweise binnen 30 Minuten. Wenn man die Drohnen richtig entwickle, drohe auch kein Hitchcock-Szenario - die Drohnen würden nicht laut und nervig sein. Es sei sogar eine sehr cool technische Herausforderung, sie leise und unauffällig zu machen.