Cyberkrieg der Spam-Fronten

DDoS-Angriff bremst Internet aus

28. März 2013, 10:35 Uhr | Stefan Adelmann
Cyberwar hat sich mittlerweile zu einer übegreifenden Thematik entwickelt (Bild: Fotolia/XtravaganT)

Es war der angeblich größte Online-Angriff der Geschichte. Eine DDoS-Attacke auf die niederländische Organisation Spamhaus hat in vielen Ländern das Internet verlangsamt und eine neue Diskussion über den Cyberwar losgetreten.

Selbstjustiz soll der Hintergrund der angeblich größten DDoS-Attacke in der Geschichte des Internets sein. Laut Medienberichten fanden sich die Verantwortlichen über einen Chatraum in Skype zusammen, um die Datenüberlastung der Online-Präsenz von »Spamhaus« zu organisieren. Die niederländische Organisation steht für die Bekämpfung von Spam und blockiert Adressen, die mit der Versendung der unerwünschten Nachrichten in Verbindung stehen. Auf der Gegnerseite befindet sich »Cyberbunker«, ein niederländischer Provider, der sich für Internetfreiheit ausspricht und seinen Kunden größtmögliche Freiheit im weltweiten Netz bieten will. Laut Betreiber Sven Olaf Kamphuis befinden sich unter seinen Klienten »Opfer« von Spamhaus und er hat diese der Gegenoffensive »Stophaus« zugeführt. »Ich habe dann noch ein paar meiner Kunden dazugeholt, die in der Vergangenheit von Spamhaus erpresst wurden, und dann ging es los«, so Kamphuis gegenüber Spiegel Online.

Das Skype-Kollektiv organisierte anschließend den Angriff auf die Spam-Gegner und überlastete das Netz zeitweise mit einer Datenflut von 300 Gbyte pro Sekunde. Das wirkte sich nicht nur auf Spamhaus aus, sondern auf das komplette Internet. Besonders in Großbritannien, Deutschland und in den Niederlanden hat der Angriff die Datenverbindungen merklich verlangsamt. Dennoch konnte sich der Angegriffene mit der Unterstützung großer Internet-Konzerne wie Google über Wasser halten und die Überlastung auf verschiedene Kanäle verteilen.

Laut den Verantwortlichen der Attacke missbraucht Spamhaus seine Stellung und gibt sich als selbsternannte Internetpolizei. Auf der gegenüberliegenden Seite steht ein Verband von Aktivisten, die eine weitreichende und destruktive Selbstjustiz üben. Gerade diese schwammigen Grundlagen und Fronten dürften den Diskurs um den immer stärker werdenden Cyberwar weiter anheizen und bei Regierungen und Militärs die Frage aufwerfen, ob ein Online-Angriff nicht zumindest teilweise mit einem physischen Angriff gleichgesetzt werden muss.


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