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Digitalpionier TA Triumph Adler

Pragmatische Lösungen statt Perfektionismus

Vom Bürogerätehersteller zum Managed Service Provider: Unter CEO Christopher Rheidt hat sich TA Triumph-Adler neu erfunden. Heute begleitet das Traditionsunternehmen den Mittelstand als Digitalisierungspartner mit Fokus auf Service, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Beratung.

Interview: Diana Künstler • 25.9.2025 • ca. 7:45 Min

Christopher Reidt, TA Triumph Adler
Christopher Rheidt, Geschäftsführer TA Triumph-Adler und Executive Vice President Kyocera Document Solutions Europe Management
© TA Triumph Adler

TA Triumph-Adler blickt auf über 125 Jahre Firmengeschichte zurück – und steht heute wie kaum ein anderes Unternehmen seiner Branche für konsequente digitale Transformation. Seit 2016 treibt Geschäftsführer Christopher Rheidt den Wandel voran: weg von reiner Hardware hin zu Cloud-Services, Dokumentenmanagement und Beratung. Dabei setzt er bewusst auf Partnerschaften – vom Start-up bis zur Bundesdruckerei – und verankert neue Impulse in der Unternehmenskultur.

Die Digitalisierung im Mittelstand, sagt Rheidt, brauche vor allem pragmatische Lösungen mit schnell spürbarem Mehrwert. Gleichzeitig rücken digitale Souveränität, Nachhaltigkeit und flexible Geschäftsmodelle in den Fokus – Faktoren, die über die Wettbewerbsfähigkeit der kommenden Jahre entscheiden. Im Interview erklärt er, wie Kooperationen den Wandel beschleunigen, warum digitale Souveränität zur Kernaufgabe wird und weshalb Kunden künftig mehr Beratung als Hardware erwarten.

connnect professional: TA Triumph-Adler hat unter Ihrer Leitung den Wandel vom Bürogerätehersteller zum Spezialisten für Dokumentenmanagement vollzogen. Welche entscheidenden Schritte und strategischen Weichenstellungen waren für diese Transformation ausschlaggebend?

Christopher Rheidt: Als wir den Prozess angestoßen haben war uns schnell klar: Wir brauchen einen Perspektivwechsel und wollen den Blick über den Tellerrand. Also haben wir Kooperationen initiiert und verstärkt mit neuen Unternehmen zusammengearbeitet, um von diesen zu lernen oder um deren Lösungen in unsere Angebote zu integrieren. Aber nicht kopflos, sondern gezielt: Gerade das Thema Service ist für uns schon immer sehr wichtig gewesen, daher ging es bei der Auswahl unserer Kooperationspartner auch stets darum, wie wir unser Serviceportfolio durch innovative Angebote aufwerten oder sogar ausbauen können.

Ein Beispiel ist die strategische Partnerschaft mit der Bundesdruckerei GmbH im Bereich Dokumenten- und IT-Sicherheit. Wir haben aber auch mit Start-up-Unternehmen kooperiert, die einen ganz anderen Geschäftsansatz haben. Aus diesen Erfahrungen konnten wir viele wertvolle Impulse für unsere weitere Entwicklung ziehen. Es folgte aber auch die Erkenntnis, dass längst nicht alles verkehrt ist, was wir bereits tun.

Danach ging es an die Umsetzung: Learnings aufbereiten, diese in konkrete Schritte überführen, die benötigte Expertise auf- und ausbauen und den Wandel im Unternehmen sowie gegenüber Kunden kontinuierlich erklären, damit unsere neuen Angebote und Geschäftsmodelle auch verstanden und angenommen werden.

connect professional: Sie positionieren TA als ganzheitlichen Lösungsanbieter für die Digitalisierung im Mittelstand. Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Umsetzung digitaler Strategien in mittelständischen Unternehmen – und wie begegnen Sie diesen?

Rheidt: Die Bedeutung der Digitalisierung ist flächendeckend im Mittelstand angekommen. Oft mangelt es aber an der Umsetzung – oder besser: der Umsetzungsgeschwindigkeit. Dies wird nun sicherlich durch die schwächelnde deutsche Wirtschaft und die herausfordernde Weltlage noch verstärkt. Ressourcen und Budgets im Mittelstand sind begrenzt, notwendige Investitionen werden teilweise hinausgezögert oder verworfen. Deutsche Unternehmen tendieren oft zum Perfektionismus und suchen Lösungen, die möglichst genau auf ihre individuellen Anforderungen zugeschnitten sind. Daran ist erstmal nichts Falsches, aber wir empfehlen häufig, erst mit kompakten Standard-Lösungen anzufangen. Solche, die skalierbar sind und sich mit der Zeit erweitern und an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen lassen.

Ein weiterer Hemmfaktor ist die fehlende Expertise durch den sich weiter verstärkenden IT-Fachkräftemangel und die Überlastung vorhandener IT-Ressourcen. Als ganzheitlicher Anbieter unterstützen wir unsere Kunden auf Produktebene bei der Verwaltung ihrer Druckinfrastruktur – sowohl bei der IT-Sicherheit, als auch bei der Funktionalität – um deren IT-Abteilungen zu entlasten. Bei unseren digitalen Dokumentenmanagement-Lösungen achten wir darauf, dass diese einfach zu implementieren sind und die Mehrwerte im Tagesgeschäft schnell spürbar werden. Mit diesen Angeboten wollen wir nicht nur die Workflows unserer Kunden effektiver gestalten, sondern ihnen auch einen einfachen Einstieg in moderne Technologien wie die Cloud ermöglichen. Hierfür erweitern wir unser Portfolio für das digitale Dokumentenmanagement stetig. Aktuellstes Beispiel ist TA Cloud Capture – eine Softwarelösung für hybride Arbeitsweisen mit der gescannte Dokumente direkt aus dem Multifunktionssystem heraus in der Cloud gespeichert werden können.

Darüber hinaus spüren wir bei unseren Kunden einen erhöhten Bedarf nach strategischer Beratung beim Change-Management. Ein stetig wachsendes Interesse gibt es auch bei flexiblen und verbrauchsbasierten Finanzierungsmodellen. Auch in diesen Bereichen überprüfen wir unsere Angebote regelmäßig und passen diese entsprechend an.

connect professional: In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten rückt das Thema digitale Souveränität stärker in den Fokus. Welche Bedeutung messen Sie diesem Aspekt bei und wie setzen Sie ihn in Ihrer Unternehmensstrategie konkret um?

Rheidt: Die Fähigkeit von Unternehmen, sich im digitalen Raum selbstbestimmt, sicher und unabhängig zu bewegen und die Hoheit über Daten, Systeme und Infrastrukturen zu behalten, ist zu einem entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit geworden. Natürlich ist das auch für uns sehr wichtig. Aus diesem Grund investieren wir gezielt in unsere Produkte, aber auch übergeordnet in die Bereiche Datenschutz und IT-Sicherheit. So sind wir beispielsweise seit Jahren gemäß der ISO 27001 im Bereich Informationssicherheit zertifiziert. Ein Beispiel aus dem Produktbereich ist TA Cloud DMS, unsere cloudbasierte Plattform für das Informations- und Dokumentenmanagement, die kürzlich vom Bundesverband IT-Mittelstand das Zertifikat „Software Hosted in Germany“ erhalten hat.

Zudem ist es für uns selbstverständlich, dass alle unsere Produkte höchste Sicherheit bieten. So verfügen unsere Multifunktionssysteme bereits ab Werk über einen sehr hohen Umfang an innovativen IT-Sicherheitsfunktionen. Mit TA Cockpit Red bieten wir beispielsweise auch einen zusätzlichen Security Manager für das Flottenmanagement an, mit dem unsere Kunden alle sicherheitsrelevanten Einstellungen ihrer Systeme konfigurieren können.

Chrisopher Rheidt, TA Triumph Adler
Christopher Rheidt: „Die Schwerpunkte verschieben sich. Wir werden immer stärker zu Beratern, um unsere Kunden bei ihrer digitalen Transformation bestmöglich zu unterstützen. [...] Etwas zugespitzt kann man sagen: Heute sind wir mehr ,Trusted Advisor' als Lieferant für den Kunden.“
© TA Triumph Adler

connect professional: Sie haben sich bewusst Input aus der Start-up-Szene geholt und den Kulturwandel bei TA aktiv vorangetrieben. Welche Impulse aus dieser „Safari durch Digitalien“ haben sich langfristig bewährt?

Rheidt: Festgesetzt hat sich sicherlich die Leitidee „Kooperation schlägt Wettbewerb“. Vor allem der Gedanke, dass man nicht jedes Thema alleine angehen muss, ist geblieben. Gerade im Servicebereich hat es sich bewährt, gemeinsam mit Partnern Angebote anzubieten – und diesen Ansatz werden wir auch in Zukunft weiter verfolgen. Auch wenn das vom Grundsatz her natürlich keine Einbahnstraße ist und auch zusätzlichen Aufwand mit sich bringt, denn vertikale Partnerschaften funktionieren nur über geteilte Kompetenzen – das bedeutet, jeder bringt etwas ein.

Doch Fakt ist auch: die Initiative hat sehr viel bei uns losgetreten und für ein offeneres Mindset gesorgt. Intern ist daraus beispielsweise das Programm „Innovation Powerhouse“ entstanden, bei der sich viele Kolleginnen und Kollegen bis heute beteiligen und neue Ideen einbringen. Seit der Corona-Pandemie ist das ehrlicherweise etwas zurückgegangen, aber wir arbeiten daran, das wieder stärker in den Fokus zu rücken.

connect professional: Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad in der Dokumentenmanagement-Branche ein? Gibt es Technologien oder Marktstrategien, die Sie persönlich besonders inspirieren?

Rheidt: Als Branche können wir sicherlich noch besser werden, aber wir sind auf einem guten Weg. Ein moderner MFP ist heute „Cloud-ready“ und vielmehr als nur ein Gerät für das Bedrucken von Papier. Er ist ein vernetztes Powerhouse, das als Schnittstelle zwischen der analogen und digitalen Welt fungiert – und als verbindendes Element zwischen Homeoffice und Büro auch hybride Arbeitsweisen ermöglicht. Als wichtiger Bestandteil von automatisierten Workflows leitet der MFP darüber hinaus eingescannte Dokumente in digitale Systeme zur Analyse, Archivierung oder Weiterverarbeitung und erleichtert damit Prozesse wie das digitale Rechnungs- oder Personalwesen. Anbieter für das digitale Dokumententenmanagement brauchen somit auch entsprechende IT-Skills sowie Service-Angebote, um diese Geräte überhaupt anbieten und verwalten zu können.

Digitale Dokumentenmanagement-Lösungen, wie yuuvis RAD as a Service, sind für mich ein wenig die Hidden-Champions der Branche. Zwar liegt der Fokus oft auf spezifischen und standardisierten Anwendungen, doch gerade diese Lösungsorientierung macht sie so erfolgreich. Das zeigt auch eine Bitkom-Studie, die sagt, dass 79 Prozent der Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden in Deutschland ECM-Lösungen einsetzen. Mich persönlich beeindrucken vor allem spezifische Branchenlösungen, die in ein Ökosystem integriert werden und dadurch die Effektivität von Prozessen gegenüber Insellösungen deutlich erhöhen.

connect professional: Welche digitalen Entwicklungen oder Geschäftsmodelle werden Ihrer Einschätzung nach in den nächsten fünf Jahren den größten Einfluss auf Ihr Geschäftsfeld haben?

Rheidt: Die zunehmende Integration der Cloud sorgt für eine erweiterte Funktionalität von Hard- und Softwarelösungen. Sie sorgt auch dafür, dass beim Vertrieb von digitalen Angeboten flexible Abo-Modelle nach dem Software-as-a-Service-Prinzip zunehmen. Gerade der Bereich der digitalen Dokumentenmanagementlösungen bleibt ein Wachstumsfeld. Die zunehmende Integration von künstlicher Intelligenz, allen voran die von KI-Agenten, wird auch unsere Branche stark beeinflussen und prägen. Das Feld der Data Analytics wird ebenfalls weiter an Bedeutung gewinnen, also insbesondere die Frage, wie sich aus großen Datenmengen konkrete Mehrwerte ziehen lassen.

connect professional: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Digitalisierungsstrategie – und wo sehen Sie Synergien zwischen ökologischen Zielen und effizienteren digitalen Prozessen?

Rheidt: Nachhaltiges Wirtschaften ist für TA Triumph-Adler sehr wichtig. Das gilt natürlich auch für unsere Digitalisierungsstrategie. Hier haben wir uns als Konzern eine nachhaltige Transformation als Ziel gesetzt. Das bedeutet, zum Beispiel, dass wir auch im digitalen Bereich möglichst ressourcenschonend arbeiten, Tools sorgfältig auswählen und darauf achten, dass die Lösungen skalierbar sind. Auch auf Seite unserer Produkte wenden wir das an. Dank der Ecosys-Technologie unseres Mutterkonzerns ermöglichen unsere Hardwareprodukte durch langlebige Komponenten schon seit langem einen besonders ressourcenschonenden Betrieb. Dies gilt es nun, im Rahmen unserer digitalen Transformation, in weitere Bereiche zu übersetzen.

Dementsprechend entwickeln wir auch unsere Produkte und sind permanent mit unseren Kunden im Dialog, um daraus Ableitungen für nachhaltige Innovationen ziehen zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist der „Energiemanager“ in unserer Monitoring-Lösung TA Cockpit Green, die auf Anregung eines Kunden aus dem öffentlichen Sektor entstanden ist und mittlerweile auch in Industrieausschreibungen Standards setzt. Mit dem Energiemanager können Kunden den Energie- und CO2-Verbrauch ihrer Systeme analysieren und optimieren. Ein Beispiel auf der Prozessebene sind unsere Remote Services, die wir stetig weiter entwickeln. So bieten wir zum Beispiel die Fernwartung unseres Produktionsdrucksystems TA Pro 15050c via Augmented Reality (AR) an. Reparaturen können damit schneller umgesetzt werden und auch die Umwelt wird geschont, weil Anfahrten von Technikern ausbleiben können.

connect professional: Wie hat sich durch die Digitalisierung das Verhältnis zu Ihren Kunden verändert und welche Erwartungen müssen Anbieter wie TA künftig erfüllen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Rheidt: Die Schwerpunkte verschieben sich. Wir werden immer stärker zu Beratern, um unsere Kunden bei ihrer digitalen Transformation bestmöglich zu unterstützen. Dieser Anteil ist heute deutlich größer als in der Vergangenheit. Etwas zugespitzt kann man sagen: Heute sind wir mehr „Trusted Advisor“ als Lieferant für den Kunden. Demensprechend gestiegen ist auch die Erwartungshaltung. Wir werden verstärkt als IT-Experten wahrgenommen, die technische Probleme lösen, Angebote an individuelle Bedingungen anpassen und sogar neue Anwendungen für geänderte Anforderungen entwickeln – Stichwort E-Rechnungspflicht.

Diese veränderte Rolle als Digitalisierungspartner des Mittelstands nehmen wir sehr gerne an, denn sie entspricht unserem Selbstverständnis und bietet uns darüber hinaus die große Chance, unsere digitalen Kompetenzen weiter zu stärken und neue Geschäftsfelder zu erschließen.