Weitgehend bekannt ist, dass Google Algorithmen verwendet. Mit ihnen werden in Millisekunden geschätzte Billionen Webseiten durchforstet, wenn wir nach Informationen suchen. Eine faszinierende Leistung, die aber auch in der Kritik steht: In ihre Algorithmen geben Unternehmen wie Google oder Facebook kaum Einblicke. Das wäre prinzipiell in Ordnung, würde es sich hier nicht um Konzerne handeln, die längst auf das gesamte Weltgeschehen Einfluss haben. Internet-Aktivisten wollen deshalb den Google-Algorithmus knacken und beleuchten, wie Google Suchergebnisse sortiert. Geklärt werden soll in diesem Zusammenhang, ob die Suchmaschine die Ergebnisse eventuell auch personalisiert, womit gewissermaßen zensiert würde, welche Informationen einzelne Menschen erhalten. Organisationen wie AlgorithmWatch streben eine Diskussion darüber an, ob Firmen wie Google nicht öffentlich rechenschaftspflichtig sein sollten, weil es nicht nur Larry Page, sondern uns alle etwas angeht, wie wir informiert werden.
Auch in der Medizin spielen Algorithmen eine wichtige Rolle. Das Fachjournal »Human Brain Mapping« berichtet über Freiburger Wissenschaftler, deren selbstlernender Algorithmus Hirnsignale entschlüsselt, die von einem Elektroenzephalogramm gemessen werden. Die Vision der Wissenschaftler sind Algorithmen, die in der Lage sind, Absichten des Nutzers zuverlässig und schnell anhand seiner Hirnsignale zu erkennen. Klingt gruselig? Ist es aber nicht: Genutzt werden kann das bei der Früherkennung epileptischer Anfälle. Denkbar sind auch verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten für Schwerstgelähmte oder automatisierte Diagnostik in der Neurologie.
Deutlich wird: Algorithmen sind keineswegs nur eine vergnügliche Beschäftigungstherapie für Informatiker. Sie wirken sich jeden Tag konkret auf unser Leben aus. Aufpassen sollten wir, dass sie nicht, wie der Besen in Goethes Ballade vom Zauberlehrling, selbst die Macht ergreifen: »Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.«