Jochen Rapp: »Windows XP ist trotz seiner Popularität ein in die Jahre gekommenesSystem.«
Seit dem 22. Oktober ist Windows 7 offiziell verfügbar, doch was bringt das neue Betriebssystem in der Praxis? Lars Bube (Information Week) sprach darüber mit Jochen Rapp, Practice Leader Workplace Solutions, des »First Wave« Testers Computacenter AG & Co. oHG.
Wann, wie und warum hat sich Computacenter entschlossen, am First-Wave-Test für Windows 7 teilzunehmen?
Jochen Rapp: Wir haben bei Computacenter vor einer ganzen Weile schon die grundsätzliche Entscheidung getroffen, frühzeitig an solchen Programmen teilzunehmen. Ziel ist es, uns auf technologische Weiterentwicklungen der Hersteller vorzubereiten und diese in einem gewissen Rahmen und mit Blick auf unsere Kunden sogar mitzugestalten.
Dies ist insbesondere der Fall, wenn es um wichtige Microsoft-Lösungen wie Windows-Client-Software, Server oder Office geht. Der Testlauf von Windows 7 im Rahmen des First-Wave-Programms startete bei Computacenter Anfang Mai und war Mitte Juli abgeschlossen.
War Ihr Haus auch schon bei Vista von Anfang an dabei?
Rapp: Ja, wir waren sowohl bei Windows Vista als auch schon bei Windows XP dabei. Zudem waren wir Teilnehmer im Joint-Development-Programm für Windows XP und Windows Server 2003, sowie im Technology Adoption Programm für Windows Vista und Windows Server 2008. Aktuell sind wir neben dem Windows 7-First-Wave-Programm auch im Office-2010-Partner-Evidence-Programm dabei.
Auf wie vielen Rechnern wurde Windows 7 bei Ihnen installiert?
Rapp: Eine Vorabversion (RC) von Windows 7 Enterprise wurde gemäß der Vorgaben des First-Wave-Programms an mehr als fünfzig Arbeitsplätzen ausgerollt. Es handelt sich hierbei nicht um Testarbeitsplätze, sondern um normale Produktionsarbeitsplätze, die vollständig in unsere IT-Landschaft integriert sind. Die Mitarbeiter arbeiten ausschließlich in der Computacenter-Umgebung mit diesem System.
»Sehr geringer Aufwand bei Umstellung«
Wie aufwendig war die Umstellung für die IT-Abteilung – zum Beispiel im Vergleich zu den Vorgängern?
Rapp: Da unsere IT-Abteilung schon auf Vista umgestellt hatte, war der Aufwand sehr gering. Prozesse und Werkzeuge für die automatische Installation sowie die Verwaltung per Active Directory konnten größtenteils aus der Vista-Welt übernommen werden. Es waren nur kleine Anpassungen mit wenigen Tagen Aufwand notwendig.
Im Vergleich zu XP wäre allerdings ein wesentlich größerer Schritt notwendig gewesen – den wir vor drei Jahren mit der Vista Einführung auch gegangen sind. Dennoch müssen auch für Windows 7 einige Neuerungen in die Infrastruktur eingebracht werden. Beispielsweise ist es notwendig, das Service Pack 2 für SCCM für die vollständige Windows-7-Unterstützung zu implementieren. Auch Anwendungen wie Virenscanner, HD-Verschlüsselungssoftware oder VPN-Clients mussten für den Windows-7-Client in neuen Versionen getestet und implementiert werden.
Mussten die Anwender und IT-Fachleute erst überzeugt werden, oder waren sie gleich mit Begeisterung dabei?
Rapp: Es herrschte von Anfang an große Begeisterung. Wir kämpfen bis heute darum, die Anzahl der Pilotteilnehmer auf dem geplant niedrigen Niveau zu halten. Über die fünfzig ursprünglichen Teilnehmer hinaus gab es täglich Anfragen anderer Mitarbeiter, die wir leider vertrösten mussten. Diese Kollegen kommen dann in den Genuss von Windows 7, wenn wir den finalen Client auf Basis von Windows 7 RTM fertig haben.
Interview: Windows 7 im Praxistest bei Unternehmen