Lange bevor Google seine futuristische Datenbrille Glass auf den Markt bringen kann, verbietet ein beliebtes Restaurant in Seattle ab sofort ihre Nutzung.
Das US-Nobel-Restaurant »The 5 Point Café« in Seattle hat neuerdings ein Problem mit seiner Beliebtheit bei den jungen Stars, Sternchen und Erfolgreichen Amerikas. Denn mit Google-Mitarbeitern aus der Stadt und Technik-Freaks aus dem Silicon Valley halten inzwischen zunehmend auch die erfolgreichen Nerds in den edlen Hallen Einzug. Und während man sich andernorts noch über stets präsente Handys und Fotoapparate beschwert, stören deshalb im 5 Point Café bereits die Gäste mit Googles futuristischer Datenbrille Glass den gastronomischen Frieden. Immer wieder hatten sich Stammgäste in den vergangenen Monaten von digitalen Brillenträgern beobachtet und in ihrer Privatsphäre verletzt gefühlt und deshalb bei Lokalbesitzer Dave Meinert beschwert. Der erließ daraufhin jetzt prompt das weltweit erste bekannte Nutzungsverbot für Google Glass. »Fürs Protokoll: The 5 Point ist das erste Geschäft in Seattle, das Google Glass vorab verbietet. Für alle die sich nicht daran halten, haben wir ein paar Tritte in den hintern parat«, so die augenzwinkernde Ankündigung auf Facebook. Damit solle verhindert werden, dass seine Gäste ungewollt erkannt oder gar ins Internet gestellt werden, so Meinert.
Auch nach den Protesten einiger aufgebrachter Gäste aus den Reihen von Google, die per Facebook versicherten, sie würden es niemals wagen andere zu filmen, will Meinert das Verbot nicht aufheben oder für einzelne Bereiche seines Restaurants lockern. Im Gegenteil. Meinert hat als Antwort darauf ein Foto gepostet, auf dem ein Gast mit Google-Brille etwas belämmert neben der wenig beeindruckten Schauspielerin Sarah Jessica Parker steht (siehe Bild). Dazu stellt er frech die Frage: »Schaut Euch doch bitte dieses Foto an. Ist das wirklich Euer Ernst? Zumindest bewahren wir Euch also davor, in der Öffentlichkeit wie Volltrottel herum zu laufen.«. Die Glass-Freunde würden ihm und seinem Verbot noch dankbar sein, so Meinert weiter. Auf diesem Wege müssten sie ihren Kindern in ein paar Jahren wenigstens nicht lauter Fotos mit diesen lächerlichen Gestellen im Gesicht zeigen. »Andererseits sinkt wenn ihr diese Teile tragt sowieso Eure Chance auf Reproduktion. Insofern könnte das auch eine sinnvolle Art der Geburtenkontrolle sein… «, legt der Gastronom schließlich noch hart gegen die Datenjunkies nach.
Während die Google-Brille bei ihrem seltenen Auftauchen in der Öffentlichkeit bislang meist unbegrenzte Euphorie und Begeisterung auslöst hatte, stößt der Fall aus Seattle jetzt weltweit eine wichtige Debatte an. Nach den bisherigen Verlautbarungen ist die Markteinführung von Google Glass frühestens gegen Ende des Jahres zu erwarten. Bis dahin bleibt also Politik, Datenschützern, Bürgern, und auch Google selbst, noch einige Zeit um sich zu überlegen, ob und wie sie auf die möglichen tiefgreifenden Auswirkungen solcher Technologien auf die Privatsphäre reagieren wollen und können. Dabei sind elementaare Fragen zu lösen, etwa ob jeder Bürger seine Mitmenschen jederzeit filmen, fotografieren und scannen (können) darf? Somit wird das 5 Point Café sicher nur das erste von vielen Unternehmen sein, das entsprechenden Problemen gegenübersteht und Glass deshalb verbietet.