Editorial CRN 40/2017

»Systemhaus« kein Name mehr sondern eine Diagnose?

4. Oktober 2017, 10:59 Uhr | Martin Fryba

Verstaubt und nicht mehr zeitgemäß? Der erneute Streit über den Begriff »Systemhaus« ist nicht nur überflüssig, er ist auch kontraproduktiv. Denn in Zeiten großer technologischer Unsicherheiten orientiert sich der deutsche Mittelstand an Werten, die das »Systemhaus« schon immer ausgezeichnet hat.

Editorial

»Willkommen zur letzten Systemhauskonferenz, herzlich willkommen zur ersten Partnerkonferenz von Comteam«, so leitet Sven Glatter vergangenen Freitag das Event dieser Kooperation ein und belebte eine in der Branche gelegentlich gestellte Frage: Ist der Begriff »Systemhaus« überhaupt noch zeitgemäß? Der Comteam-Chef selbst: nein! Man sei längst ein »Technologie-Netzwerk« und daher heißt der Claim von Comteam auch nicht mehr »verstehen.planen.umsetzen«, sondern ab sofort »Wir digitalisieren Zukunft«.

Um es vorwegzunehmen: Im Gegensatz zur spektakulärsten Umbenennung in der Geschichte der Süßwarenindustrie (Raider ersetzt Twix. Sonst ändert sich nix.) wird das Abrücken der Comteam vom Systemhaus-Begriff keine Wellen schlagen. Und das aus zwei Gründen. Erstens, weil viele Systemhäuser überhaupt keine Notwendigkeit sehen, sich von dieser Begrifflichkeit zu trennen. Und zweitens, weil die innovativsten Systemhäuser Managed-, Cloud- oder sonstige sprachlich aufgerüstete X-as-a-Services schon immer angeboten hatten, lange bevor das Marketing Anglizismen und Abkürzungen für derartige Technologien erfand. Die Kunden in die IT-technische Zukunft zu führen, die neuerdings immer digital genannt werden muss, war und ist für beratende, umsetzende und betreibende Systemhäuser schon immer Teil ihres Geschäfts.

»Systemhaus«, der Begriff suggeriert alles andere als die Vorstellung, solche IT-Firmen wären altbacken, überholt oder gar rückständig. Wer sich vom Gegenteil überzeugen will, sollte mit Christian Paulus sprechen. Er hat Ende 2016 sein Schwandorfer IT-Unternehmen in DS Deutsche Systemhaus GmbH umfirmiert – und das ganz bewusst. Der Begriff stehe für konservativ, vertrauensvoll, für einen seriösen, ehrlichen IT-Partner aus und mit in Deutschland betriebenem Rechenzentrum. Was bei Kunden aus dem deutschen und erst recht österreichischen Mittelstand sehr von Vorteil sei, sagt Paulus, der übrigens selbst Comteam-Mitglied ist.

Mit den besten Grüßen,

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur


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