Produktfälscher am Pranger
Produktfälschungen bescheren dem Maschinen- und Anlagenbau einen Schaden in Milliardenhöhe. Auch den Konsumer-Markt durchdringen immer mehr Plagiate, wie die "Preisträger" des nun verliehenen Negativpreises 'Plagiarius' zeigen.

Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. den gefürchteten Schmähpreis an Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen. Ziel der Aktion ist es, die unseriösen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten aus aller Welt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Industrie, Politik und Verbraucher sollen für die Problematik sensibilisiert werden. Bei der Verleihung auf der Konsumgütermesse Ambiente verdeutlichte der Verein, "dass die Auszeichnung mit dem 'Plagiarius' nichts darüber aussagt, ob die jeweilige Nachahmung im juristischen Sinne erlaubt ist oder nicht, ob sie also rechtmäßig oder rechtswidrig ist." Die Aktion Plagiarius könne kein Recht sprechen, sie dürfe aber auf das Unrecht betroffener Firmen aufmerksam machen und die Meinung äußern, dass "plumpe 1:1-Nachahmungen einfallslos und moralisch verwerflich sind und zu Stillstand führen". In dem Zusammenhang betonte der Verein "dass legale Me-too-Produkte, die einem Trend folgen, sich aber ausreichend vom Original absetzen und den Wettbewerb beleben, ausdrücklich erwünscht sind".
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Der Bekanntheitsgrad des 'Plagiarius' habe auch in diesem Jahr wieder seine abschreckende Wirkung gezeigt, so der Verein: Aus Angst vor öffentlicher Blamage nahmen einige der angeschriebenen Nachahmer Restbestände der Plagiate vom Markt, unterschrieben Unterlassungserklärungen oder gaben ihre Lieferanten preis.
Unterstützung von Seiten des Zolls
Die konsequente Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie ist für die Unternehmen teuer. Für Klein- und Mittelständler ist die Auswahl geeigneter Maßnahmen oftmals eine finanzielle Frage. Dies nutzen laut der Aktion Plagiarius Nachahmer und Fälscher vielfach aus. Ein wichtiger strategischer Partner für die Betroffenen ist der Zoll. Allein 2013 haben die EU-Zollbehörden knapp 36 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von 760 Mio. Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt. Rund 70 % der Aufgriffe betrafen Post- und Kurierpakete, die auf private Online-Bestellungen zurückzuführen sind.
Deuttschland unter den Herkunftsländen der Plagiate
Rund 79 % der festgehaltenen Waren kamen 2013 aus China und Hongkong, so die Aktion Plagiarius. Zu den Herkunftsländern gehörten aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei und zahlreiche osteuropäische Länder. Die EU-Zoll-Statistiken können aber nur einen Teil des Problems zeigen. Fakt ist, dass die Auftraggeber bzw. Importeure von Nachahmungen oftmals aus Industrieländern kommen. Unter den Nachahmern finden sich immer häufiger auch westliche Unternehmen, die sich jahrzehntelang pauschal über asiatische Kopien empört haben. Das zeigt neben den Plagiarius-Preisträgern der vergangenen Jahre auch eine VDMA-Studie aus dem Jahr 2014. Nach Aussage der befragten Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau kamen in den letzten zwei Jahren 23 % der Kopien aus Deutschland.