Datacenter-Bridging

Aktive Vollvermaschung

27. Januar 2011, 9:56 Uhr | Markus Nispel, Vice President Solutions Architecture bei Enterasys

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Unterschiede in der Standardisierung

SPB-Mesh
SPB-Mesh
© Enterasys

Einen großen Unterschied gibt es dennoch: die IEEE hat sich dazu verpflichtet alle bestehenden und neuen IEEE-Standards (inbesondere die IEEE-DCB-Protokolle aber auch bestehende Managementprotokolle wie Ethernet O&AM etc.) über SPB zu unterstützen. Die IETF mit TRILL hat dies nicht getan und definiert teilweise sogar neue und redundante Standards zur IEEE. Alle wichtigen Layer-1- und Layer-2-Standards wurden in der IEEE verabschiedet – von daher wundert es doch sehr was jetzt die IETF im fremden Territorium macht. Im Detail gibt es Unterschiede – insbesondere ist der Header ein anderer bei TRILL: SPB nutzt hier ein Verfahren aus dem Provider-Backbone-Bridging-Standard MAC-in-MAC-Enkapsulierung (802.1ah). Dieser ermöglicht über einen so genannten Service-Identifier die Nutzung von mehr als 4096 VLAN-IDs auf welche TRILL beschränkt ist. TRILL nutzt ein TTL-Feld (Time to Live) um Loops zu vermeiden (SPB macht das über ein RPFC (Reserve-Path-Forwarding-Check) und TRILL erlaubt auch mehrere Pfade (Equal-Cost-Multipathing) und auch unterschiedliche Pfade für Unicast und Broad-/Multicast. Was zunächst sehr attraktiv aussieht – stellt bei näherem Hinsehen ein Problem dar, da genau deswegen die IEEE-Protokolle ein Problem mit TRILL haben. Sie setzen gleiche Pfade voraus. Und natürlich können unterschiedliche Pfade (=unterschiedliche Laufzeiten) auch zu out of oder Packet-Delivery führen, beispielsweise bei der Änderung von Unknown-Unicast-Flooding auf Unicast. Dies kann bei SPB nicht passieren im Gegensatz zu TRILL,  das wiederum separate Distribution-Trees für Broad- und Multicast nutzt und damit komplexer daher kommt.  Auch führt TRILL wie ein Router ein MAC-Reframing bei jedem Hop durch. Bei SPB wird durch die MAC-in-MAC-Encapsulierung der Frame durch das Netz nicht mehr verändert und es wird nur der eine Pfad für jeglichen Verkehr zwischen Quelle und Ziel genutzt. Das ist einfacher zu implementieren und auch einfacher im Troubleshooting. Vor allem weil es etablierte Verfahren wie Ethernet-O&AM (IEEE 802.1ag) für den Betrieb dazu schon gibt. Bei TRILL werden dafür neue Standards entworfen.

Die Netzwerkindustrie scheint sich auf den ersten Blick nicht einig zu sein. TRILL wurde schon von einigen Playern als der Standard favorisiert – ihre angeblichen Vorab-Implementierungen sehen aber entweder wie SPB aus (wenn man überhaupt von Ähnlichkeiten sprechen kann) oder haben rein gar nichts mit dem Standard zu tun (weder das Framing noch das Routing-Protokoll sind entsprechend). Andere Unternehmen wiederum setzen auf SPB.

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