Das Rechenzentrum gilt häufig als Herzstück eines Unternehmens, da sich dort die Steuerung der Produktions- und Verwaltungsprozesse abspielt. Ausfälle führen zu katastrophalen, sogar Existenz bedrohenden Folgen. Eine Verfügbarkeit von nahezu 24 Stunden täglich, und dies an 365 Tagen im Jahr, muss gewährleistet sein. Die Zuverlässigkeit wird maßgeblich durch die Verkabelung beeinflusst.
Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen sind in den Normen EN 50173-1 und ISO/IEC 11801
definiert. Ergänzend dazu stehen spezifische Anforderungen für Rechenzentren in der EN 50173-5
sowie in der ISO/IEC 24764. Die Verkabelung im Rechenzentrum besteht aus drei Teilsystemen:
Netzzugangsverkabelung (Network Access Cabling),
Hauptverteilungsverkabelung (Main Distribution Cabling) und
Bereichsverteilungsverkabelung (Zone Distribution Cabling).
Die entsprechende Struktur der anwendungsneutralen Kommunikationskabelanlage zeigt Bild 1. Die
einzelnen Elemente sind
ENS/ENI: externe Netzschnittstelle (External Network Interface),
HV/MD: Hauptverteiler (Main Distributor),
BV/ZD: Bereichsverteiler (Zone Distributor),
LVP/LDP: lokaler Verteilpunkt (Local Distribution Point), optional, und
ENS/ENI: externe Netzschnittstelle (External Network Interface).
Die maximale Ausdehnung beträgt 2.000 Meter. Im Rechenzentrum ist die
Hauptverteilungsverkabelung häufig in LWL-Technik ausgeführt, in kleineren Netzwerken ist die
externe Netzschnittstelle (ENS) direkt mit dem Bereichsverteiler (BV) verbunden. In den Normen sind
verschiedene Modelle für rangierbare und feste Verbindungen in und zwischen den Teilsystemen
beschrieben. Die Verkabelung der Haupt- und Bereichsverteilung muss nach ISO/IEC 24764 in
Kupfertechnik mindestens den Anforderungen der Klasse EA und in LWL-Technik den Übertragungsklassen
OF-300, OF-500 und OF-2000 genügen.
Fasertypen: Bei einem Einsatz von MM-Fasern müssen mindestens die Anforderungen der Klasse
OF-300 unter Verwendung von OM3-Fasern erfüllt sein. Singlemode-Fasern müssen der Kategorie OS1
oder OS2 entsprechen, wobei OS1-Fasern nicht in jedem Fall die Dämpfungsanforderungen erfüllen.
Eine normkonforme Verbindungstechnik im Rechenzentrum kann folgende Elemente enthalten:
Cu-Technik: RJ45, GG45TM und Tera sowie für
LWL-Stecker: LC für eine oder zwei sowie MPO für mehr als zwei Fasern.
Durch den enormen Energiebedarf, zunehmende Umweltbelastung und steigende Energiepreise rückt
neben der Normkonformität der ökologische Aspekt immer weiter in den Vordergrund. Die
unterschiedlichsten Bedürfnisse führen zu folgenden Anforderungen in Rechenzentren:
hohe Verfügbarkeit ("Zero Downtime") durch höchste Zuverlässigkeit und kurze
Installationszeiten,
höchste Performance,
geringer Platzbedarf und hohe Packungsdichte,
Kosteneffizienz und
ökologische Verträglichkeit.
Diese Anforderungen lassen sich nicht unabhängig voneinander betrachten. Eine ökologische
Optimierung kann zum Beispiel durchaus zu einer Kostenreduzierung führen, teurere, industriell
vorgefertigte Komponenten verkürzen Installations- und Messzeiten und reduzieren damit die Kosten
durch Ausfallzeiten. Vorkonfektionierte Mehrfachkabellösungen führen zu einer sauberen
übersichtlichen Verkabelung, die im Doppelboden neben einer einfacheren, damit schnelleren
Verlegung gleichzeitig zu einer besseren Kühlluftzirkulation beiträgt. Zusätzlich sind die
verwendeten Kabel und Komponenten RoHS-konform.
Bei einem Einzelkabelkonzept ist nicht nur die Verlegung neuer Kabel schwierig und
zeitaufwändig, das Entfernen alter Kabel ist nahezu unmöglich. Kabel lassen sich oft nur noch
herausschneiden, oder der Techniker lässt sie einfach zurück. Eine Wiederverwendung ist somit
ausgeschlossen, eine Verwertung findet nicht statt. An einen ungehinderten Kühlluftstrom ist auf
diese Weise nicht zu denken. In einem derartigen Fall hilft nur ein höherer Volumenstrom und/oder
eine niedrigere Lufttemperatur. Beides ist jedoch mit Mehrkosten und einer höheren Umweltbelastung
verbunden. Wenige Multikabel – sauber und schnell verlegt – gewährleisten dagegen einen
ungehinderten Luftstrom.
Der Hersteller Leoni Kerpen entwickelte spezielle Produkte, die die heute gültigen Normen und
die gängigen Anforderungen in Rechenzentren nach eigenen Angaben weit übertreffen. Mit dem
EC7-Stecker und dem entsprechenden Kabel lässt sich danach eine Performance weit über die Klasse FA
hinaus erreichen. Die LWL-Kabel-Lösungen garantierten ebenfalls Systeme mit enormen Reserven in
Bezug auf Dämpfung und Bandbreite, so Leoni Kerpen. Eine Plug-and-Play-Lösung für Kupfer- und
LWL-Anwendungen besteht aus einem Rahmen (19 Zoll, 1HE) zur Aufnahme der benötigten Module (Bild
2). Die Dclink-Module werden nach der Verlegung des Links von der Rückseite eingeschoben und rasten
dort hörbar ein. Mit diesem System sind reine LWL-, Kupfer- oder Mischbestückungen in verschiedenen
Kategorien realisierbar. Eine Konfektionierung vor Ort ist nach Angaben des Herstellers so komplett
überflüssig. Das Entfernen der Module erfolgt mithilfe eines Entriegelungswerkzeugs.
Bei einem Vergleich mit den vielfach eingesetzten vorkonfektionierten Systemen, bestehend aus
Modulen, die über MPO-Steckverbinder mit den entsprechenden MPO-Trunks in den Link eingebunden
werden, reklamiert der Hersteller mehrere ohne zusätzlichen Aufwand realisierbare Vorteile für
sich. Neben einer Kosteneinsparung bis zu 55 Prozent weisen die Links auch eine um 70 Prozent
geringere Dämpfung auf.