Ethernet-Fabrics sollen als zentrale Netzwerkeinheit für maximale Performance bei minimaler Latenz sorgen und den verlustfreien Transport von Applikations- und Storage-Daten in Echtzeit ermöglichen. Gleichzeitig sollen die Fabrics die Probleme durch die angestiegene Dynamic im Datacenter, hervorgerufen durch Virtualisierung, Konsolidierung und Mobilisierung, reduzieren und durch mehr Automatismen für Flexibilität und neue Mehrwerte für CIOs und Datacenter-Verantwortliche sorgen. funkschau sprach mit Markus Nispel, Chief Technology Strategist von Enterasys, über die drastischen Veränderungen im Datacenter.
funkschau: Virtualisierung, Konsolidierung und Mobilisierung haben die Anforderungen an heutige Datacenter massiv umgewälzt, welchen Einfluss hat dies auf die Netzwerkinfrastruktur?
Markus Nispel: Das Datacenter-Netzwerk muss sich ebenfalls wandeln: es muss adaptiver werden und sich automatisch für neue virtuelle Services konfigurieren, es muss aber auch hochperformant werden um eine Data-Storage-Konvergenz zu erlauben. Alles in allem wandelt sich das Netz zu einer Fabric, die all dies erlaubt.
funkschau: Virtualisierung – macht es Sinn bestimmte Virtualisierungsfunktionen in die Netzebene zu verlagern?
Nispel: Es geht primär darum, das Netzwerk beziehungsweise in unserem Jargon die Fabric „Virtualisierungs-aware“ zu machen. Sprich es müssen virtualisierte Netzwerkdienste für virtualisierte Applikationen automatisch bereitgestellt werden. Dies erfordert eine Integration mit Server- und Storage-Virtualisierungslösungen, wie es der Enterasys-Data-Center-Manager als Teil des „OneFabric Control Centers“ tut. Bestimmte Dienste wie Virtual-Switching sollten vom Server wieder in die Fabric verlagert werden, durch neue Standards wie Virtual-Ethernet-Port-Aggregator (VEPA). Physische Switch-Virtualisierung ist ebenfalls eine Komponente im Datacenter-Fabric-Design.
funkschau: Konsolidierung – nicht nur der Storage sollte konsolidiert werden, sondern auch die entsprechenden Protokolle (FC, FCoE, iSCSI, IP, etc.), gibt es künftig Alternativen für eine Homogenisierung?
Nispel: Um Data-Storage-Konvergenz zu realisieren, sollte man heute auf IP-basierte Lösung wie iSCSI oder NFS setzen. FCoE ist noch nicht in einem Stadium – technisch und betrieblich – dass es in größeren Umgebungen einsetzbar wäre, insbesondere liegt das nicht an FCoE an sich, sondern an den sehr neuen Data-Center-Bridging-Standards (DCB) der IEEE und hier auch wiederum der entscheidende Standard, der wirklich ein Lossless-Ethernet ermöglicht: CN – Congestion Notification (IEEE 802.1Qau). Wir sehen auch, dass Kunden noch auf separate Fibre-Channel-Netze setzen und erst im nächsten Investitionszyklus zwischen 2013 und 2015 auf großflächige konvergente Datacenter-Fabrics umschwenken.
funkschau: Mobilität – immer mehr mobile Geräte, virtuelle Desktops, Cloud-Anwendungen erfordern immer mehr Rechenpower im Datacenter und hin zum Anwender, wird die Netzinfrastruktur nicht zum Bottleneck und wie löst man dieses Problem?
Nispel: Die Bandbreite zum Nutzer ist eher begrenzt, die Anzahl der Endsysteme – die meist über Wireless kommen – ist eher das Designkriterium, auf dass sich der Kunde fokussieren muss. Zusätzlich muss das Wireless-Netz auf Smartphones und Tablets designed werden und nicht von der Abdeckung her einem Laptop
genügen, der bessere RF-Charakteristika hat. Im Datacenter möchte man ja durch die Virtualisierung die Auslastung der Server-Ressourcen maximieren. Damit muss das Netz beziehungsweise die Fabric als ganzes Low-to-no-Blocking ausgelegt werden.
funkschau: Konvergenz – Voraussetzung für effizientere Datacenter ist die Konvergenz aus Data und Storage – wie weit ist diese fortgeschritten und bis zu welchem Grad?
Nispel: Wie zuvor erwähnt stecken komplett konvergierte Fabrics noch in den Kinderschuhen. Die so genannte I/O-Konsolidierung ist schon weiter fortgeschritten – hier werden die Themen Verkabelung und Stromverbrauch durch die Reduzierung der Interfaces vom Server adressiert. Größere Multihop-Fabrics mit kompletter Konvergenz sind jedoch noch selten zu finden – aber im Kommen.
funkschau: Sind Datacenter-Fabrics die Lösung für die skizzierten Probleme?
Nispel: Ja und Nein. Man muss sich bewusst machen, dass es am Ende darum geht, Applikationen einem mobilen Benutzer möglichst effizient und sicher sowie flexibel bereitzustellen. Damit muss das Konzept einer Fabric bis zum mobilen Endgerät (Wireless) ausgedehnt werden – so wie die Architektur „OneFabric“ von Enterasys.
funkschau: Welche Funktionen muss eine Datacenter-Fabric bereits heute bieten und was noch in Zukunft.
Nispel: Heute sollte es möglich sein, in Verbindung mit den führenden Virtualisierungsherstellern VMware, Citrix oder Microsoft eine vollständige Automatisierung der Fabric-Konfiguration zu erreichen – was sowohl virtuell als auch physikalische Switches angeht. Storage-Konvergenz sollte durch entsprechend geringe Latenz aber auch durch entsprechende Buffer-Mechanismen gegeben und auf Data-Center-Bridging ausbaubar sein. Eine – heute proprietäre – Lösung zur Switch-Virtualisierung und damit der Möglichkeit, große Layer-2-Netze ohne Spanning zu bauen, sollte ebenfalls machbar sein. Die Ausbaubarkeit auf Standard-basierte Meshing-Techniken wie IEEE-802.1aq-Shortest-Path-Bridging und Protokolle wie VEPA sollten gleichfalls in Zukunft möglich sein.
funkschau: Begeben wir uns mit Fabric-Lösungen nicht wieder in proprietäre Herstellerabhängigkeiten?
Nispel: Im Prinzip nicht, je nach Hersteller aber schon. Das heißt der Kunde sollte darauf bestehen, dass der Hersteller aufzeigt, wie man seine Fabric in heterogenen Umgebungen einsetzen und dennoch den entsprechenden Erfolg erzielen kann.
funkschau: Eine homogene Fabric-Architektur macht das Leben leichter, Best of Breed macht es effizienter, oder?
Nispel: Was ist denn homogen? Wenn sie sich das Portfolio der großen Hersteller anschauen, besteht es meist aus Komponenten aus Merger&Aquisition-Aktivitäten. Damit gibt es homogene Lösungen in der Praxis so nicht beziehungsweise nur auf Bereiche beschränkt wie bei Enterasys auf die gesamte Fabric vom Access bis ins Datacenter.
funkschau: Damit wäre Best of Breed doch vorzuziehen?
Nispel: Schauen wir uns heutige Datacenter an: Sie bestehen aus einem Mix unterschiedlicher Server- und Storage-Lösungen. Damit ist Wettbewerb gesichert. Übergreifende Provisioning-Lösungen erlauben jedoch den homogenen Betrieb und damit maximale Funktion bei optimalem Preis.
funkschau: Welche Standards für Datacenter-Netzwerke zeichnen sich bereits heute als De-facto ab und auf welche muss der Anwender noch warten?
Nispel: In Bezug auf die Netzinfrastruktur selbst sehen wir IEEE-802.1aq-Shortest-Path-Bridging und auch die IEEE-DCB-Protokolle als die Gewinner. Leider ist in der Integration mit den Server/Virtuellen-Switch-Systemen die Welt nicht wirklich eins – daher sollte der Kunde teure Fabric-Extender oder proprietäre Lösungen (z.B. Pre-VEPA) meiden und bis auf weiteres die bestehenden Virtual-Switch-Lösungen weiter betreiben.
funkschau: CIOs und Datacenter-Verantwortliche sind heute nicht nur durch Technik zu überzeugen, sie brauchen eine Wertschöpfung. Welche Argumente hat hier Enterasys?
Nispel: Enterasys ermöglicht es, eine echte Fabric-Computing-Lösung zu bauen, die das Potenzial der Virtualisierungslösung maximiert. Heute wird noch zu stark auf die Konsolidierung gesetzt aber die Auslastung nicht maximiert. Eine Enterasys-Fabric ändert dies und gibt dem CIO und Datacenter-Verantwortlichen die Option das zu tun und die jeweils beste Server-, Storage- und Virtualisierungslösung dazu zu verwenden.
funkschau: Durch Automatisierung lassen sich deutliche Einsparungen in Geld und Zeit erzielen, in welchen Bereichen erzielt Enterasys die größte Effizienz?
Nispel: Enterasys automatisiert die Konfiguration von physischen und virtueller Switch-Infrastruktur mit allen führenden Virtualisierungslösungen vollständig, so dass hier der größte Effizienz-Gewinn liegt. Auch liegen unsere Anforderung an Strom- und Kühlungsverbrauch bei modularen Datacenter-Systemen signifikant unter denen von großen Wettbewerbern im Markt.
funkschau: Die freigewordenen Ressourcen wollen CIOs nutzen, um eigene Business-Projekte mit ihrer IT umzusetzen, welche sind denkbar und machen Sinn?
Nispel: Der Aufbau einer flächendeckenden Access-Wireless-Infrastruktur um BYOD-Konzepte (Bring your own Device) optimal zu unterstützen – hier sehen wir den größten Mehrwert und einen Return on Invest innerhalb kürzester Zeit. Aber generell gesprochen, muss das Datacenter zu einer automatisierten Fabrik werden, auf der CIOs auf einfache Art und Weise schnell alle Arten von Services implementieren, die einen Wettberwerbsvorteil für das Unternehmen erzielen.