Cloud Computing als nächster natürlicher Evolutionsschritt der Informationstechnologie – so sah es lange aus, bis der Fall Snowden die Branche aufrüttelte. Doch richtig umgesetzt, bringt die Cloud den Unternehmen so viele Vorteile, dass selbst sensible Branchen wie der Finanzsektor kaum mehr darauf verzichten wollen. So lautete der Tenor des Presse-Roundtables „Cloud –Computing – jetzt erst recht?“ am 20. Februar in München. Die anwesenden Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die Risiken beherrschbar sind und Unternehmen auf Dauer nicht um gehostete Services als Konsolidierungsmotor und Enabler für neue Geschäftsmodelle herumkommen.
Vor zahlreichen IT- und Wirtschaftsjournalisten diskutierten am 20. Februar im Münchner Haus der Bayrischen Wirtschaft IT-Experten der Unternehmen Barracuda Networks, Brainloop, Finanz Informatik Technologie Service, IBM, Materna und CRISP Research aktuelle Entwicklungen rund um den Megatrend Cloud-Computing. Die von den Fachjournalisten Christoph Witte und Wolfgang Miedl moderierte Veranstaltung eröffnete Dr. Carlo Velten, Managing Director beim Analystenhaus Crisp Research mit einer Übersicht über die aktuellen Bedrohungsszenarien im Bereich Software, Services und Netzwerke. Wie aktuelle Marktanalysen von Crisp verdeutlichen, steigt derzeit die Zahl der sicherheitsrelevanten Vorfälle in den Unternehmen um 60 Prozent pro Jahr. Angesichts dessen stehen die Anwenderunternehmen laut Velten heute vor der Entscheidung, entweder selbst für ein ausreichend hohes Sicherheitsniveau zu sorgen oder Cloud-Serviceprovider zu finden, die über die entsprechenden Ressourcen verfügen. Um die Sicherheit in den immer dezentraler organsierten IT-Umgebungen zu gewährleisten, spielen in den nächsten Jahren die Themen Intrusion-Detection, Physical-Security, Virtualisierungssicherheit und Verschlüsselung zentrale Rollen.
Innovations-Laggards und Cloud-Missverständnisse
Die anschließende Diskussion drehte sich zunächst einmal um Bedenken und Hemmnisse der Cloud, wie sie speziell in Deutschland festzustellen sind. Dafür gab es aus der Diskussionsrunde einige Beispiele und Erklärungsversuche. Weit verbreitet sei vor allem im mittelständischen Umfeld der Typus „Innovations-Laggard“, der das Thema abwehrt mit der Aussage „wir werden die Cloud schon aussitzen“. Auch die deutsche Ingenieurskultur komme hier zum Tragen, analysierte Andreas Kohne, Business Development Manager beim Beratungsunternehmen Materna: „Man vertraut darauf, was funktioniert und sich bewährt hat, und hegt eine gewisse Skepsis gegenüber dem, was über den großen Teich kommt.“ Dem entgegnete Klaus Hommer, Chief Marketing Officer der Brainloop AG: „De facto hat sich die Cloud – entgegen landläufiger Meinung – schon seit Jahren ausgebreitet. Denn was damals Extranet und Intranet hieß, war nichts anderes als eine frühe Cloud-Lösung.“
Dabei basiert die Cloud-Verweigerung auf Missverständnissen, stellte Kurt Rindle, Cloud Portfolio Leader für die DACH-Region bei IBM, fest: „Unternehmen betrachten das Thema zu sehr von der technologischen anstatt von der geschäftlichen Seite. Wenn man ihnen die Vorteile bei Kosten, Flexibilität und Geschwindigkeit zeigt, erkennen sie, dass sie mit Cloud-Lösungen schneller auf die Anforderungen des Marktes reagieren können.“