Backbone-Verkabelung im Colocation-Datacenter

Die Faser an der richtigen Stelle

29. Juli 2021, 7:00 Uhr | Gerd König/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Front-Access-Verteiler für ODF

Die klassische Ausrichtung der Fiber-Optik-Anschlüsse im Baugruppenträger ist Front-to-Back. Die Installationskabel sind dann seitlich zu den Baugruppenträgern geführt, die Faserbündel zu den einzelnen Modulen aufgeteilt. Die Stecker der Pigtails – oder der Trunk-Kabel – sind von hinten und die Rangierkabel von vorne auf die Kupplungen gesteckt. Oft sind die Baugruppenträger und deren Verteilersysteme fest verschraubt um  mechanische Auswirkungen – wie bei beweglichen/ ausziehbaren Verteilern – auf die Steckverbindungen zu minimieren.

Steigt die Zahl der benötigten Fasern, lässt sich die Packungsdichte der Ports bis an ihre Abmessungsgrenzen maximal ausreizen – gerne als HD (High Density) bezeichnet. Irgendwann kommt ein Betreiber jedoch an den Punkt, wo das mechanische Stecken und Lösen einzelner Steckverbindungen immer schwieriger wird – insbesondere verriegelte Stecker werden dabei zur Herausforderung. Beim LC-Stecker hilft dann ein integrierter Push-Pull-Mechanismus – in Kombination mit Uniboot-Kabeln mit 2,1 mm Durchmesser ein deutlicher Vorteil. Um die maximale Packungsdichte mit risikofreiem Rangieren zu erreichen, gibt es mit einer Drehung eine weitere Option.

Service-Einsatz vor Ort
Markierungen verhelfen beim Service-Einsatz vor Ort zu einer schnellen Identifikation.
© Huber+Suhner

Side-Access-Verteiler für ODF 

Dreht man das Verteilerfeld um 90 Grad, kann man mit einer kontrollierten Auszugbewegung die betreffende Verteilerbaugruppe für den Rangiervorgang isolieren – und zwar ohne das Risiko, die Steckverbindungen benachbarter Baugruppen zu berühren. Entscheidend ist die Zugabfangung der Rangier- und Installationskabel am Übergang zum beweglichen Verteilerfeld. Gute Hersteller bieten diese Verteilertechniken für Patch- , Spleiß- und Transitionverbindungen (zum Beispiel MTP auf LC) an.

Durch die Drehung um 90 Grad ist auch der Zugriff auf die seitlich ankommenden und abgehenden Kabel im ODF-Verteiler optimal gelöst. Die zusätzlich gewonnenen Flächen für Klartext- und Barcode-Beschriftungen der Ports und Module nehmen die Netzwerktechniker dankend an. Die Markierungen verhelfen beim Service-Einsatz vor Ort zu einer schnellen Identifikation. Soll die passive Fiber-Optik-Verteilung in eine Schrankumgebung mit aktivem Equipment eingebaut werden – etwa in eine Kalt-/Warmgangumgebung mit 1.200 mm tiefen Schränken – sind auch ausziehbare Front-Access-Verteiler eine Option. Diese Verteilersysteme erreichen ähnlich hohe Packungsdichten. Jedoch ist für die Verkabelung ein Zugang front- und rückseitig erforderlich. In diesem Fall muss der Betreiber im Einzelfall zwischen den Faktoren Platz und optimalem Handling priorisieren.

Was würde sich ändern, wenn künftig für Rangierarbeiten keine Verbindungen mehr manuell zu stecken wären? Schon heute gibt es Verteiler, bei denen eine Robotik den diffizilen Arbeitsvorgang der Rangierung von LWL-Patch-Kabeln präzise übernimmt. Noch sind diese in der Port-Dichte limitiert und mit erheblichen Investitionskosten verbunden. Einen anderen Ansatz verfolgen Hersteller optischer Switch-Systeme. In einem solchen Szenario sind alle Fiber-Optik-Ports der Carrier, Service-Provider und Kundennetzwerke auf eine Switch-Matrix vorverkabelt. Über Softwaresteuerung werden die Laserübertragungen der optischen Verbindungen präzise über eine 2D-Piezostrahllenkung ausgerichtet und die Ports verbunden. Konkurrenzlos schnell, transparent bei geringerem Platzbedarf. Darüber hinaus entfällt die Wartung der Mechanik gegenüber der Robotiklösungen. Noch verhindern hohe Investitionskosten und die limitierte Anzahl der Ports auf der Matrix den breiten kommerziellen Einsatz im Cross-Connect des Colocation-Rechenzentrums. Neue Systeme, die diese Aspekte adressieren, haben die Hersteller aber bereits angekündigt. Die ersten Rechenzentrumbetreiber sammeln derzeit damit bereits erste Erfahrungen in kleineren Umgebungen.

Ausblick

Heute und künftig sind alle relevanten Datenströme zum und innerhalb des Datacenters über Glasfasern geführt. Der Fiber-Optik-Backbone ist das letzte physische Element in der Datenübertragung, auf dem alle zunehmend virtualisierten IT-Services aufbauen. Der daraus resultierenden Verantwortung muss sich die Branche beim Betrieb eines Rechenzentrums stellen. Hinter dem Leitmotiv „Structure, Enhance and Drive“ verbirgt sich die Notwendigkeit einer vorausschauenden Planung. Ohne eigene strukturierte Planung drohen mittelfristig erhebliche Folgekosten durch nachträgliche Umbaumaßnahmen während des Betriebs. Veränderungen in IT Landschaften sind auch zukünftig garantiert. Diese gilt es als Service-Anbieter aktiv mit seinen Kunden zu begleiten.     

Gerd König ist Account Manager DC bei Huber+Suhner.


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