Cloud-Computing ist Trend, dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die Technologie. Das Forschungsprojekt „Frankfurt Cloud“ lotet die Belastungsgrenzen aus.
Der Rechenzentrums-Campus von Interxion ist seit Oktober 2010 Standort der „Frankfurt Cloud“. Hierbei handelt es sich um eine Cloud-Computing-Infrastruktur, die zahlreiche auslastungsintensive Anwendungen beherbergt. Aufgabe ist es, zum einen die Grenzen der Belastungsfähigkeit der Cloud auszuloten, zum anderen unterschiedliche Anwendungsprofile zu untersuchen und auszuwerten. Dabei soll es in erster Linie darum gehen, in Zukunft eine stark fragmentierte Anwenderlandschaft auf Dauer zuverlässig, flexibel und robust mit Cloud-Services zu bedienen. funkschau hat bei Peter Knapp, Geschäftsführer bei Interxion Deutschland, nachgefragt.
funkschau: Welche Ziele verfolgen Sie mit der „Frankfurt Cloud“?
Peter Knapp: Ziel der „Frankfurt Cloud“ ist es, anhand von konkreten Forschungsvorhaben das Cloud-Konzept zu erproben und ungelöste Fragen bei der weiteren Implementierung zu klären. So wird beispielsweise untersucht, wie Abrechnungsmo-delle und Cloud-Management-Systeme beschaffen sein müssen, um Cloud-Service kosteneffizient nutzen zu können. In permanenten Stresstests mit extrem heterogenen Anwendungen werden unter wissenschaftlicher Beobachtung die Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Hochverfügbarkeit der operativen Cloud-Computing-Infrastruktur kontrolliert und ausgewertet.
Die ersten Ergebnisse der Stresstests zeigen, dass es im Betriebszeitraum zu keinem einzigen Problem oder Absturz kam und das bei einem Auslastungsgrad der „Frankfurt Cloud“ von bis zu 80 Prozent.
funkschau: Welche Applikationen liegen in der Cloud, was wird mit ihnen gemacht?
Knapp: In der „Frankfurt Cloud“ liegen unterschiedlich datenintensive, rechenintensive, kommunikationsintensive und heterogene Anwendungsprogramme. Die Möglichkeiten des Betriebs in der Cloud sollen bewertet und fortentwickelt werden. Konkrete Anwendungsfelder reichen zum Beispiel von Simulationen zum Verständnis von Sternenexplosionen und Klimamodellen bis hin zu wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen im Financial-Risk-Management. Mit den Ergebnissen sollen im Anschluss neuartige Cloud-Konzepte mit zukunftsweisenden Technologien entwickelt werden. Hierzu gehören Fragen der Lastenverteilung bei unterschiedlich hoher Auslastung der Kapazität sowie die Abrechnung individueller Nutzungsanteile.
funkschau: Welche Vorteile bietet Frankfurt als Standort?
Knapp: Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte konnte sich die Metropolregion Frankfurt Rhein Main als digitales Drehkreuz in Deutschland und Europa etablieren. Die exzellente Datenanbindung an die Welt gründet sich auf den Zugang zu einer außergewöhnlich leistungsfähigen und dichten Kommunikationsinfrastruktur sowie einer hervorragenden Rechenzentrumsinfrastruktur. Damit bietet Frankfurt Rhein Main als zentraler Datenknoten die perfekten Rahmenbedingungen für die „Frankfurt Cloud“.
Die Anwendungen der Forschungsgemeinschaft verlangen besonders leistungs-fähige, ausfallsichere, hochverfügbare, skalierbare Strukturen und eine ausgezeichnete Konnektivität. All das bieten die Rechenzentren von Interxion, weswegen die „Frankfurt Cloud“ bei uns betrieben wird. Hinzu kommen unsere Cloud-Hubs, die auf Grund der Verfügbarkeit von mehr als 350 Kommunikationsnetzwerken und 20 Internetaustausch-knoten eine Art Marktplatz für digitale Dienstleistungen bilden. In den Cloud-Hubs können Cloud-Service-Provider und Unternehmen eine speziell für kritische Geschäftsprozesse geeignete Infrastrukturumgebung nutzen. Neben der Rechenzentrumsinfrastruktur und der Anbindungsmöglichkeiten bieten sie eine sichere Test-Lab-Umgebung, in der neue Cloud-Services entwickelt, getes-tet und betrieben werden können.
funkschau: Welche Bedeutung hat dabei die Infrastruktur der Rechenzentren von Interxion?
Knapp: Alle Cloud-Modelle implizieren das Vorhandensein einer leistungsfähigen Rechenzentrumsinfrastruktur, durch welche die Etablierung der neuen Technologie erst ermöglicht wird. Die bereitgestellte Infrastruktur muss in diesem Zusammenhang sowohl extrem leistungsfähig als auch skalierbar sein, um für den Betrieb von Cloud-Services notwendige High-Density-Installationen realisieren zu können. Denn: Cloud-Computing findet nicht im Nirgendwo statt und alle flexibel abrufbaren Ressourcen müssen selbstverständlich erzeugt werden.
In diesem Zusammenhang greifen Cloud-Service-Provider zum Betrieb ihrer Systeme auf Carrier-neutrale Rechenzentren zurück, wie sie von Interxion betrieben werden. Hier finden sie eine optimale Umgebung zum Betrieb ihrer Infrastruktur und eine breite Community von Unternehmen vor- und nachgelagerter Wertschöpfungsstufen, wie etwa die Betreiber von Telekommunikationsnetzen und Internetaustauschknoten. Mit diesen können Cloud-Service-Provider direkt im Rechenzentrum auf kürzesten Wegen und mit geringster Latenz Daten austauschen und so für ihre Kunden verfügbar machen.
funkschau: Warum sind Communities in diesem Zusammenhang so wichtig?
Knapp: Rechenzentrumsbetreiber, die in ihren Einrichtungen eine Vielzahl von Anbietern aus einem Marktsegment vereinen, bieten ihren Kunden durch die so genannten Communities einen deutlichen Mehrwert. Bei Cloud-Computing spricht man dabei von Cloud-Hubs. Vor allem Cloud-Service-Provider profitieren von der Nutzung der ausfallsicheren und leistungsfähigen Infrastrukturumgebung zur Entwicklung und zum Betrieb von Cloud-Computing-Dienstleistungen. Die Bündelung von Angebot und Nachfrage an einem zentralen Ort und die entstehenden Marktplatz-effekte sowie Dienstleistungen rund um Cloud-Computing tragen zur Kostenreduzierung bei und steigern die Wertschöpfung der angebotenen Leistungen. Der Nutzen der Carrier-Neutralität und der direkten Anbindung an Kommunikationsnetzwerke und Internetaustauschknoten ist dabei vielschichtig.