Performance-Management für Cloud-Dienste

Die Wolke wächst

28. Februar 2011, 6:00 Uhr | Christian Wirth, Country Manager bei Compuware

Cloud Computing wird sich zum allerorts genutzten Konzept entwickeln. Damit Unternehmen die Vorteile allerdings tatsächlich ausschöpfen können, ist ein kluges Leistungs-Management der eingesetzten Anwendungen erforderlich.

Die IT in Unternehmen steht nach allgemein gültiger Einschätzung vor einem Umbruch. Cloud
Computing und Services sind längst kein Hype mehr, sondern gelten als Techniksprung. Analysten
erwarten bei Cloud-Angeboten für Unternehmen ein enormes Wachstum in den kommenden Jahren. So geht
IDC davon aus, dass der weltweite Cloud-Umsatz von 16 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr bis
2014 auf fast 56 Milliarden Dollar steigen wird. Und je stärker die Branche die Cloud akzeptiert
und adaptiert, desto einflussreicher wird alles, was mittel- und unmittelbar mit ihr im
Zusammenhang steht.

Auch aus makroökonomischer Sicht ist Cloud Computing nicht zu unterschätzen. Laut einer
aktuellen Studie des Centre for Economics and Business Research (CEBR) in London könnte Cloud
Computing der deutschen Wirtschaft bis zum Jahr 2015 jährliche Ergebnisverbesserungen im Wert von
49,6 Milliarden Euro bringen. So sind die herkömmlichen IT-Ausgaben beispielsweise für Hardware und
Energie deutlich reduzierbar – dabei entfällt der Studie zufolge ein Anteil von 24,2 Prozent der
gesamten wirtschaftlichen Vorteile auf die Public Cloud. 37,4 Prozent nimmt die Private Cloud ein
und Hybrid-Lösungen mit Bestandteilen beider Konzepte haben einen Anteil von 38,4 Prozent.

Erfolgsfaktor Performance

In diesem Zusammenhang erfährt die Bereitstellung und Nutzung von IT-Leistungen eine Revolution.
Cloud-basierende Anwendungen reduzieren die Kosten der Infrastruktur und können schneller
bereitgestellt werden als traditionelle Anwendungen. Immer mehr Unternehmen nutzen daher die
Möglichkeit, Teile ihrer IT-Infrastruktur auszulagern und Rechenleistung, Speicherplatz und
Software als Service über das Internet zu beziehen. Trotz aller Euphorie ist jedoch auch ein
gegenläufiger Trend zu beobachten. So reduzieren bereits viele Großunternehmen wieder ihre
Cloud-Computing-Anstrengungen oder stellen diese sogar völlig ein. Laut IDC zählen zu den
Haupterwägungen neben Sicherheitsbedenken auch eine unzureichende Performance und mangelnde
Verfügbarkeit. Nicht zu Unrecht, denn aufgrund von leistungsbedingten Problemen bei Anwendungen
gehen deutschen Großunternehmen durchschnittlich 560.000 Euro im Jahr verloren, wie eine Umfrage
von Compuware ergab. Und bei fast der Hälfte der deutschen Umfrageteilnehmer geht die Enttäuschung
sogar so weit, dass sie deshalb auf die Einführung weiterer Cloud-Anwendungen vorerst verzichten
oder die Einführung verlangsamen wollen, bis die Probleme der derzeit genutzten Anwendungen gelöst
sind.

Verlagerung erfordert neuen Management-Ansatz

Mit der Verlagerung von IT-Anwendungen in die Cloud wächst auch die Komplexität der
Unternehmens-IT. Gerade bei Public-Cloud-Services externer Anbieter ist oft schwer zu erkennen,
welche Technik und Softwarefähigkeiten zur Verfügung stehen und wie es um die Leistung bestellt
ist. Ursprünglich hatte die IT-Abteilung die vollständige Kontrolle über Anwendungen, die sich im
unternehmensinternen Rechenzentrum befanden, und konnte entsprechende Strategien zum
Application-Performance-Management (APM) anhand der internen Infrastruktur ausrichten. Setzt ein
Unternehmen Cloud Computing ein, so befinden sich Anwendungen und Daten nun in einem virtuellen
Raum außerhalb der schützenden Firewall und der Kontrolle der Unternehmens-IT.

Konkret besteht das Problem mit der unzureichenden Leistung also im fehlenden
Performance-Management in der Cloud. Deshalb wird ein neuer integrierter Ansatz notwendig, der die
komplette Anwendungslieferkette umfasst, vom Service-Provider bis hin zum Rechenzentrum, über das
Netzwerk, das Unternehmen, die Cloud und das Endgerät, über organisatorische und geografische
Grenzen hinweg. Nur so lassen sich interne und externe Komponenten über physische, virtuelle und
Cloud-Umgebungen hinweg zuverlässig verwalten.

Messgrößen und Einflussfaktoren

Darüber hinaus kritisieren viele Unternehmen die mangelhaften Service Level Agreements (SLAs)
von Public-Cloud-Providern, die besonders für die Messgrößen wie Performance und Verfügbarkeit
unzureichend sind. Beispielsweise legt Amazon für seinen Infrastrukturdienst EC2 generell
Server-Verfügbarkeiten von mindestens 99,95 Prozent innerhalb von 365 Tagen fest. Microsoft bietet
für seine SaaS-Dienste (Software as a Service) Exchange Online oder Sharepoint Online ein
Uptime-Service-Level von 99,9 Prozent.

Auf den ersten Blick hohe Verfügbarkeitswerte, doch vernachlässigen diese rein technischen
Angaben, dass der Cloud Provider nur ein Teil der komplexen Anwendungslieferkette ist. Letztendlich
ist die Erfahrung und Perspektive des Endanwenders entscheidend. Denn eine schlechte technische
Leistung oder Nichtverfügbarkeit einer Anwendung sorgt für Unzufriedenheit und Frustration der
Nutzer, unabhängig davon, wo das Problem liegt. Faktoren, die die Performance von Cloud-basierenden
Anwendungen beeinflussen können, sind:

  • die geografische Lage – je weiter entfernt der Endanwender von der Anwendung ist, desto länger
    ist die Antwortzeit. Auch der Internet-Service-Provider sollte möglichst nah am Endanwender
    sein;
  • die „Letzte Meile“ – die Performance einer Anwendung wird maßgeblich von der Qualität der
    Verbindung bis zum Endkunden des Internet-Service-Provider vor Ort beeinflusst; und
  • die Tageszeit – tageszeitabhängige Lastspitzen des Cloud-Service-Providers haben maßgeblichen
    Einfluss auf die Anwendungs-Performance.

Obgleich die Cloud durch eine gewisse Elastizität gekennzeichnet ist und Anwendungen in einer
individuellen Instanz des Cloud-Service-Providers agieren, operieren sie nicht in einem luftleeren
Raum und werden von weiteren Kunden oder benachbarten Anwendungen in der Cloud beeinflusst. Ohne
eine detaillierte Fehler- und Ursachenanalyse ist es unmöglich, Performance- und
Verfügbarkeitsprobleme zu erkennen und zu beheben, bevor der Endanwender die Auswirkungen in Form
mangelnder Leistung zu spüren bekommt.

Unabhängig von ihren physischen, virtuellen oder Cloud-basierenden Attributen müssen Anwendungen
also sachgerecht kontrolliert und verwaltet werden, um eine gleichmäßig starke Leistung zu zeigen.
Herkömmliche APM-Tools bieten jedoch nicht die Tiefe und Breite an Informationen, die für eine
effiziente und unternehmensübergreifende Administration von Cloud-basierenden Anwendungen notwendig
sind. Nur eine holistische Sicht auf die Application Performance über die komplette
Anwendungslieferkette hinweg ermöglicht das Identifizieren und Lösen von Problemen über die reine
technische Verfügbarkeit hinaus. Dabei sind drei Elemente entscheidend:

  • eine transparente Sicht auf die komplette Lieferkette,
  • eine tief greifende Ursachenanalyse für das Identifizieren und Lösen von Fehlern und
  • ein einheitliches Dashboard, das die Sicht über die gesamte Anwendungslieferkette hinweg für
    die jeweiligen Stakeholder ermöglicht.

Lösungen, wie sie zum Beispiel Compuware bietet, unterstützen ein ganzheitliches
Performance-Management. Darüber hinaus bietet die kostenlose Cloud-Sleuth-Community Anbietern und
Nutzern von Cloud-Services die Gelegenheit, Cloud-Anwendungen zu entwickeln, zu verwalten und die
Zuverlässigkeit von Services zu überprüfen.

Fazit

Cloud-Services nehmen bereits jetzt einen festen Platz im IT-Sourcing-Mix ein und werden auch
von der Geschäftsführung forciert. Laut PAC werden in den nächsten fünf Jahren knapp drei Prozent
aller IT-Ausgaben in Deutschland auf Cloud-Technik entfallen. Für die IT-Abteilungen in Unternehmen
wird es daher immer wichtiger, eine Balance zwischen der Nutzung von eigener IT, Outsourcing und
Cloud-Services zu finden und somit die daraus resultierende wachsende Komplexität der
Unternehmens-IT abzufangen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der es Unternehmen ermöglicht, von den
Vorzügen des Cloud Computings zu profitieren, ohne Einbußen in Bezug auf Verfügbarkeit oder
Anwendungsleistung hinnehmen zu müssen, wird also immer wichtiger. Nur so lassen sich SLAs für die
Verfügbarkeit und Performance von Anwendungen aus der Cloud einhalten und an den tatsächlichen
Erfahrungen der Endanwender in Bezug auf die Antwortzeiten einer Anwendung ausrichten. Stimmen
diese Parameter, können Unternehmen die wirtschaftlichen Vorteile des Cloud Computings voll
ausschöpfen.

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