Permanente Bitmusterkontrolle

Fehler in der Glasfaser finden

12. August 2009, 22:58 Uhr | Ariane Rüdiger/jos

Fehleranalyse an Glasfasern war bisher oft ein umständliches und teures Geschäft. Das Starnberger Unternehmen Fisec will dies mit einer neuen Technik auf Basis von Bitmustererkennung ändern. Die Produkte der Argus-Serie sind jetzt auf dem Markt.

Glasfasern gelten als relativ sicheres und wenig fehleranfälliges Breitbandübertragungsmedium.
Deshalb werden sie gern für die Datenfernübertragung innerhalb oder zwischen Rechenzentren genutzt,
zum Beispiel bei einer Anbindung von Ausweichlokationen für Disaster-Recovery-Prozeduren, die die
Verfügbarkeit von Infrastrukturen insgesamt erhöhen sollen.

Sind Glasfasern gestört, liegt dies meist an der versehentlichen Unterbrechung der Kabel durch
Bauarbeiten – in diesem Fall lässt sich der Ort des Fehlers auch relativ einfach lokalisieren. In
den nächsten Jahren dürfte aber Degradation als Fehlerursache erheblich wichtiger werden, zumal
wenn auf 10 GBit/s ausgelegte Infrastrukturen plötzlich Datenvolumen von 40 oder 100 GBit/s
transportieren sollen.

Kommt es zu einem schwer lokalisierbaren Kabelfehler, war guter Rat bisher teuer. Denn die
betroffene Faser war auf beiden Seiten von den optischen Verteilern abzukoppeln, an Reflektometer
anzuschließen und zu vermessen, um den Fehlerort einigermaßen genau eingrenzen zu können. Dies
kostete Zeit und Geld – mehr, als es solchen Anwendern, die auf Hochverfügbarkeit besonders
angewiesenen sind, lieb sein kann, etwa Banken, Finanzdienstleistern oder den Betreibern von
Verkehrsnetzen.

Die Experten von Fisec um Geschäftsführer Thomas Hohendanner machten eine Marktlücke aus: die
Optimierung der bisher üblichen ODTR-Systeme (Optical Time Domain Reflectometer). Heraus kam dabei
2004 ein patentiertes Verfahren, das mit Bitmustern arbeitet. CODTR-Systeme (Correlation Optical
Time Domain Reflectometer) übertragen diese Bitfolgen permanent über den Signalisierungskanal der
optischen Faser. Die eigentliche Datenübermittlung ist dadurch nicht gestört. Jede Faser muss für
diese Technik nur auf einer Seite mit einem entsprechenden Gerät ausgerüstet werden.

Nach dem Anschluss des Systems kalibriert man die intakte Faser einmal durch die Übertragung von
festgelegten Bitmustern. Bei Unterbrechungen, Aufschalten eines Abhörsystems oder Degradation
verändert sich das permanent mitlaufende Bitmuster. Anhand dieser Veränderungen lässt sich die
Störstelle bis auf einen Meter genau lokalisieren. Da das Messsystem kontinuierlich mitläuft,
stehen diese Daten sofort zur Verfügung und fließen, wenn der Kunde dies will, permanent in
vorhandene Netz-Management-Lösungen ein.

Das Argus-System besteht aus einem Chassis, in dem sich diverse 19-Zoll-Karten befinden: das
eigentliche Mess-Board (AMO, Argus Monitor), das Auswertungssystem Argus Manager (AMA), die
Anschlusseinheit für die Fasern (ALI, Argus Line) und eine Einheit, die das Messsignal elektrisch
abschließt (ATE, Argus Termination). Da alle Module aus Standardkomponenten bestehen, AMA etwa mit
einem Celeron-Prozessor und einer 40-GByte-Platte bestückt ist, kostet das System pro überwachter
Leitung etwa 5.000 Euro. "Wenn ein Unternehmen mehr als 200 Boxen kauft, gehen wir davon aus, dass
auch Preise unter 1.000 Euro drin sind", meint Hohendanner.

Für Betatester steht das Produkt schon einige Monate zur Verfügung, nun soll die aktuelle
Version 2.1. dem breiteren Markt offeriert werden. Neu an ihr ist, dass die Leitung oder das Netz
kartografisch über ein geografisches Informationssystem (GIS) dargestellt werden kann und die Länge
der zu überwachenden Fasern bis mindestens 80 km möglich sein soll.

Dies mache die Lösung besonders passend für große, verzweigte Glasfasernetze, so der Hersteller.
Als GIS dient Arcgis von Esri (Environmental Systems Research Institute) aus Redland in
Kalifornien. Damit lässt sich von der Planung bis zur Überwachung das gesamte Netzwerk auch über
die Argus-Funktionen hinaus verwalten.

Im Argus-System zeigt das GIS das gesamte Glasfasernetz in unterschiedlichen Darstellungsformen
bis hin zu Leitungsquerschnitten. Zooms und intelligente Suchfunktionen sollen die Arbeit
erleichtern. Störungsstellen sind rot blinkend angezeigt und erscheinen auf angeschlossenen
Systemen – etwa Handy oder Web-Browser – mit Kenndaten wie Ort und Datum. So weiß das Reparaturteam
sofort, wohin es aufzubrechen gilt.

Info: Fisec Tel.: 08151/9596975-0 Web: www.fisec.de


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