Unter dem Dach der QSC AG betreiben QSC, die Hamburger Info AG und die IP Exchange deutschlandweit sechs eigene Rechenzentren mit einer Fläche von insgesamt 15.000 qm an den Standorten Hamburg, Oberhausen, Nürnberg und München. Das jüngste Datacenter wurde gerade in München in Betrieb genommen. funkschau sprach dazu mit Wolfgang Kaufmann, Geschäftsführer IP-Exchange in München über den aktuellen Status des heute Machbaren in punkto Energieeffizienz, Sicherheit und Kundenwünsche.
funkschau: Sie haben gerade ein neues Rechenzentrum in München eröffnet. Was sind heute die größten Herausforderungen bei der Planung eines Datacenters?
Wolfgang Kaufmann: Zunächst spielt die Wahl des Ortes eine Rolle - hier müssen sowohl Kundennähe als auch geologische Voraussetzungen stimmen. Viele mittelständische Unternehmen wünschen sich „ihr“ Rechenzentrum auch in ihrer Nähe. Um Sicherheitsrisiken ausschließen zu können, mussten auch Hochwassergefährdung und die örtliche Umgebung geprüft werden. Auf der Leistungsebene steht Hochverfügbarkeit ganz oben auf der Liste der Anforderungen, zudem wächst der Wunsch nach modularem Aufbau. Generell ist die Verknüpfung von leistungsstarker IT mit hohen Sicherheitsvorkehrungen wie redundanter Stromversorgung und Kühlung, skalierbaren USV- und Kühlsystemen sowie mehrfacher Hochgeschwindigkeitsanbindung des Backbones dabei ein Maßstab, den die Kunden an unsere Datacenter anlegen. Ein skalierbares Energiekonzept ist heutzutage selbstverständlich - höchstmögliche Energieeffizienz gilt mittlerweile als einer der wichtigsten Parameter moderner Rechenzentren.
funkschau: Wie lange hat es in diesem konkreten Fall gebraucht von der Planung bis zur Inbetriebnahme des RZ?
Kaufmann: In die Planung und Umsetzung des Münchner Rechenzentrums sind alle Erfahrungswerte unserer bisherigen Rechenzentren eingeflossen. So war es möglich, dieses Hochleistungszentrum über die Dauer von etwas mehr als einem Jahr komplett zu planen und zu errichten - mit anschließendem Testbetrieb kann man also von einer Umsetzungszeit von rund 16 Monaten reden bis zur offiziellen Inbetriebnahme im März 2012.
funkschau: Stichwort Energieeffizienz: Wohin geht hier der Trend und auf welche Maßnahmen setzen Sie?
Kaufmann: Wir setzen bereits eine ganze Reihe zukunftsweisender Technologien zur Verbesserung unserer Energieeffizienz ein und evaluieren deren kosteneffiziente Umsetzung. Außer Frage steht die Auswahl neuer Komponenten zum Ausbau unserer Flächen oder als Ersatz für bestehende Systeme: Bei der Beschaffung von Klima- und Energieversorgungstechnik stehen Energieeffizienz, Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit an den tatsächlichen Bedarf häufig im Widerspruch zu den Anschaffungskosten, allerdings findet sich meist sehr schnell ein Kompromiss zugunsten eines geringeren Energieverbrauchs. Auf mittlere bis lange Sicht rechnen sich diese Systeme immer auch in Hinblick auf die Kosten. Ein Weg zu mehr Energieeffizienz bietet sich bei den Servern und Speichersystemen durch den zunehmenden Einsatz virtueller Systeme. Kombiniert man die fortschreitende Migration der Server in virtuelle Sys-teme mit dem konsequenten Einsatz energiesparender, hocheffizienter Server und Systeme, ergeben sich aus den resultierenden Synergien enorme Einsparungen. Auf der infrastrukturellen Seite gibt es bereits beim Bau und Ausbau neuer Flächen einige bauliche Besonderheiten zu beachten, die sich während des gesamten zukünftigen Betriebs der Flächen auswirken. Wir teilen Flächen in Bereiche mit unterschiedlichen Lasten und damit unterschiedlichen Anforderungen an die Kühlleistung auf, vermeiden so genannte Hotspots innerhalb der einzelnen Flächen und nutzen Kaltgangeinhausungen prinzipiell unabhängig von der Leistungsdichte. Transformatoren, USV-Anlagen und Rückkühler werden ständig auf ihre Effizienz überprüft und gegebenenfalls gegen modernere Systeme ausgetauscht. In München haben wir dies bereits bei der Planung konsequent umgesetzt, in Nürnberg werden die Systeme und Komponenten regelmäßig überprüft.