Gartner empfiehlt den CIOs mit dem Deployment von Windows 7 noch bis zur Verfügbarkeit von Office 2010, gegen Ende des zweiten Quartals 2010, zu warten. Das wäre ein deutlicher Dämpfer für den Start von Windows 7, von dem Microsoft hofft, dass es im Herbst einen Boom auslösen wird. In einer Analyse der vielen Office-Ankündigungen, die Microsoft auf dem jüngsten Partner-Event in New Orleans bekannt gegeben hat, kommen die Gartner-Analysten zu einer vorsichtigen Einschätzung der Situation.
"Die CIOs sollten Office 2010 zusammen mit Windows 7 einführen – auch wenn sich dadurch die
Umstellung noch deutlich verzögern wird", heißt es in dem Analysebericht.
Offiziell soll Office 2010 "in der ersten Jahreshälfte" des nächsten Jahres auf den Markt
kommen, doch Robert Helgerth, Chef des Channels bei Microsoft Deutschland meint, dass das Paket
wohl "erst gegen Ende des ersten Halbjahres" verfügbar sein wird. Damit würde sich die Einführung
von Windows 7 bei den Unternehmen um mindestens sechs Monate verzögern.
Außerdem meinen die Analysten, dass diejenigen Unternehmen, die bislang noch nicht auf Office
2007 umgestellt haben, dieses auch nicht mehr durchführen sollten. Sogar angefangene Projekte
sollten gestoppt werden.
Der Paukenschlag der Office-Announcements in der vergangenen Woche war die kommende
Online-Version. Diese wird in direkter Konkurrenz zu den bereits bekannten Angeboten von Google und
Zoho stehen.
Hierzu empfiehlt Gartner den IT-Chefs eine intensive Prüfung der neuen Online-Version, da diese
nicht über den vollen Office-Funktionsumfang verfügen wird. "Die Web-Version ist zwar kostenlos,
aber wir wissen noch nicht, was alles fehlen wird", heißt es in dem Bericht.
Die Gartner-Analysten haben darüber hinaus noch weitere Bedenken gegenüber der Web-Version:
– Sie ist werbungfinanziert, und so besteht die Gefahr von erheblichen Mitarbeiterbelästigungen
und Interessenskonflikten.
– Das zugehörige Storage-Volumen wird begrenzt sein.
– Wie bei allen Cloud-Anwendungen, so können auch hier die bekannten Compliance- und
Privacy-Konflikte entstehen.
– Derzeit plant Microsoft keine speziellen Search- und Mining-Funktionen, die zum Aufspüren von
wichtigen Unterlagen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten notwendig sind.
Besonders ausführlich geht der Bericht noch auf die neuen Kollaborations-Tools und die damit
verbundenen neuen Funktionen und Features in Office 2010 ein. Beispielsweise können mit Office 2010
mehrere Benutzer gleichzeitig an einem Dokument arbeiten – allerdings erfordert dieses Feature auch
Sharepoint.
"Die neuen Office-Funktionen entsprechen dem, was die User heute von einer Büroanwendung
erwarten – und was die Unternehmen zur Produktivitätssteigerung ihrer Office-Worker benötigen",
lautet das Gartner-Urteil.
Doch diese neuen Features bilden laut Gartner keine Alleinstellungsmerkmale. "Die CIOs sind gut
beraten, wenn sie die Produktivitätssteigerungen von Office 2010 mit den konkurrierenden
Bürolösungen von Openoffice, Google, Zoho und Corel im Auge behalten, denn nur so können sie das
Beste für ihr Unternehmen auswählen", heißt es abschließend.
Harald Weiss/pf