Zur aktuellen Diskussion um die Energieeffizienz in Rechenzentren passt eine Meldung der Marktforscher der Experton Group: Die Endverbraucherpreise für Gas und Strom in Deutschland seien zum Jahreswechsel 2006/07 weiter gestiegen. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hoffe aber mit Blick auf den deutschen Gasmarkt 2007 auf eine deutliche Belebung des Wettbewerbs.
Die Chancen für Wettbewerber, in fremden Gasmärkten mit niedrigen Preisen auf Anhieb einen eigenen Kundenstamm aufbauen zu können, werden allerdings in der Branche recht unterschiedlich eingeschätzt. Einige verweisen auf die geringe Wechselwilligkeit der Kunden, die auch aus dem Strombereich bekannt ist. Nach Einschätzung des Bundesverbands der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) wiederum sind derzeit etwa vier bis fünf Prozent der Kunden aus verschiedenen Gründen unzufrieden mit ihrem Lieferanten und wären bereit ihren Anbieter zu wechseln, wenn sie die Möglichkeit hierzu bekämen – deutliche finanzielle Vorteile vorausgesetzt. Derzeit stehen einige potenzielle "neue" Gasanbieter in den Startlöchern.
Beim Strom ist die Preisentwicklung noch unklar. Der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) verweist in einer rund 850 Netzbetreiber umfassenden Studie aber auf bereits fallende Durchleitungsentgelte. Dies sei besonders auf die von der Bundesnetzagentur durchgesetzten Preiskürzungen zurückzuführen. Nichtsdestoweniger wird den großen Stromkonzernen Missbrauch von Marktmacht an der Leipziger Strombörse EEX vorgeworfen. Eine anonyme Veröffentlichung geheimer interner Daten der EEX deutet darauf hin, dass die großen Versorger die Strompreise künstlich hochgetrieben haben könnten. Ein Gutachten von Axel Ockenfels, Professor an der Universität Köln, widerlege wiederum diesen Verdacht. Der Sachverhalt war Anfang April 2007 noch nicht geklärt.
Die Tendenz hin zu sinkenden Durchleitungsgebühren für die Strom- und Gasnetze – neben den Anforderungen der Bundesnetzagentur – wird sich nachhaltig auf Produktion, Betrieb und Vertrieb auswirken. Die fallenden Margen der kommunalen Anbieter etwa – die vielfach über geringe eigene Stromerzeugungskapazität verfügen und so abhängig von den Erzeugern sind – legen Kostensenkungen im Kundenservice für Privatkunden nahe. Auch der Trend zum Zusammenschluss von Stadtwerken beim Kraftwerksbau hält weiter an, ebenso wie die Optimierung der profitablen Stromerzeugung durch Kooperationen in Teilbereichen.
Ähnliche Entwicklungen wie im Telekommunikationsmarkt zeichnen sich ab – auch wenn das Kundenverhalten dort anders geartet ist. Ein Beispiel sind Strom- oder Gas-"Discounter" wie Eprimo oder die Anfang Februar 2007 gegründete "E wie einfach Strom & Gas GmbH". Ein weiteres Thema sind "Prepaid-Strom"-Angebote. Diese geben den Kunden mehr Kontrolle über die Stromkosten. Aus Versorgersicht sorgt das Modell für mehr Sicherheit im Umgang mit "weniger solventen" Kunden.
Mit Blick auf den Einsatz von Informationstechnologie habe sich bereits 2006 abgezeichnet, dass die Unbundling-Anforderungen der BNetzA künftig nicht nur durch ein Zwei-Vertrags-Modell, sondern auch durch zwei getrennte Mandanten auf IT-Seite umgesetzt werden sollen. Einige Anbieter von Standardlösungen für Energieversorger setzen diese Anforderung nun in ihrer Software um, und auch die größeren Energieversorger verfolgen nach und nach entsprechende Aktivitäten.
Weitere aktuelle IT-Themen Anfang 2007 sind das Reporting für die Bundesnetzagentur, die Umsetzung eines branchenweit einheitlichen Formats für den elektronischen Datenaustausch (bis 1.8.2007, gemäß Festlegung der BNetzA "Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität" (GPKE)) und die zunehmenden Diskussionen über IT-Sicherheit als Baustein für ein ausfallsicheres Stromnetz. Darüber hinaus beginnen Diskussionen über Automatic Meter Reading (AMR), also intelligente Stromzähler, die dem Kunden jederzeit Aufschluss über den aktuellen Verbrauch (und Einsparungspotenziale) geben. In Großbritannien werde bereits eine Pflicht für den AMR-Einsatz bei Privatkunden diskutiert, in Deutschland stecke das Thema noch in den Kinderschuhen.
LANline/jos