Klickraten bei Google bleiben flach - Aktienkurs bricht ein

Internetwerbung zeigt erste Anzeichen von Schwäche

28. Februar 2008, 9:21 Uhr |

Erstmals waren die bezahlten Klickraten bei Google im Januar rückläufig. Experten sehen darin bereits einen breiten Trend zum Abflachen der Onlinewerbung. Andere interpretieren das als Folge der allgemeinen Konjunkturschwäche, die sich auch im E-Commerce bemerkbar macht. Der Aktienkurs von Google ging im Tagesverlauf um fast fünf Prozent nach unten.

Die Internet-Traffic-Agentur Comscore berichtet, dass Googles Paid-Clicks im Januar in den USA um sieben Prozent gegenüber dem Dezember 2007 zurückgegangen sind. Gegenüber dem Januar des Vorjahrs gab es ebenfalls einen Rückgang, wenn auch mit 0,3 Prozent etwas geringer. Mit diesen Zahlen scheint die sonst übliche Quartals-Zunahme von jeweils rund 25 Prozent vorerst beendet.

Zwar sind die Messmethoden von Comscore umstritten und Google weigert sich seit seinem Bestehen Klickraten zu veröffentlichen oder zu bestätigen, aber der Alt-Analyst der Dotcom-Szene, Henry Blodget, brachte es auf den Punkt: "Selbst wenn die Comscore-Zahlen nur halbwegs richtig sind, ist das Ergebnis für Google eine Katastrophe."

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Das Nullwachstum des bisherigen Musterschülers in Sachen Onlinewerbung wird von den Marketingexperten vor allem mit der schwachen US-Wirtschaft erklärt. "Internetwerbung ist offensichtlich nicht immun gegenüber der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung - und möglicherweise sogar noch anfälliger als die klassischen Wirtschaftsbereiche", sagt John Aiken, Analyst bei Majestic Research in New York. Seiner Ansicht nach würden vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ihr Onlinewerbebudget kürzen, da bei ihnen die daraus resultierenden Umsätze rückläufig sind.

Falls der Rückgang bei der Onlinewerbung tatsächlich die Folge von weit reichenden KMU-Budgetkürzungen ist, würde das zu einem deutlichen Umdenken bei den vielen neuen Internet-Deals führen. Diese gehen bislang alle davon aus, dass im Onlinebereich die Konjunkturschwankungen durch den allgemeinen Trend von der Offline- zur Onlinewerbung überkompensiert werden.

Einige Analysten vermuten deshalb, dass diese jüngsten Zahlen direkten Einfluss auf die Übernahme von Yahoo durch Microsoft haben werden. "Die Yahoo-Aktionäre werden dem Board noch mehr Druck machen, damit das Microsoft-Angebot angenommen wird und für Microsoft bedeuten die neuen Zahlen, dass man noch weniger bereit sein wird das Angebot zu erhöhen", sagt Jordan Rohan, Analyst bei RBC-Capital-Markets.

Auch an der Wall-Street lösten die schwachen Google-Klickraten bereits eine Panikstimmung aus. So rauschte die Aktie von Google im Tagesverlauf um fünf Prozent auf 464,19 Dollar nach unten, das ist fast so wenig wie das 52-Wochen-Tief, das im März 2007 bei 437 Dollar lag. Und es ist weitaus weniger als der höchste Wert in diesem Zeitraum, der im November mit 747,24 Dollar erzielt wurde.

Harald Weiss/CZ/pk


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