Schon in den ersten Tagen nach dem Microsoft-Angebot an Yahoo wurden von Google schwere Geschütze aufgefahren. Doch Inzwischen mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Chancen für Yahoo sinken. Es sei denn Yahoo schafft es, eine besonders enge Kooperation von Yahoo und Google-Search zu erreichen. Dies könnte Microsoft erheblich schaden.
Offensichtlich ist das Yahoo-Management noch nicht bereit, dem vorliegenden Microsoft-Angebot zuzustimmen. "Die Prüfung wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da wir das Angebot sehr ernst nehmen", hieß es in einem Yahoo-Statement. Oder klarer gesagt: Man sucht händeringend nach alternativen Lösungen. Und so wird mehr oder minder geheim sondiert, welche anderen Möglichkeiten man dem Board und den Aktionären vorschlagen kann, damit diese sich nicht vom hohen Kaufpreis verführen lassen.
–
Analysten: Yahoo-Deal fordert Microsoft
–
Google: Microsoft will mit Yahoo-Kauf auch das Web monopolisieren
Eine der Optionen ist es, einen Käufer zu finden, der gleich gut zahlt, aber weniger Einflussinteressen hat, einen so genannten Weißen Ritter. Doch das gestaltet sich schwierig. Die großen Investmentfirmen haben schon erhebliche Bedenken am gegenwärtigen Marktwert von Yahoo – und jeder Aufpreis erscheint ihnen utopisch.
"Ohne einen Synergieeffekt durch den Käufer ist kein Aufpreis zu erzielen", sagt George Askew, Analyst bei Stifel Nicolaus Securities. Seiner Ansicht nach würde es eine Private-Equity-Firma über 50 Milliarden Dollar kosten, um Yahoo wieder von der Börse zu nehmen.
Den von Askew angesprochenen Synergieeffekt könnte es neben Microsoft auch mit den großen Content-Anbietern geben. Doch das ist ein Weg, den Yahoo schon seit Jahren mit Disney versucht, ohne dass es bislang bahnbrechende Erfolge gab. Und so signalisierten bereits NBC und Rupert Murdochs News Corporation, dass sie kein Interesse daran hätten, ein Gegenangebot zu Microsofts 44,6 Milliarden Dollar vorzulegen. Und auch andere mögliche Partner wie AT&T, Comcast, Time Warner und Verizon haben ihre ablehnende Haltung bereits signalisiert.
Eine andere ursprünglich diskutierte Möglichkeit erscheint inzwischen völlig aussichtslos, nämlich dass Google Yahoo aufkauft. "Schon beim Microsoft-Angebot haben Viele eine Menge kartellrechtliche Bedenken geäußert, doch für eine Google-Übernahme wird es weder in den USA noch in Europa eine Mehrheit geben", sagt Citigroup-Analyst Mark Mahaney.
Er und viele andere sehen deshalb eine Kooperation von Yahoo mit Google als viel wahrscheinlicher. "Eine Zusammenarbeit bei der Suche und im Content würde beiden sehr zu Gute kommen und Microsoft schwer zu schaffen machen", lautet seine Vermutung.
Doch die höchste Wahrscheinlichkeit gibt er einem verbesserten Angebot seitens Microsoft. "Wir haben schon bei Oracles feindlichen Übernahmen gesehen, wie wankelmütig Aktionäre sind, und das könnte hier genauso der Fall sein", meint Mahaney über den weiteren Verlauf der Verhandlungen.
Harald Weiss/CZ/pk