Sicherheit, Hochverfügbarkeit und Energieeffizienz: Dies sind die zentralen Anforderungen der TWK Technischen Werke Kaiserslautern an ihr neues Rechenzentrum "Datacenter4you". Für High-Speed-Anschlüsse soll ein vorkonfektioniertes Break-out-Verkabelungssystem sorgen, das in knapp drei Wochen installiert war.
Die TWK sind seit 1991 als regionales Dienstleistungsunternehmen für die Energie- und
Wasserversorgung und den Busverkehr aktiv. Um die SAP-Einführung wirtschaftlich schultern zu
können, holte sich die IT-Abteilung im Jahr 2000 mit regionalen Ver- und Entsorgungsbetrieben
erstmals Partner ins Boot. Seitdem haben die TWK ihre Angebote als Outsourcing-Partner für Firmen
ständig erweitert, etwa im Bereich Telekommunikationsnetze sowie mit Druck- und Versand-Services.
„Unser Rechenzentrum stieß innerhalb weniger Jahre an seine Kapazitätsgrenzen. Dazu kam, dass die
Anforderungen der Bundesnetzagentur an den Betrieb ebenfalls ständig steigen“, berichtet Berthold
Willig, Leiter IT bei TWK.
Seit September 2010 bieten die TWK nun auch branchenfremden Unternehmen ein breites Spektrum an
IT-Dienstleistungen an, darunter Server-Hosting und -Administration, Web- und Application-Hosting
sowie Infrastrukturkonzeptionen für Netzwerke, Internet und Datensicherheit. Möglich wurde das
durch den Bau des „Datacenter4you“, das zu den modernsten und sichersten Rechenzentren Europas
zählt.
Das Rechenzentrum entstand nach der Kernsanierung eines TWK-Gebäudes innerhalb eines halben
Jahres. Auf 1.500 Quadratmetern Gebäudefläche sind hier unter anderem zwei autarke Rechnerräume mit
zurzeit 184 und 230 Quadratmetern Stellfläche entstanden, die sich bei Bedarf noch erweitern
lassen. Dabei handelt es sich um modulare, ECB.S-zertifizierte Lampertz-Hochsicherheitsräume von
Rittal, also Haus-in-Haus-Konstruktionen mit Zutrittskontrolle, Explosionsschutz, Brandschutz und
anderen Sicherheitseinrichtungen. Die bestehende Zertifizierung war Willig zufolge der Hauptgrund,
dass sich die TWK für die Rittal-Lösung entschieden.
Die beiden RZ-Räume sind auf eine Leistung von 1,6 Megawatt ausgelegt. Aktuell stehen hier 14
eingehauste Rack-Reihen mit insgesamt 160 Server-Schränken, die über einen Druckboden und Kaltgänge
mit Kühlluft versorgt werden. Für die Klimatisierung, die auf zweimal 300 kW installierte
Kälteleistung in n 1-Redundanz ausgelegt ist, nutzen die TWK die direkte freie Kühlung. „Übers Jahr
reicht uns zu rund 80 Prozent der Zeit die Außenluft, um das Rechenzentrum auf konstant 20 Grad zu
kühlen – erst dann kommen die Kompressoren zum Einsatz. Auf diese Weise sparen wir so viel Strom,
dass wir bei voller Belegung mit einer Power Usage Effectivness von unter 1,3 rechnen“, so Willig.
Im Vergleich zum bisherigen Rechenzentrum, das als Backup-Standort erhalten bleibt, schätzt der
IT-Leiter die Einsparungen bereits für die bestehenden Systeme auf rund 40.000 Euro jährlich. Die
Abwärme wird derzeit dazu genutzt, die umliegenden Räumlichkeiten zu heizen. Bei steigender
Auslastung soll die Wärmerückgewinnung einem in der Nähe gelegenen Warmfreibad zugutekommen.
Ausfallsichere Leitungen und ein optimales Routing der IP-Netze sind durch mehrere
10-Gigabit-Carrier-Anbindungen in zwei separaten WAN-Räumen gewährleistet. Zwischen den
Rechnerräumen und zu einzelnen Kunden bestehen mehrere 1-Gigabit-Anbindungen. Von den Core-Switches
aus – wie auch alle anderen aus Ciscos Nexus-Reihe – laufen im Doppelboden redundante Glasfaser-
und Kupferverbindungen auf unterschiedlichen Trassen zu jeweils drei Switches pro Raum sowie zu
mehreren Consolidation Points, die für zukünftige Anwendungen eingerichtet wurden. „Von dort aus
kaskadieren wir in die Switches in den Rack-Reihen. Die Server-Anbindungen sind rückseitig von
Schrank zu Schrank realisiert“, erklärt Willig. Für die Überwachung und Wartung des Netzwerks und
der Systeme setzt die IT-Abteilung ein lokales Network Operations Center (NOC) ein.
Die Verkabelung selbst wurde von der Firma Avalan realisiert. In enger Abstimmung mit Markus
Ryll, der bei der TWK-IT für das neue Netzwerk verantwortlich war, installierte Avalan in den
RZ-Räumen rund 14 Kilometer Kategorie-7-Datenkabel des Typs Uninet 7080 mit RJ45-Steckern und das
LWL-Break-out-System von Dätwyler Cables. Dieses Verkabelungssystem basiert auf kompakten
Mehrfachinnenkabeln (Trunks) mit 48 Mini-Lichtwellenleitern unter einem gemeinsamen Außenmantel,
die beidseitig mit LC-Steckern vorkonfektioniert sind. Im RZ sind 4.500 Strecken mit
Multimode-Fasern G50/125µ in OM3-Qualität und 2.400 mit Singlemode-Fasern E09/125µ in OS2-Qualität
installiert. Die Minikabel sind mit 1,8 Millimetern so dünn, dass auch die BO-Trunks mit 48
Minikabeln nur auf 1,84 Zentimeter Außendurchmesser kommen.
„Bei der Auswahl des Glasfasersystems waren vor allem die Kosten und das einfache Handling
ausschlaggebend“, so Thomas Freis, Vertriebsleiter bei Avalan. Die Lösung sei gegenüber anderen
LWL-Systemen, vor allem aber gegenüber dem Vor-Ort-Spleißen weitaus wirtschaftlicher und schneller
zu installieren. „Ohne die vorkonfektionierten Break-out-Kabel wäre das vorgegebene Zeitfenster von
nur knapp drei Wochen nicht zu halten gewesen“. Nicht zuletzt sprachen die Brandschutzvorgaben für
eine sehr dünne und leichte Glasfaserlösung.
In den Rack-Reihen ist jedes Mehrfachkabel in einem Verteilerfeld auf einer Höheneinheit (HE)
auf vormontierten LCD-Kupplungen abgeschlossen. TWK-spezifische Beschriftungen auf den einzelnen
Minikabeln und dem gemeinsamen Kabelmantel ermöglichen eine klare Zuordnung der Anschlüsse in den
Boxen und eine einfache Dokumentation. Die Kabeleingänge und die Zugentlastung im Verteilerfeld
sind über M25-Kabelverschraubungen realisiert. Kabelaufteiler entfallen bei dem BO-System
vollständig. Überlängen der Einzelfaserkabel von etwa 1,5 Metern in den Boxen bieten im Servicefall
die Möglichkeit, die LWL-Steckverbinder problemlos auszu-tauschen.
Im November 2010 war die TWK-IT noch mit dem Umzug der Server beschäftigt. Dieser erfolgt online
bei laufendem Betrieb. „So bleiben die Anwendungen unserer Kunden, darunter SAP, Echtzeit-Video,
Archivsysteme und Online-Shops, stets verfügbar“, erklärt Berthold Willig. Die Bestandssysteme, die
komplett gespiegelt sind und redundant gefahren werden, füllen mittlerweile sechs Rack-Reihen, also
rund 40 Prozent der Stellfläche, aus.
Insgesamt haben die TWK etwa fünf Millionen Euro in den Neubau investiert – ohne Hard- und
Software. Die hohen Kapazitäten des „Datacenter4you“ sind Willig zufolge eine gute Basis für
zukünftige Angebote und Aufgaben.