In dem deutschlandweit ersten Testareal sollen neue Anwendungsszenarien für ortsabhängige Dienste unter realen Bedingungen getestet werden. Basis ist die autarke WLAN-Lokalisierung des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS). Der Startschuss soll am 11. Januar 2008 in Nürnberg fallen.
Die WLAN-Lokalisierung des Fraunhofer IIS ermöglicht die sichere Orientierung in engen Innenstädten, Gebäuden oder U-Bahn-Bereichen. Zudem kann sie ortsgebundene Informationen direkt auf den PDA oder das Smartphone liefern. Im Gegensatz zu GPS erlaubt die WLAN-Lokalisierung eine Ortung auch innerhalb von Gebäuden. Das System nutzt verfügbare WLAN-Sender und arbeitet ohne Netzverbindung. Für die Erprobung in der Praxis stellt das Fraunhofer IIS die Technik zur Lokalisierung in Nürnberg auf einer Fläche von 25 Quadratkilometern zur Verfügung. Dort will man zusammen mit Partnern ortsabhängige Dienste entwickeln und unter realen Bedingungen testen. Untersuchungskriterien sind zum Beispiel Verfügbarkeit, Nutzerakzeptanz und Genauigkeit.
Die Ergebnisse des großflächigen Tests sollen als Grundlage für eine international angestrebte Standardisierung der Schnittstellen für ortsabhängige Dienste dienen. Die WLAN-Lokalisierung des Fraunhofer IIS erfolgt mittels Software auf einem PDA oder Smartphone, eine spezielle Hardware ist nicht notwendig. Die Berechnung der Position geschieht völlig autark innerhalb des mobilen Endgeräts und erfolgt innerhalb weniger Sekunden.
Mehr zur Technik: Die Signalstärken mehrerer WLAN-Basisstationen kennzeichnen jeden Ort eindeutig. Bei einem Datensatz, der Ort und Signalstärkewerte enthält, spricht man von einem Referenzpunkt. Der Einsatz der WLAN-Lokalisierung besteht aus zwei Phasen: der Trainingsphase, in der die Referenzpunkte aufgenommen werden, und der eigentlichen Lokalisierung. Der auf dem mobilen Endgerät vorhandene Lokalisierungsalgorithmus des Fraunhofer IIS berechnet dabei völlig autark und kontinuierlich die aktuelle Position auf Basis gemessener Feldstärkewerte. In deutschen Innenstädten ist heute eine WLAN-Dichte erreicht, die eine großflächige Lokalisierung erlaubt. In Nürnberg befinden sich im Innenstadtbereich zum Beispiel durchschnittlich 2000 WLAN-Sender pro Quadratkilometer, dies ermöglicht eine mittlere Genauigkeit der WLAN-Lokalisierung im Außenbereich von zehn, im Innenbereich von drei Metern. Andere Großstädte erreichen vergleichbare Werte. Beginnend in Nürnberg bietet die Testumgebung teilnehmenden Partnern die Technik und die Datenbasis für ein präzises Ortungssystem, das in Städten eine Ergänzung und Alternative zu GPS sein soll.
Der Nutzer kann frei entscheiden, ob er seine Position nur für die eigene Orientierung nutzt oder einem Dienst für weitere Serviceangebote zur Verfügung stellt. Das System des Fraunhofer IIS ist nicht auf besondere WLAN-Sender von Dienstleistern angewiesen und nimmt auch selbsttätig keine Datenverbindung mit ihnen auf. Damit wird erstmals die Nutzung der ohnehin vorhandenen WLAN-Infrastruktur in einer Stadt für ortsabhängige Dienste flächendeckend möglich. Die WLAN-Lokalisierungstechnik soll dabei selbstständig neue WLAN-Sender mit einbeziehen.
LANline/jos