Test: WAN-Emulator Apposite Linktropy 4500

Nadelöhr mit Stellschraube

28. Mai 2008, 22:00 Uhr | Elmar Török/pf

Bandbreite kann im Netzwerk eigentlich nie genug vorhanden sein. Mit dem WAN-Emulator Linktropy 4500 von Apposite Technologies beschränkt der Anwender den Durchsatz von Netzwerkstrecken jedoch freiwillig - zum Test von Anwendungen, WAN-Strecken und Netzwerkleistung. LANline hat das System in den eigenen Testumgebungen auf Nutzwert und Praxistauglichkeit geprüft.

Obwohl die Geschwindigkeit bei modernem Ethernet scheinbar unbegrenzt ist, lässt sich in der
Praxis die maximal verfügbare Bandbreite oft nicht realisieren. So teilen sich die Anwender im
lokalen Netz spätestens beim Zugriff auf einen gemeinsamen Fileserver die nutzbare Bandbreite, und
dann kann die effektive Übertragungsrate deutlich in die Knie gehen. Besonders dramatisch ist die
Situation, wenn WAN-Verbindungen ins Spiel kommen – sei es per Standleitung oder über eine der
zahlreichen DSL-Varianten. Applikationen, die im lokalen Netz wunderbar funktionieren, können bei
einer weniger stabilen und performanten Anbindung unter sporadischen und schwer zu
diagnostizierenden Fehlern bis hin zum Totalausfall leiden.

Wenn Entwickler ihre Programme unter realen Bedingungen testen oder Administratoren vor der
Anbindung einer Außenstelle herausfinden wollen, welche Performance die Benutzer erwarten können,
ist ein WAN-Emulator die beste Wahl. Mit einem solchen Gerät, sei es als Hardware oder
Softwareausführung, lassen sich verschiedene Parameter einer Netzwerkverbindung, unter anderem die
Bandbreite, regulieren. Das Ergebnis entspricht dem, was bei einer realen Umgebung ebenfalls
erwartet werden kann. Damit sind böse Überraschungen am Tag X der Filialanbindung kein Thema mehr.
Ebenfalls hilfreich: Wenn Fehlersymptome auftreten, die der Anwender nicht eindeutig zuordnen kann,
lässt sich mithilfe eines WAN-Emulators klarstellen, ob sie durch die Bandbreite bedingt sind, und
wenn ja, ab welcher Größe.

Neben den relativ hochpreisigen WAN-Emulatoren diverser Hersteller findet sich zwar auch
Open-Source-Software im Internet mit ähnlicher Funktion. Bezahlbare kommerzielle Lösungen, die für
kleinere Firmen in Frage kommen, waren bislang aber rar. Diese Lücke will Apposite Technologies mit
ihrer Linktropy-Familie schließen. Angefangen vom kleinsten System, dem Linktropy Mini, bis hin zur
Maximalausstattung im Linktropy 7500 Pro liegen die Preise deutlich unter dem, was bisher für einen
solchen Emulator zu veranschlagen war. Der Linktropy-Mini startet bereits bei knapp 1600 Euro. Für
den Test im LANline-Labor stand ein Linktropy 4500 zur Verfügung, mit dem Durchsatzemulationen von
2 bis 155 MBit/s realisierbar sind – je nach gekaufter Lizenz: 2 MBit/s kosten 3500 Euro, 155
MBit/s (Testgerät) kommen auf 8500 Euro. Realisierbar werden solche Preise laut Hersteller durch
den Verzicht auf speziell entwickelte ASICs. Diese würden die Emulation zwar genauer umsetzen, die
Kosten aber erheblich nach oben treiben. Für die anvisierten Zielkunden wie Softwareentwickler und
Administratoren seien die erreichbare Genauigkeit und die eingebauten Features jedoch mehr als
ausreichend.

In zehn Minuten einsatzbereit

Das Prinzip eines WAN-Emulators ist schnell erklärt: Dieser sitzt zwischen zwei
Netzwerksegmenten – hier als A und B bezeichnet – und regelt die Verbindung in beide Richtungen.
Die Linktropy-Geräte verfügen dazu über mindestens einen Port für Netzwerk A und einen für Netzwerk
B, je nach Modell können auch mehr Interfaces verfügbar sein. Das Management des Emulators kann
zwar über die Testsegmente erfolgen, in der Regel wird der Anwender aber mit dem dedizierten
Management-Port arbeiten, um das Testergebnis nicht zu verfälschen. Drei Netzwerkkabel und einen
Stromanschluss – mehr benötigt der Linktropy-Emulator nicht. Somit ist die vermutlich größte Stärke
der Linktropy-Systeme deren einfache Bedienbarkeit. Da sich die webbasierende Benutzeroberfläche
zwischen den Familienmitgliedern nicht unterscheidet – einzig das Modell Mini muss auf den
Datenexport als CSV-Datei verzichten –, können die Aussagen und Testergebnisse in dieser Hinsicht
für alle Geräte gelten.

Ohne zu übertreiben, ist der WAN-Emulator nach zehn Minuten einsatzbereit – einschließlich
Auspacken und Kabel Anschließen. Die Default-IP-Adresse des Geräts lautet 10.0.0.10. Wer will und
noch über eine serielle Schnittstelle an seinem PC verfügt, kann sich mit dem beigelegten seriellen
Kabel mit der Kommandozeile verbinden und die IP-Adresse auf diese Weise anpassen. Eine Anleitung
dazu hat Apposite auf dem beigelegten "Quick-Start Guide" abgedruckt. Bequemer funktioniert dies
allerdings per Browser und Weboberfläche. Die extrem einfach zu bedienenden Menüs sind klar
aufgeteilt: Ein Fenster kümmert sich um die Emulationseinstellungen, eines um die Bridge- oder
Routing-Parameter, eines um die Systemdaten wie die IP-Adresse sowie die Link-Geschwindigkeiten der
beiden Test-Ports und ein Fenster bietet Speicherplätze, um Testparameter in Gruppen zu
organisieren, abzulegen und wieder aufzurufen. Das letzte Fenster ist dem Update des Systems
vorbehalten. Im Test war die Firmware 3.1.4. aktuell, Updates sind für Kunden auf der
Apposite-Website kostenlos zum Download erhältlich. Geänderte Einstellungen auf einer Seite
markiert das System übrigens fett, bei Syntaxfehlern wird das Fenster rot umrandet. Besser lassen
sich Fehlbedienungen nicht abfangen.

Nach der Anpassung der IP-Adresse kann der Anwender mit der Emulation beginnen. Dabei bietet es
sich an, die Emulation zunächst ohne jede Limitierung über den großen grünen oder roten Button im
oberen Bereich des Bildschirms einzuschalten und dann im Statistikfenster zu verfolgen, was auf dem
Testnetz los ist. Im Normalfall wird der Anwender mit der Bridge-Emulation arbeiten, wobei alle
Pakete ohne Filter von Netz A zu Netz B und umgekehrt verschickt werden. Startet der Anwender einen
großen Datentransfer auf einer Seite, so kann er sofort den Gesamtdurchsatz ablesen. Die
Statistikdaten lassen dabei mit einer Update-Frequenz von minimal einer Sekunde erneuern. Während
des Tests erwies sich das Linktropy 4500 als zuverlässiges Tool, um Netzwerkdurchsätze für eine
ganze Reihe von Produkten zu messen – so ließen sich Firewalls und Router damit perfekt auf Herz
und Nieren testen. Die Genauigkeit des Systems in absoluten Zahlen festzuhalten, ist allerdings
schwierig – schon deshalb, weil die Daten minimal für eine Sekunde gesampelt werden. Verglichen mit
den Messergebnissen des Benchmark-Tools "Iometer" lag das Linktropy 4500 immerhin sehr nahe an den
dort ermittelten Werten.

Messen und emulieren

Der typische Anwendungsbereich des WAN-Emulators darf natürlich keineswegs von idealen
Übertragungsbedingungen ausgehen, sondern nutzt realistische. So lässt sich mit den Einstellungen
auf der Emulationsseite zum einen die absolute Bandbreite variieren und zum anderen eine ganze
Reihe von abwertenden Einflüssen auf die Verbindung aufschalten. Absolute Paketverluste sind ebenso
konfigurierbar wie Bitfehlerrate (BER) und Verzögerungen. Die Bitfehlerrate ist beispielsweise ein
sehr wichtiger Parameter bei WAN-Strecken, der auch bei standardisierten Tests zur Ermittlung der
Güte einer Verbindung zum Einsatz kommt (BER-Test oder BERT). Hinzu kommt bei Linktropy noch eine
Reihe weiterer Parameter, die alle in einer ausführlichen Onlinehilfe erklärt sowie noch
detaillierter in der englischsprachigen PDF-Bedienungsanleitung beschrieben sind.

Sind die gewünschten Einstellungen in der Konfiguration eingetragen, genügt der Mausklick auf
den "Ein"-Knopf, um die Emulation zu starten. Änderungen der Testparameter lassen sich durch ein "
Apply" sofort auf den Link aufschalten, womit der Anwender auf sehr einfach Weise so lange an einem
Wert "drehen" kann, bis die Anwendung reagiert. Lehrreich sind beispielsweise die Auswirkungen von
Paketverlusten auf den Durchsatz: Schon bei relativ niedrigen Werten geht die Leistung derart in
die Knie, dass Dateitransfers praktisch undurchführbar werden. Im Test ließ sich auch die
Auswirkung von Latenzzeiten auf VoIP-Übertragungen sehr gut darstellen: Für ein Unternehmen, das
plant, seine Außenstellen per WAN-Leitung und Voice over IP mit Telefonie zu versorgen, sind dies
sehr wertvolle Daten. Um die Auslastung durch andere Netzteilnehmer zu simulieren, bietet das Gerät
auch die Möglichkeit, eine Grundlast – eine Art Hintergrundrauschen – auf die Verbindung zu legen.
So wird schnell klar, wie sich ein stark ausgelasteter Link auf die Anwendungs-Performance
auswirkt. Mithilfe der Exportfunktion lassen sich zudem sehr umfassende Diagramme und Tabellen
erstellen – ausreichende Excel-Kenntnisse vorausgesetzt. Für den schnellen Test oder die
Fehlersuche genügt allerdings das Bildschirmdiagramm des Linktropy. Fazit: Wer die
Anwendungsleistung über WAN-Verbindungen oder auch innerhalb von Netzwerken sicherstellen muss,
findet in der Linktropy-Gerätefamilie einen zuverlässigen und überaus unkomplizierten Partner.

Info: Apposite Technologies Tel.: 001/310/8581492 Web:
www.apposite-tech.com

Info: Digital Hands Tel.: 06103/270265 Web:
www.digital-hands.eu


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