Standorte in Sachsen wollen profitieren

Neue Förderprogramme der Europäischen Union

30. Juli 2010, 12:07 Uhr |

Im Rahmen der "Digitalen Agenda für Europa" hat die EU-Kommission kürzlich in Brüssel beschlossen, im kommenden Jahr 6,4 Milliarden Euro für Projekte im Bereich Forschung und Innovation bereitzustellen. Allein 1,2 Milliarden Euro fließen in die Informations- und Kommunikationstechnologie. Mit den Zuschüssen sollen Forscher dabei unterstützt werden, Lösungen für dringende gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Energieversorgungs- und Ernährungssicherheit, Gesundheit und Bevölkerungsalterung zu entwickeln.

Weitere 600 Millionen Euro sind vorgesehen für Vorhaben, in denen an Themen wie Netz- und
Dienstinfrastrukturen der nächsten Generation, Robotersystemen, Elektronik- und Photonik-Bausteinen
sowie an Technik zur Nutzung digitaler Inhalte geforscht wird. Mit 400 Millionen Euro will die EU
Projekte unterstützen, die erforschen, wie mithilfe von IKT-Lösungen der CO
2-Emissionsausstoß der Wirtschaft verringert werden kann. Insgesamt sollen durch die
Zuschüsse nach Schätzungen der EU-Kommission mehr als 165.000 Arbeitsplätze in Europa geschaffen
werden.

Silicon Saxony: "Ein Cluster-Cluster"

Im Hochtechnologie-Cluster Silicon Saxony wird seit Jahren an den entscheidenden Themen wie
Energieeffizienz, Mikro- und Nanotechnologie, E-Mobilität oder Photovoltaik gearbeitet. "Durch eine
kluge Ansiedlungs- und Förderpolitik hat sich ,Silicon Saxony? zum Nummer-Eins-Standort der
Mikroelektronik-Industrie in Europa und technologisch zu einem der innovativsten IKT-Cluster
weltweit entwickelt", kommentiert Heinz Martin Esser, Vorstandmitglied vom Branchenverbandes
Silicon Saxony e.V. die Entwicklung. Heute finde sich in der Region zwischen Dresden und Chemnitz
eine einzigartige Ballung von Unternehmen mit Know-how in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik,
Organische Elektronik, Telekommunikationstechnologie, vernetzte Sensorik, Software, Mobilfunk und
Photovoltaik.

Die beiden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Spitzen-Cluster
Solarvalley und Cool Silicon sowie Europas größtes Cluster für Organische Elektronik seien
mittlerweile fest in die Strukturen im Silicon Saxony integriert. "Heute kann man Sachsen als ?
Cluster-Cluster? bezeichnen. Denn nebeneinander haben sich unterschiedliche Cluster entwickelt –
für die Mikro- und Nanoelektronik, für das große IKT-Zukunftsthema Energieeffizienz, für die
Photovoltaik sowie für die Organische Elektronik", unterstreicht Esser. In der Bezeichnung "
Cluster-Cluster" spiegelt sich das große Zukunftspotenzial, die hohe Leistungsfähigkeit und
Interdisziplinarität des sächsischen IKT-Standorts wider, an dem Unternehmen und
Forschungseinrichtungen gemeinsam an international wettbewerbsfähigen Produkten und Technologien
arbeiten. "Wir freuen uns, dass die EU einen neuen Aufruf für derartige Kooperationen in den
Bereichen ?Internet der Zukunft?, ?IKT für Green Cars?, ?Fabriken der Zukunft? und ?
Energieeffiziente Gebäude? veröffentlicht hat. All diese Themen adressieren energieeffiziente
Systeme, wie sie in Spitzencluster Cool Silicon entwickelt werden," so Esser abschließend.

Standort Dresden gestärkt

Die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, die europäische Forschung mit zusätzlichen
Fördergeldern stark zu unterstützen, begrüßt auch Prof. Dr. Thomas Geßner, Leiter der
Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme (ENAS) und des Zentrums für Mikrotechnologien
an der TU in Chemnitz. "Sachsen ist der einzige europäische Standort, der entsprechend der
internationalen Planungslandkarte für Halbleiter bei Forschung und Entwicklung als auch in der
Industrie nach den beiden dominierenden Richtungsprinzipien der Halbleiterindustrie entwickelt und
produziert", so Geßner: "Auf der einen Seite werden die Strukturen der Chips immer kleiner (More
Moore), auf der anderen Seite bringen wir über größere Strukturen immer mehr Funktionalitäten in
die Chip-Systeme (More than Moore)."

Ein exzellentes Beispiel für diese Entwicklung sei Globalfoundries. Der Foundry-Anbieter für
Halbleiterprodukte, der in Dresden seinen Leitstandort betreibt, investiere derzeit umfangreich in
die Erhöhung der Produktionskapazitäten und die Erweiterung der Produktpalette.

"Mit dem Ausbau der Dresdner Fab 1 zur ersten europäischen Gigafab sind wir in der Lage, den
rapiden Wandel der globalen Chipindustrie von Dresden aus mitzugestalten. Dazu gehören die
Fertigung von energieeffizienten und intelligenten Produkten ebenso, wie die schnelle
Markteinführung von neuen, innovativen Technologien", sagt Dr. Udo Nothelfer, Geschäftsführer von
Globalfoundries Fab 1. "Wir möchten dazu beitragen, dass neben Hochleistungsrechnern und Notebooks
auch Smartphones, Spielekonsolen und viele andere spannende Produkte unserer Kunden in aller Welt
durch Chips ‚made in Saxony‘ noch leistungsfähiger werden." Unternehmen wie Infineon Technologies
oder X-Fab komplettieren das Feld der Dresdner "More than Moore"-Produzenten. Diese konzentrieren
sich auf Analogschaltkreise oder Technologien für Leistungshalbleiter und hoch integrierte
Technologien.

Förderbedingungen

An den Ausschreibungen beteiligen können sich juristische Personen mit Sitz in der EU. Nach
Angaben des Europäischen Projektzentrums der TU Dresden sind die ersten Ausschreibungen bereits
erschienen. Weitere Anforderungen sind in den jeweiligen Ausschreibungspaketen definiert.

Die Förderquoten für die Projekte betragen zwischen 75 und 50 Prozent für gemeinnützige
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Demonstrationsaktivitäten. Eine Vorfinanzierung von
45 Tagen sollte gewährleistet sein. Das Europäische Projektzentrum der TU Dresden könne als
nationale Kontaktstelle weitere Informationen zum 7. Forschungsrahmenprogramm und zur Unterstützung
bei der Antragstellung geben. Ansprechpartnerin für IKT-Projekte ist Karla Scheibe (Tel:
0351-463-39740,
karla.scheibe@tu-dresden.de).

Der Silicon Saxony e.V. ist der Branchenverband der Informations- und Kommunikationstechnologie.
Der Verein wurde im Dezember 2000 als Netzwerk der Halbleiter-, Elektronik- und
Mikrosystemindustrie gegründet. Er verbindet Hersteller, Zulieferer, Dienstleister, Hochschulen,
Forschungsinstitute und öffentliche Einrichtungen am Wirtschaftsstandort Sachsen. In den 280
Mitgliedsunternehmen, die einen Umsatz von mehr als 4 Milliarden Euro pro Jahr erzielen, sind
derzeit rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt.

LANline/jos


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