Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat sein neues Institut für Quantentechnologie eröffnet. Das Institut will damit eine Brücke zwischen Forschung und Industrie schlagen. Dadurch soll Quantencomputing auf mehreren Wegen Anwendung finden.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Ulm hat sein neues Institut für Quantentechnologien eröffnet. Das Institut soll daran arbeiten, Präzisionsinstrumente für Raumfahrtanwendungen – wie die Satellitennavigation und -kommunikation – auf der Basis von Quantentechnologien zu entwickeln und in enger Zusammenarbeit mit der Industrie zur Prototypenreife zu bringen. Dabei soll das Institut durch anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der Industrie schaffen.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, sagte: "Mit der Eröffnung des Instituts für Quantentechnologien heben wir ein echtes Leuchtturmprojekt aus der Taufe und setzen einen Meilenstein für den Bau eines eigenen, wettbewerbsfähigen Quantencomputers in Deutschland." Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Vorhaben dabei mit insgesamt 14,4 Millionen Euro.
Ein zentrales Vorhaben des DLR-Instituts ist das Projekt "Compasso". Dabei steht die Entwicklung optischer Uhren im Mittelpunkt. Diese nächste Generation der Atomuhren soll die Quantenphysik nutzen und eine höhere Präzision bieten. Die Technologie kann dann zum Beispiel auf Satelliten zum Einsatz kommen und soll Navigationssysteme leistungsfähiger und zuverlässiger machen. Besonders exakte Positionsbestimmungen sind für viele zukunftsweisende Anwendungen notwendig: für autonomes Fahren, die Schiffsnavigation oder Transportdrohnen. Von einer genauen Zeitbestimmung können auch Sensoren auf Satelliten profitieren, die dem Klimawandel auf die Spur gehen.
"Quantentechnologien bieten ein disruptives Potenzial und wir wollen, dass Baden-Württemberg bei der Wertschöpfung mit neuartigen Quantensensoren, dem Quantencomputing und der sicheren Quantenkommunikation ganz vorne mitspielt", erklärt die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. "Das Institut leistet einen wichtigen Beitrag, um mit quantenbasierten Hard- und Softwarelösungen neue industrielle Standbeine im Land entstehen zu lassen."
Technologische Durchbrüche im Bereich der optischen Komponenten und deren Miniaturisierung ermöglichen auch Fortschritte im Bereich der Quantenkommunikation und Quantenkryptografie. Quantencomputer könnten viele aktuell verwendeten Verschlüsselungsalgorithmen knacken. Die Quantenkryptografie benutzt die Quantenphysik, um geheime Schlüssel zu erzeugen. Sie kann in der Satellitenkommunikation zum Einsatz kommen, eignet sich aber auch, um die Kommunikation über Glasfaserkabel zu schützen. Daten sollen so auf lange Zeit sicher gemacht werden – unabhängig von Fortschritten bei Quantencomputern. Eine langfristig zuverlässige Verschlüsselung ist unabdingbar, um kritische Infrastruktur wie Versorgungsnetze, staatliche Institutionen, Banken oder das Gesundheitswesen zu schützen.