Weil in der kommenden Ära des Cloud-Computing ein Großteil des Datenverkehrs innerhalb und zwischen den großen konsolidierten Rechenzentren stattfindet, kann die neue Generation von „Software Defined Networks“ (SDN) drohende Engpässe vermeiden, erläutert Michael Stückmann, Geschäftsführer von NEC Deutschland und Präsident des Verwaltungsrates von NEC Switzerland, im Interview mit funkschau.
funkschau: Herr Stückmann, wo sehen Sie typische Einsatzfelder von „Software Defined Networks“ in Datacentern?
Michael Stückmann: Ein SDN kann sowohl innerhalb der Rechenzentren als auch bei ihrer performanten Vernetzung eine wichtige Rolle spielen. Innerhalb des RZ kann ein SDN den Datenverkehr zwischen den Servern und ihren Datenzugriff auf die Speicher beschleunigen; außerdem lässt sich ein virtuelles Netzwerk viel einfacher dynamisch an die aktuellen Workloads und Service-Level-Anforderungen anpassen.
funkschau: Und jenseits der RZ-Grenzen?
Stückmann: Für die Anbindung entfernter Standorte, ausländischer Niederlassungen oder Tochtergesellschaften an das Rechenzentrum ergeben sich ebenfalls viele Vorteile durch die übergreifende Infrastruktur, die mit Hilfe virtueller Netzwerke die speziellen Anforderungen beziehungsweise Abtrennungen der Datenflüsse sicherstellt. Man spricht dabei von „Multi Tenant Networks“. Besonders zum Tragen kommen diese Vorteile bei der effizienten Vernetzung mehrerer RZ-Standorte oder bei der Anbindung von Kundenunternehmen an Cloud-Provider, etwa in Form der flexiblen Buchung von Verbindungen und Bandbreiten entsprechend dem tatsächlichen Übertragungs- bedarf. Im Ergebnis sinkt auf jeden Fall der Netzwerkverwaltungsaufwand; oft lassen sich zudem die vorhandenen Server- und Netzwerk-Ressourcen besser auslasten.
funkschau: Wie genau schafft ein SDN diese Flexibilität?
Stückmann: Indem Netzwerkkontrolle und -Management von der eigentlichen Datenübertragung sauber getrennt werden. Entscheidungen über die Wege der Datenströme im Netzwerk treffen nicht mehr, unabhängig voneinander, die einzelnen Router oder Switches im Netzwerk, sondern so genannte SDN-Controller auf Basis einer „globalen“ Sicht. In Kenntnis der Gesamtkonfiguration und der aktuellen Workload treffen die SDN-Controller bessere Entscheidungen. Die Router oder Switches werden entlastet; sie müssen nur noch Weiterleitungsaufgaben erfüllen und werden dadurch viel einfacher. Das heißt auch: Sie werden günstiger, schneller und weniger fehleranfällig.
funkschau: Dabei ist immer wieder von Openflow die Rede. Was steckt dahinter?
Stückmann: Openflow (OF) ist ein Protokoll, das herstellerunabhängig diese Trennung von Datenübertragung und Netzwerkmanagement ermöglicht. Als offener Standard ist es fundamentaler Bestandteil eines regelrechten SDN-Öko-systems, das zurzeit weltweit aufblüht. Entwickelt wird Openflow durch ein Konsortium von Global-Playern wie Google, Microsoft oder Deutsche Telekom, so dass die Investitionssicherheit gegeben ist. Implementiert wird Openflow von führenden Herstellern als Add-on ihrer Ethernet-Router, -Switches und Wireless-Access-Points -- nicht nur von NEC, sondern auch von anderen namhaften Herstellern. Die Intelligenz wird nicht mehr verteilt im Netzwerk implementiert, sondern im Netzwerkmanagement zentralisiert. Dabei droht aber kein „Single Point of Failure“, weil diese Zentralisierung nicht an einem einzigen Ort, sondern in Form einer übergreifenden Sicht auf die gesamte Netzwerk-Infrastruktur in allen SDN-Controllern des Netzwerkes erfolgt. Dafür stellt NEC mit der Produktfamilie „ProgrammableFlow“ alle nötigen Komponenten bereit, vor allem RZ-taugliche Switches und Controller sowie eine Managementkonsole.