Software-Defined-Networks

Openflow flexibilisiert Rechenzentren

5. Februar 2013, 13:58 Uhr | David Ladner

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Programmable-Flow

funkschau: Welche Vorteile können RZ-Betreiber oder Cloud-Provider damit erreichen?
Stückmann: Programmable-Flow trägt die aus der IT bestens bekannte Technologie der Virtualisierung auch in die Netzwerke. Die Netzwerke lassen sich über Softwareprozesse vollkommen flexibel gestalten, in Form virtueller Lokal- und Fernnetzwerk. Probleme, die sich aus starren Netzwerkstrukturen und komplizierten Routing- Mechanismen ergeben, gehören dann der Vergangenheit an. Dabei ist Programmable-Flow von Grund auf für den Einsatz in RZ-Umgebungen konzipiert. Das Netzwerkmanagement wird durch die Zentralisierung der Kontrolle wesentlich einfacher, weil sich der Einsatz verteilter Protokolle wie Spanning-Tree erübrigt. Das nimmt sehr viel Komplexität aus dem Thema Traffic-Management heraus. Weil Programmable-Flow den Datenverkehr im Netzwerk automatisch überwacht und steuert, wird das Netzwerk schneller. Abhängig von Policies, die jeder Kunde für jedes VLAN separat selbst definieren kann, werden die Datenpakete durch das Netzwerk geschleust. Dabei wird sowohl der Status von Netzwerkkomponenten und Leitungen als auch die aktuellen Verkehrs- situation im Netz berücksichtigt. Skalierbarkeit und Offenheit sind zwei weitere entscheidende Vorteile. Programmable-Flow kann das Management des Datenverkehrs innerhalb eines einzigen Racks, aber auch für das gesamte Rechenzentrum übernehmen. Dabei lässt sich SDN/OF dank der offenen Architektur auch in die vorhandene Netzinfrastruktur einbetten, was diese insgesamt verbessert und ihren schrittweisen Ausbau erleichtert. Die Trennung von Netzwerkmanagement und Switch-Hardware erlaubt zudem Investitionen in die Infrastruktur, die unabhängig sind von den spezifischen Netzwerk-Features, die das Rechenzentrum benötigt.

funkschau: Welches Einsparpotenzial ist zu erwarten?
Stückmann: Das hängt von der konkreten Ausgangslage ab. Sparen kann man durch die Beschaffung von günstigerem Netzwerkequipment, durch vereinfachtes Netzwerkmanagement und durch die bessere Auslastung der Ressourcen. So lassen sich Upgrades verschieben oder nach der Einführung eines neuen Services die Kapazitäten an den allmählich wachsenden Bedarf optimal anpassen. Dazu kommt: Neue Dienste und Funktionen im Netzwerk lassen viel schneller bereitstellen oder an neue User-Anforderungen anpassen, da sie im Wesentlichen auf Software beruhen. Des Weiteren ist eine deutlich leichtere Integration des Netzwerks mit den IT-Systemen möglich, die Anwendungen und Ressourcen in der Cloud bereitstellen. Der Netzwerkcontroller wird ein Teil dieser Systeme und stellt eine Schnittstelle zu IT-Betriebssystemen bereit. Insgesamt sind Einsparungen zwischen 20 und 40 Prozent realistisch.  

funkschau: Gibt es schon konkrete Praxiserfahrungen dazu?
Stückmann: Beispielsweise beim Logistikkonzern Nippon Express: Der setzt Programmable-Flow an mehreren Standorten ein und verkürzte damit die Inbetriebnahme neuer Netzwerkservices von zwei Monaten auf zehn Tage. Die bessere Netzwerkkontrolle erübrigte die Inanspruchnahme von Herstellerservices im Wert von 75.000 Dollar jährlich.  Nicht zuletzt ist das Netzwerk von Nippon Express auch viel zuverlässiger und verfügbarer geworden; Hardware-Fehler werden innerhalb von einer Sekunde überbrückt, so dass keine Unterbrechungen mehr auftreten. Ganz nebenbei hat Nippon Express auch noch die benötigte Stellfläche für das Netzwerk-equipment halbiert und dessen Energieverbrauch signifikant gesenkt.  

funkschau: Gibt es schon SDN-Projekte in Europa?
Stückmann: Programmable-Flow ist in Europa bereits an etlichen Standorten im Einsatz. Hatten anfänglich vorwiegend Universitäten damit experimentiert, testen heute mehrere RZ- und Netzwerkbetreiber den Einsatz von SDN. Beim EU-Projekt OFELIA (kurz für „OpenFlow in Europe  Linking Infrastructure and Applications“) hat NEC den Großteil der im Testnetz eingesetzten OF-Switches geliefert. Na ja, und falls Sie die Services des weltgrößten Suchmaschinenanbieter nutzen, sind Sie bereits aktives Mitglied der OF-Familie.    

funkschau: Welche Vorgehensweise empfehlen Sie bei der Modernisierung von Datacentern mit SDN?
Stückmann: Aufgrund der erwähnten Offenheit und Skalierbarkeit ist nicht zwingend das gesamte RZ auf SDN/OF umzustellen. Man kann in einem abgegrenzten Bereich beginnen und diesen bei Bedarf erweitern. So genannte Hybrid-Switches sorgen dabei für den Übergang vom bestehenden Netzwerk zum OF-basierten Bereich. Die Anschaffung neuer Systeme kann genau gemäß des erwarteten Bedarfs erfolgen. Das heißt: Ein neuer IT-Service kann bei der Einführung im kleinen Maßstab auf Akzeptanz beim Kunden geprüft werden. Liegen dann erste Erfahrungen vor, wird der neue IT-Service und/oder das Zielkundensegment erweitert. Dazu kann das SDN an den jeweils notwendigen Stellen problemlos aufgestockt werden, so dass bei Projektstart keine überdimensionierten Netzwerkkomponenten mehr angeschafft und betrieben werden müssen. 

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