Infrastruktur im Siemens-Testzentrum für Mobilnetze

Platz sparende Vernetzung

11. April 2007, 23:25 Uhr | Dagmar Gerigk/jos Dagmar Gerigk ist Marketing Manager bei 3M Germany Telecommunications.

Der Raum im RZ ist ein kostbares Gut. Das Beispiel des Testzentrums für mobile Netze, das Siemens in München eingerichtet hat, verdeutlicht, wie sich die zugehörige Infrastruktur möglichst dicht packen lässt. Zu den wichtigen Punkten zählt auch die Konfektionierung der eingesetzten Kabel.

Ende 2006 eröffnete Siemens Networks ein neues Testzentrum für mobile Netze. In München will der
Hersteller damit alle Testeinrichtungen für Hard- und Softwarekomponenten konzentrieren, die
Mobilfunkbetreiber in ihren Netzen einsetzen. In einer achtmonatigen Projektlaufzeit fasste Siemens
Networks ehemals räumlich getrennte Prüfstände auf der Hälfte der vorher benötigten Fläche
zusammen. Für die Leistungs- und Leitungsdichte setzte der Betreiber auf das Schaltschrankprogramm
sowie innovative passive Bauelemente von 3M.

"Mit diesem Testzentrum bieten wir Mobilfunkbetreibern umfassende Dienstleistungen rund um
sämtliche Applikationen", erklärt Andreas Vollmer, Leiter des neuen Testzentrums in München. Der
Hersteller von Mobilfunk- und Festnetzen sowie Anbieter von Carrier-Services will für Netzbetreiber
damit die Leistungsprüfung von neuen Modulen vereinfachen, zudem ihre Kompatibilität mit der
bereits installierten Technik untersuchen oder Softwareprobeläufe durchführen.

Das Testzentrum beansprucht jetzt noch 4600 m² Fläche, bietet aber eine höhere
Integrationsdichte und funktionale Breite als die ehemals getrennten Einzel-Testfelder. Eine
besondere Herausforderung sei der enge Zeitplan von nur wenigen Monaten für Planung bis
Inbetriebnahme gewesen. "Das Testzentrum deckt das komplette Spektrum von Datenübertragung,
WAP-Diensten, mobilen Internet-Access-Lösungen auch in den verschiedenen Breitbandvarianten,
HF-Antennentechnik bis zur klassischen Fernmeldetechnik ab", zählt Richard Scheuerer, Projektleiter
bei SEP auf. Das Unternehmen hat sich auf Dienstleistungen rund um IT-Netzwerke,
Mobilfunktestanlagen und Automotive-Entwicklung spezialisiert und war verantwortlich für die
komplette Planung, Konzeption und Montage des gesamten Zentrums.

Die Konzeption und Beschaffung der Schranktechnik sowie die Auswahl und Konfektionierung der
passiven Bauelemente übernahm BKT Kabeltechnik. "Wir haben allein 135 Kilometer Verlegekabel, 31
Kilometer Sonderkabel und 17 Kilometer Lichtwellenleiter konfektioniert", so Hans Eberhard
Spengler, Geschäftsführer der BKT. "Davon haben wir 60 Prozent der Arbeit in-house erledigt und den
Rest vor Ort auf der Baustelle."

Das Systemhaus wählte das Schrankprogramm QVSL 2000 von 3M für LAN-Anwendungen als Basis für die
Installation aus. "Wir brauchen die Modularität dieser Schränke, um alle denkbaren Varianten
abzubilden", begründet Spengler die Entscheidung. BKT passte die 90 Schränke des Typs 5 mit 150
Türen und Wänden – meist in Sonderanfertigung – an die Bedürfnisse des neuen Testzentrums an. Wo
nötig kommen statt der serienmäßigen Sicherheitsglastüren perforierte Türen zum Einsatz, um eine
gute Hitzeableitung zu garantieren. Dabei kombinierte BKT nach eigenen Aussagen die Zahl der Wände
und Türen pro Einheit nahezu beliebig. Alle Schränke verfügen über ein 19-Zoll-Gestell in 42 HE und
seien besonders stabil. "Damit kann Siemens Networks bei Bedarf einfach komplette Schränke
versetzen und neue Konfigurationen zusammenstellen", hebt Spengler einen Vorteil dieses Layouts
hervor.

Zwei Monate vor Installationsbeginn begann BKT mit der Konfektionierung der 6000 Verlegekabel
und rund 2700 Kupfer-Patch-Kabel. Sie entsprechen Kategorie 7 für digitale und analoge Sprach- und
Datensignale in strukturierten Verkabelungen für Klasse-F-Applikationen sowie für Videosignale.
Auch die rund 17.000 Meter Lichtwellenleiter mit den zusätzlich rund 7000 LWL-Patch- und
Adapterkabeln konnten die Netzwerkspezialisten teilweise vorkonfektionieren und die entsprechenden
Messprotokolle anfertigen. Für das Testcenter kommen alle LWL-Varianten, Single- und Multimode, mit
zwölf bis 72 Fasern zum Einsatz. Die Hauptarbeit mit den unterschiedlichsten Steckern und Fasern
erledigten die Monteure vor Ort innerhalb von zwei Monaten parallel zum eigentlichen Aufbau.

Bei dieser großen Zahl von Arbeitsgängen zählt jede Ersparnis. BKT nutzte das 3M-Hot-Melt-System
für die Steckermontage. Es deckt mit den Steckertypen ST, SC, FC und LC-Single- und -Multimode das
gesamte Spektrum der Glasfaserkonfektionierung ab. Die LC-Stecker erhöhen durch ihre kompakte
Bauweise die Port-Dichte um das Doppelte im Vergleich zu herkömmlichen Steckern. Damit konnte BKT
nach eigenen Angaben erheblich mehr Ports per Höheneinheit in die Switches montieren und damit die
Vorgabe nach kompakten Lösungen erfüllen. Aufgrund der hohen Übersprechdämpfung in den
Transceiver-Modulen eignen sich diese Komponenten besonders für 1-GBit/s- und
10-GBit/s-Anwendungen.

Die bereits mit einem speziellen Kleber vorgefüllten Hot-Melt-Stecker ersetzen das Anmischen von
begrenzt haltbarem Epoxy-Kleber. Durch die chemische Stabilität des Hot-Melt-Klebers entstehen
zudem bei der Verarbeitung anders als bei Zwei-Komponenten-Epoxy-Klebern keine Gase oder Dämpfe,
für die die Einschränkungen der maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Werte) gelten. Für eine
sichere Verbindung der Glasfaser mit dem Stecker benötigen die Monteure nach Aussagen von 3M
weniger als drei Minuten.

Beim Übergang von Schmal- und Breitbandsignal sparte BKT durch ID-3000-Trennblöcke mit 2 MBit/s
weiter an Bauraum. Das abisolierfreie ID-3000-System bietet in Modulbauweise eine hohe
Packungsdichte. Der zugehörige Überspannungsschutz ist seitlich steckbar und gewährleistet dadurch
eine freie Zugänglichkeit der Schaltmittel von vorne. ID 3000 führt die Sprach- und
Datenübertragung erst im Hauptverteiler zusammen. Die bereits bei zahlreichen Netzbetreibern
eingesetzten Komponenten dieses modularen Systems ermöglichen die nachfrageorientierte Aufrüstung
mit Splitter-Modulen für ISDN/POTS oder Durchschaltemodulen für SDSL. Die Trennblöcke reduzieren
außerdem die Kabel- und Trunk-Längen und sparen zusätzliche Schaltmittel ein. Sonderlösungen sind
ebenfalls möglich: "Wir haben eine Reihe von ID 3000 so modifiziert, dass wir auf der Rangierseite
direkt RJ45-Ausgänge nutzen können", berichtet Spengler.


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