Führender PLM-Spezialanbieter fürchtet weder SAP noch Oracle

PTC: Produkt-Lifecycle-Management verlangt einen CAD-Backbone

1. Juli 2008, 22:57 Uhr |

Software für das Product-Lifecycle-Management (PLM) bildet das Rückgrat für alle Konstruktions- und Fertigungsunternehmen. Neben vielen kleinen Spezialanbietern sind auch die beiden großen ERP-Anbieter SAP und Oracle darin vertreten, doch für einen Durchbruch fehlt ihnen laut PTC, einem Spezialanbieter auf dem Gebiet, der CAD-Backbone. Zudem sei dieses Klientel sehr auf Windows bezogen und zeige wenig Interesse an Themen wie SOA oder Cloud-Computing.

"Das meiste, was die vielen großen Softwaresysteme an Daten verarbeiten, entsteht in der
Konstruktion und in der Fertigung, deshalb sind CAD/CAM-Systeme für ein integriertes PLM
entscheidend", meint PTC-Chef Richard Harrison. Auch die Anstrengungen der bekannten
Softwaregiganten zu mehr Business bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hält er für nicht
erfolgversprechend. "Denen fehlen die Design- und Engineering-Module, um in einem konstruktions-
und fertigungsorientierten Betrieb erfolgreich sein zu können", lautet seine Einschätzung. "SAP
oder Oracle müssten entweder Dassault oder uns akquirieren – anders bekommen sie bei den
Produktingenieuren keinen Fuß in die Tür", ergänzt PTCs Finanzchef Neil Moses.

PTC zählt sich mit 50.000 Kunden und einem Umsatz von rund einer Milliarde Dollar zu den
weltweit führenden Anbieter im Bereich der produktorientierten Entwicklung, Fertigung,
Dokumentation sowie den zugehörigen Service und dem Support. Als Hauptkonkurrenten sieht das
Unternehmen den französischen Anbieter Dassault Systems und die im Frühjahr 2007 von Siemens
aufgekaufte UGS.

PTCs Hauptprodukte sind Pro-Engineer (MCAD) und Windchill (Data Management und Collaboration).
Für Windchill kündigte das Unternehmen soeben eine Integration mit Microsofts Sharepoint und
darüber auch eine Anbindung an Microsoft Dynamics an. Außerdem will PTC über den Microsoft-Channel
seine Händlerbasis von derzeit gut 400 kräftig erweitern.

Ansonsten gelten nach Einschätzung von Neil Moses in der Welt der Ingenieurslösungen andere
Gesetze als im restlichen IT-Universum: "SOA ist für uns kein Thema, da die Nutzung unserer
Software nicht von der Rekombination einfacher Services bestimmt wird, sondern vom Managen
komplexer physikalischer oder fertigungstechnischer Prozessabhängigkeiten." PTC bietet für die
Integration mit anderen Systemen eine Reihe offener Programmschnittstellen (APIs) an sowie
Datenaustauschprotokolle mit allen gängigen ERP-Systemen.

Auch Linux ist bei PTC kein aktuelles Thema. "Ursprünglich bestanden unsere Hauptplattformen aus
den diversen Unix-Derivaten und somit haben wir schon sehr früh eine Linux-Version angeboten, doch
die läuft nicht – die Hauptplattform ist heute eindeutig Windows", sagt PTCs Marketing-Chefin Robin
Seitz.

Sogar das in aller Munde befindliche Cloud-Computing findet bei den PLM-Usern wenig Interesse.
Darin eingeschlossen sind auch die KMUs, denen immer eine besonders hohe Cloud-Akzeptanz nachgesagt
wird. PTC biete zwar eine gehostete Multi-Tenant-Lösung (eine Software-Instanz, auf die mehrere
Kunden zugreifen) an, doch das Interesse sei äußerst gering, da die Anwender erhebliche
Sicherheitsbedenken hätten – schließlich stecke ihr gesamtes Produkt-Know-how in den Daten der
Software.

Harald Weiss/pk/dp


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