Die GDA hat sich mittlerweile als wichtigste Lobby-Vertretung der Rechenzentrumsbranche etabliert. Im Gespräch mit connect professional kommentiert die Vorstandsvorsitzende Anna Klaft die aktuellen Entwicklungen in der Branche.
connect professional: Frau Klaft, die German Datacenter Association hat sich seit ihrer Gründung eine beachtliche Position erarbeitet. Wie stufen Sie den derzeitigen Status der GDA ein?
Klaft: Wir haben tatsächlich seit 2020 ein beachtliches Wachstum hingelegt. Damals waren es zwölf, heute zählen wir 129 Mitglieder. Der Vorstand ist ebenso interdisziplinär wie das Mitgliedergefüge und bildet einen repräsentativen Querschnitt der Mitgliedsunternehmen. Im Beirat versammeln sich Vertreter der Rechenzentrumsbetreiber. Sie tragen mit ihrer Expertise zur strategischen Ausrichtung des Verbandes bei. Diese beiden ehrenamtlichen Gremien werden seit vergangenem Jahr von einem hauptamtlichen Team unterstützt. Mittlerweile haben wir vier Vollzeitkräfte, die ihre gesamte Energie der GDA widmen. Ab September verstärkt ein weiterer Mitarbeiter das Team.
connect professional: Das gelingt jedoch nicht im Alleingang …
Klaft: Das muss es auch nicht. Durch unsere Kooperationen mit anderen Verbänden und Institutionen finden wir nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer zunehmend Gehör. Sowohl in der Branche selbst, als auch in den Medien und bei den Entscheidern in der Politik. Im Großen und Ganzen würde ich zum Status also sagen: sehr gut.
connect professional: Was an der Entwicklung der GDA in den vergangenen Jahren hat Sie besonders überrascht?
Klaft: Als ich 2020 in den Rechenzentrumsmarkt kam, wurde mir schnell klar, dass die Branche eine Lobby braucht. Wir müssen auf die Öffentlichkeit, Politiker und lokale Entscheidungsträger zugehen und die Besonderheiten der Branche erklären und für eine höhere Transparenz sorgen, um mehr Akzeptanz und Verständnis entgegen gebracht zu bekommen.
connect professional: Wo liegt das Hauptaugenmerk Ihrer Arbeit?
Klaft: Das moderne Leben und Arbeiten ist bekanntlich ohne Rechenzentren nicht möglich. Als Eckpfeiler der Digitalisierung, aber auch als Treiber von Wirtschaftswachstum und Innovation haben Rechenzentren eine klare Daseinsberechtigung – trotz ihres Energieverbrauchs und Flächenbedarfs. Damals schien es mir so, als herrsche eine große Unwissenheit über die zentrale Bedeutung von Rechenzentren für das Leben, die Wirtschaft und den Digitalstandort. Heute weiß ich: Das ist noch immer der Fall. Vor drei Jahren schien die Branche eher zurückhaltend und nicht offen gegenüber Networking und Kommunikation. Um noch einmal auf die vorherige Frage zu kommen: Besonders überrascht hat mich, wie offen unsere Mitglieder und solche, die es mit der Zeit wurden, hinsichtlich unserer Ideen und Formate für mehr Zusammenarbeit, Außenwirkung und Öffentlichkeitsarbeit waren. Heute ist die GDA wie eine große Familie, die großartige Dinge auf die Beine stellt.
connect professional: Das klingt sehr positiv. Können Sie ein Beispiel nennen?
Klaft: Sicher, gemeinsam haben unsere Mitglieder etwa in der Kompetenzgruppe Image eine Aufklärungskampagne entwickelt, die eine greifbare Antwort auf die Frage „Wo wohnt eigentlich das Internet?!“ geben soll. Den Höhepunkt feiert diese Initiative am letzten Freitag im September mit einem Tag der offenen Tür in vielen Rechenzentren auf dem gesamten Bundesgebiet – in den Rechenzentren, die unsere Mitgliedsunternehmen betreiben, zudem auch in denen anderer Rechenzentrumsbetreiber.
connect professional: Was würden Sie heute anders machen?
Klaft: Ganz ehrlich, tatsächlich nichts (lacht).
connect professional: Die GDA ist neben dem Bitkom die Institution, die in IT-Fragen am meisten Gehör findet. Wie definieren Sie die Rolle der GDA?
Klaft: Wir vertreten die Rechenzentrumsbranche in Deutschland. Nach unserem Verständnis umfasst das sowohl die Betreiber von Rechenzentren als auch Unternehmen, die Dienstleistungen und Ausstattung für Rechenzentren bereitstellen. Außerdem gehören wissenschaftliche Institutionen und öffentliche Einrichtungen zum Ökosystem der Rechenzentren, die sich mit der Ansiedlung, dem Betrieb und der Weiterentwicklung von Rechenzentren beschäftigen. Andere Verbände sehen Rechenzentren – isoliert – als Teil der ITK-Branche oder der Internetwirtschaft. Unser Credo ist es, die Synergien über klassische Branchengrenzen hinweg zu fördern – im Kern geht es uns allen um den hochverfügbaren, effizienten und ausfallsicheren Rechenzentrumsbetrieb.