Global Switch betreibt weltweit acht Großrechenzentren mit einer Fläche von insgesamt 260.000 Quadratmetern. Zum Angebot zählen unter anderem eine komplette Sicherheitsüberwachung, redundante Stromversorgung sowie Systeme zum Monitoring der gebäudespezifischen Infrastruktur. Im Gespräch mit der LANline kommentiert Ulrich Becker, Sales Executive bei Global Switch Deutschland, die Perspektiven im RZ-Umfeld.
LANline: Welche Trends beim Betrieb und bei der Einrichtung von Rechenzentren sehen Sie im
Moment?
Becker: Aus unserer Sicht gewinnt die Optimierung des Prozessmanagements immer mehr an
Bedeutung. Dies ist insbesondere für unsere Kunden von Relevanz, da diese oft sehr unterschiedliche
Anforderungen haben. Zur Untermauerung dieser Qualitätsmerkmale ist eine Zertifizierung nach
ISO/IEC 27001 zukünftig unumgänglich. Global Switch hat diese Auszeichnung bereits im Dezember 2006
erhalten.
LANline: Wie wichtig ist das Thema Outsourcing?
Becker: Eine Verlagerung der IT in ein externes Rechenzentrum von Global Switch ist nicht
gleichbedeutend mit Outsourcing im klassischen Sinne, da Rechenzentrumsdienstleister wie wir
ausschließlich die physische Umgebung der IT bereitstellen. Wir sind Betreiber einer
spezialisierten Immobilie, liefern aber keine IT-Dienstleistungen. Die Wartungstätigkeiten sowie
die Kontrolle über die kundeneigene IT bleiben also in den Händen der Unternehmen und deren
Mitarbeiter. Als Rechenzentrumsspezialist sehen wir einen klaren Trend hin zur Auslagerung der IT
in ein Dienstleistungsrechenzentrum. Ein Grund dafür ist, dass große Unternehmen die weit
verzweigten Standorte ihrer Rechenzent-ren zunehmend konsolidieren. Zudem steigt auch die Nachfrage
nach einer so genannten "Dual-Site"-Lösung, bei der beispielsweise "Produktion" und "Backup" auf
zwei voneinander getrennte Rechenzentren verteilt werden.
LANline: Gibt es Besonderheiten bei Neueinrichtungen von RZs?
Becker: Bei der Errichtung neuer Rechenzentren ist der Trend zu einer immer höheren
Energiedichte pro Quadratmeter zu verzeichnen. Die hohen Betriebsfixkosten eines professionell
gemanagten Rechenzent-rums, dazu gehören eine Rund-um-die-Uhr-Sicherheitsüberwachung und -Wartung,
bewegen sich allerdings erst ab einer Betriebsgröße von 8000 Quadratmetern und mehr in einem
vertretbaren Rahmen. Weitere Trends sind Flexibilität beim Einrichten der Fläche durch einen
skalierbaren Ansatz und ein energieeffizienter Betrieb.
LANline: Haben sich die Tier-Strukturen nach TIA-942 in der Praxis bereits durchgesetzt?
Becker: Nein. Maßgeblich für die Sicherstellung des Betriebs eines Dienstleistungsrechenzentrums
mit unterschiedlichsten Systemanforderungen sind die Empfehlungen des Up-Time-Instituts (Anm. der
Red: Industry Standards Tier Classification: www.upsite.com/TUIpages/tuihome.html, siehe
auch Bitkom-Leitfaden: www.bitkom.org/de/publikationen/38337_42509.aspx) Die US-Norm TIA-942
ist eher reglementierend für reine Telekommunikationsstandorte, da sie hauptsächlich eine Vorgabe
für Verkabelungs- und Netzwerktechnik darstellt. Diese Norm deckt die komplexen Vorgänge in
Rechenzentren, wie sie von Global Switch betrieben werden, jedoch nicht unbedingt ab.
LANline: Sehen Sie in diesem Zusammenhang grundsätzliche Unterschiede der Anforderungen bei
Dienstleistern, die RZs betreiben, und bei Unternehmens-RZs?
Becker: Prinzipiell sind die Regeln für einen sicheren Betrieb der IT in den eigenen vier Wänden
die gleichen wie in einem Dienstleistungsgroßrechenzentrum. Die Frage ist nur, ob die
Professionalität und Erfahrung eines RZ-Betreibers mit den Möglichkeiten vieler Unternehmen
vergleichbar ist. Kosten für die 24×7-Sicherheitsüberwachung und -Zugangskontrolle sowie für die
Techniker vor Ort sind auf eine große Fläche leichter umzulegen und vorzuhalten als in der eigenen
Firma. Außerdem gehören Planung, Bau und Betrieb eines Rechenzentrums nicht zu den Kernkompetenzen
der meisten Betriebe. Diese Faktoren sind nur schwer kalkulierbar, bedeuten hohen Zeitaufwand und
verursachen immense Kosten. Wir sehen das so: Unsere Kunden sparen bares Geld und das bei maximaler
Ausfallsicherheit.
LANline: Ist die Diskussion nicht auch sehr vom einzelnen Unternehmen abhängig?
Becker: Natürlich muss jedes Unternehmen für sich selbst ermitteln, welches Risiko ein Ausfall
der IT birgt. Die Konsequenzen eines Ausfalls sind für jede Branche unterschiedlich. So wird es für
den einen oder anderen Betrieb nicht weiter schlimm sein, wenn Rechnungen erst Tage später erstellt
werden. Wird jedoch durch einen Ausfall die Produktion gefährdet, kann dies gravierende
Konsequenzen haben. E-Business-Unternehmen leben in der virtuellen Welt. Steht die IT, kann das
schnell das Aus bedeuten. Bei Banken ist die Situation ähnlich. Um die zeitkritischen
Börsengeschäfte abwickeln zu können, muss die benötigte IT auch zuverlässig zur Verfügung stehen.
Daher haben Banken neben einer hoch abgesicherten IT auch externe Notfallarbeitsplätze, damit die
Belegschaft im Worst Case von dort die Geschäfte weiter führen kann. Die Anforderungen von
Unternehmen an ein Rechenzentrum hängen stark von dem zu erwartenden Schaden ab, den ein Ausfall
anrichten kann.
LANline: Welche Erfordernisse sehen Sie für die nahe Zukunft angesichts steigender
Energiepreise?
Becker: Energieeffizienz ist nicht nur Sache der Hersteller von IT-Hardware. Auch wenn dort
längst erkannt wurde, dass die IT-Nebenkosten auf Grund von steigender Leistungsfähigkeit immens
zugenommen haben, gibt es derzeit noch keine praktikable Lösung, diese Korrelation aufzuheben.
Entsprechend müssen wir als Betreiber sensibel mit der Energie umgehen. Dabei hilft eine ständige
Instandhaltung der Systeme, denn nur optimal gewartete Technik kann effizient arbeiten. Skalierbare
Installation, wie das Vorhalten einer kleinen Kältemaschine hilft, die Kühlleistung bei steigenden
Außentemperaturen mit entsprechend weniger Strom gleichmäßig zu erhöhen. Große Systeme verbrauchen
im niedrigen Lastbereich sehr viel Strom und werden dabei zudem mechanisch stark beansprucht.
Darüber hinaus helfen Isolierung, optimal angepasste Freiluftkühlung, effektive Klimaüberwachung
auf der Fläche und optimierte Rack-Installationen dabei, Energie einzusparen und so die Kosten auf
ein Minimum zu beschränken. Zukünftig wird sicherlich das Thema der Abwärmerückführung maßgeblich
dazu beitragen, die verbrauchte Energie noch effektiver zu nutzen. Dies würde einen weiteren
Beitrag zur Schonung von Ressourcen leisten.
LANline: Gibt es in Deutschland bereits eine Nachfrage nach dem so genannten grünen RZ, also
einem besonders Ressourcen schonenden Rechenzentrum?
Becker: Nachfrage ja – Angebot wenig. Unabhängig von der Nachfrage würde jeder Betreiber bei
einem Neubau darauf achten, dass das Rechenzentrum grün wird. Wird der schonende Umgang mit den
Ressourcen von einer unabhängigen Instanz geprüft, abgenommen und zertifiziert, dann kann dies ein
überzeugendes Verkaufsargument sein. Autarke Rechenzentren mit CO2-neutraler Stromproduktion durch
Blockheizkraftwerke, die mit pflanzlichen Ölen betrieben werden, sind theoretisch jetzt schon
denkbar. Nur stellt sich die Frage, ob die Kunden sich ohne Anbindung an ein Stromnetz weiterhin
sicher fühlen würden, auch wenn genug Redundanzen vorhanden wären. Wir dürfen aber dabei nicht
vergessen, dass die Leistungsaufnahme der Systeme nicht durch grünen Strom reduziert werden kann.
Hardwarehersteller sind auch weiterhin gefordert, Strom sparende IT-Systeme zu entwickeln und somit
auch den Kühlungsbedarf zu reduzieren.
Info: Global Switch Web: www.globalswitch.de Tel.: 0049 69 74227102