US-Regierung und Kongress im Clinch über fehlende Nachrichten: Technisches Problem oder Vorsatz

Weißes Haus: Wechsel von Notes auf Exchange ließ Millionen E-Mails verschwinden

28. Februar 2008, 9:31 Uhr |

Im Archiv des Weißen Hauses fehlen viele E-Mails. Während die Regierung die Ursache dafür in der Umstellung von Lotus-Notes auf Microsoft Exchange sieht, glaubt das Parlament, dass die Emails vorsätzlich gelöscht wurden, um vor allem Unangenehmes aus der Zeit der Irak-Krieg-Vorbereitung zu verschleiern.

Der US-Kongress hat einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingerichtet, der das
Verschwinden von Tausenden oder gar Millionen an Regierungs-E-Mails in der Zeit von 2002 bis 2004
aufklären soll. In seiner Eröffnungsrede beschuldigte der kalifornische Abgeordnete Henry Waxman
die Regierung, dass sie vorsätzlich das unter Präsident Clinton eingerichtet Automatic Records
Management (AMR) System außer Betrieb gesetzt habe, um die E-Mail-Kommunikation mit dem Weißen Haus
zu verschleiern. "Sie haben eine primitive Alternative installiert, die ganz einfach nicht
funktioniert hat", wirft Waxman der Regierung vor.

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Wie groß der Datenverlust tatsächlich ist, ist weiterhin unbekannt und wird wohl niemals mehr
genau ermittelt werden können. In einer Pressekonferenz im April 2007 sagte die damalige Sprecherin
des Weißen Hauses, Dana Perino: "Ich würde nicht ausschließen, dass bis zu fünf Millionen E-Mails
verloren gegangen sind."

Theresa Payton, CIO des Weißen Haus, versuchte jetzt vor dem Ausschuss die Diskussion aus der
politischen Ecke herauszuholen. "Die damals neue Bush-Regierung wollte eine Umstellung von Lotus
Notes auf Microsoft Exchange, doch das unter Bill Clinton und Al Gore eingeführte AMR-System war
nicht mit Exchange kompatibel. Nur deshalb wurde es abgeschaltet", erklärte sie in ihrem Statement.
So sei das AMR-System eine komplizierte Individualsoftware gewesen, die laut Einschätzung ihrer
Softwareentwickler nur mit erheblichem Aufwand an Exchange hätte angepasst werden können.

Die Bush-Regierung habe damals angeordnet, dass deshalb ein neues "Electronic Communications
Records Management System" (ECRMS) geschaffen werden soll, welches die Archivierung und das
Retrieval von Emails übernehmen soll, doch dieses System wurde niemals in Betrieb genommen. "ECRMS
hatte ein schlechtes Design und musste deshalb in der Entwicklungsphase laufend umgeändert werden.
Die ersten Tests zeigten eine verheerende Performance und die Entwicklungskosten sprengten das
Budget, somit kam dieses System nie aus den Schubladen der Entwickler heraus", sagte Payton jetzt
vor dem Ausschuss.

Harald Weiss/CZ/pk


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