Ethernet wird in diesem Jahr den 40. Geburtstag seit der ersten Skizze von Bob Metcalfe feiern. Als Carrier-Ethernet hat die Technologie vor zehn Jahren das lokale Netz verlassen. Die Analysten bestätigen eine rasante Entwicklung. Für manche Grund genug, bereits über die Zukunft zu diskutieren.
Carrier-Ethernet ist die nächste große Chance für die europäischen Netzwerkbetreiber im Hinblick auf Datenservices für Unternehmen zu diesem Schluss kommt Stan Hubbard, Senior Analyst bei Heavy Reading. Er hat in seiner Recherche zumindest keinen größeren Service-Provider in der Region gefunden, der signifikante Investitionen in konventionelle Techniken wie Frame-Relay, ATM oder TDM-Leased-Lines getätigt hätte. Entsprechend boomt der Ethernet-Markt. Der Analyst hat mehr als 100 Netzbetreiber in Europa identifiziert, die Ethernet-Services für Unternehmen anbieten oder die eine Carrier-Ethernet-Infrastruktur nutzen, um Triple-Play, IPTV oder Video-on-Demand für Haushalte zu offerieren. Europa ist nebenbei weltweit führend bei Installationen von Carrier-Ethernet-Switches/Router.
Nun sind 100 Anbieter in Europa am Ende nicht wirklich viel in Anbetracht der Anstrengungen hinsichtlich der Interkonnektivität sowie der Großhandelsmöglichkeiten von Ethernet-Services zwischen Service-Providern und Netzwerkbetreibern weltweit. Die tatsächliche Zahl dürfte um einiges darüber liegen. Fragt sich am Ende auch, was denn bei Analysten als Europa gilt und welcherart Services denn am Ende im Angebot sind.
Tatsächlich sind aber standard-basierte Ethernet-Services hierzulande flächendeckend sowohl von nationalen als auch von regionalen Carriern verfügbar. Dabei spielt ENNI, also die Möglichkeit, Providernetze problemlos zu koppeln, um so den eigenen Wirkungsbereich ausweiten zu können, eine entscheidende Rolle. Das ENNI (External-Network-to-Network)-Interface ermöglicht die globale Abdeckung mittels einer lokalen Standard-Verbindung. Das bedeutet für Unternehmen die Aussicht auf eine weltweite Verbindung von Niederlassungen oder Filialen mit Rechenzentren und Headquarters über Ethernet.
Colt hat etwa seit dem vergangenen Jahr ein 10-GBit/s-Ethernet-ENNI für das gesamte europäische Netz im Angebot. Mit der Wholesale-Lösung werden Carrier und andere Provider angesprochen, die ihren Kunden wiederum einen sicheren und skalierbaren Ethernet-Kanal anbieten wollen oder selbst Zugang zum Backhaul mit NNI-Schnittstelle benötigen. Selbstverständlich ist auch die Telekom mit entsprechenden Lösungen wie etwa „Ethernet Connect“ oder „Ethernet VPN“ am Start.
Insgesamt sind sich die Analysten einig, dass sich Carrier-Ethernet (CE) zur größten Erfolgsgeschichte im Telekommunikationsmarkt des letzten Jahrzehnts entwickelt hat. Vertical Systems und Infonetics sagen ein Marktvolumen von mehr als 48 Milliarden Dollar im Jahr 2015 für Ethernet-Services voraus. Zum ersten Mal ist laut Vertical Systems derzeit der Anteil von Ethernet an der gesamten Bandbreite höher als die Summe aller konventionellen Telco-Services weltweit. Im letzten Jahr wurden 1,2 Millionen Ethernet-Ports verkauft, so hat es IDC ermittelt.
Ein wesentlicher Grund für die Hinwendung zu Carrier-Ethernet liegt neben den technologisch bedingten Vorzügen im Hinblick auf Skalierbarkeit, Qualität oder Handhabung offensichtlich auch in den stagnierenden oder sinkenden Umsätzen mit konventionellen Datenservices aufgrund des gestiegenen Wettbewerbs
sowie der Migration in Richtung auf Lösungen mit geringeren Kosten.
Voraussetzung für die globale Durchsetzung war und ist die Standardisierung der Architektur und die Zertifizierung der Kompatibilität mit den gesetzten Standards. Hier hat sich das Metro Ethernet Forum verdient gemacht und die entsprechende Arbeit geleistet. Die Zertifizierung nach dem Standard CE 1.0 hat sich als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. Rund 150 Hersteller und Service-Provider bieten weltweit über 1.000 zertifizierte Produkte und Services an. Hier besteht damit nicht wirklich eine Einschränkung bei der Auswahl.
Dass es sich bei den Standardimplementierungen nicht um Papiertiger handelt, dass stellt seit einiger Zeit das in Berlin ansässige Testlabor EANTC in seinen Interoperabilitätstests fest. In seinem letzten Test nahm das Labor vor allem Carrier-Ethernet-Lösungen für Mobilfunkanbieter unter die Lupe. Das ist allein schon deshalb von Bedeutung, weil sich Carrier-Ethernet zum Quasi-Standard beim Mobile-Backhaul entwickelt hat. Insgesamt ermittelte das EANTC auch hierbei wieder, dass sich die getesteten Lösungen als ausgereift und zuverlässig erwiesen haben und stellte fest, dass sich insbesondere in den Netzbereichen Aggregation und Access Weiterentwicklungen ergeben.