Die Auswahl eines geeigneten Rechenzentrums nimmt für viele Unternehmen verständlicherweise einen immens hohen Stellenwert ein. Schließlich geht es darum, aktuelle und auch künftige Arbeitsabläufe zu gewährleisten und abzusichern. Diese Unternehmen haben verinnerlicht, dass die Verfügbarkeit der digital gespeicherten Informationen und der Kommunikationskanäle geschäftskritische Ressourcen sind. Dazu zählen hochsichere Rechenzentrumsflächen mit entsprechenden Expansionsoptionen für Fläche, Strom und Kühlung, aber auch Leistungen wie zusätzliche Business-Continuity-Services.Manches Mal kann die Wahl zur Qual werden, und zwar immer dann, wenn sich Entscheidungsträger in IT-Abteilungen mit der Aufgabe konfrontiert sehen, Anspruchsdenken in Hinblick auf die optimale technische Lösung, die leistungsfähig, hochsicher und hochskalierbar sein sollte, mit der Vorgabe in Einklang zu bringen, den meist engen Kostenrahmen einzuhalten. Grundvoraussetzung Skalierbarkeit Anbietern von Rechenzentrumsdienstleistungen ist dieser Spagat, den sich potenzielle Kunden intern auferlegt haben, durchaus bewusst. Grundsätzlich kann man auf Rechenzentren das übertragen, was in vielerlei Bereichen des Lebens gilt: Qualität hat ihren Preis. Wie hoch die qualitativen Ansprüche eines Rechenzentrumskunden sind, hat dieser selbst zu entscheiden. Natürlich gibt es fast immer sichere und leistungsfähige Lösungen, die im Moment der Entscheidung preisgünstiger sind als in diesen Punkten vergleichbare Angebote. Fakt ist jedoch, dass sich die Entscheidung für den vermeintlich günstigsten Anbieter, der alle technischen und sicherheitsrelevanten Vorgaben erfüllt, mittel- und langfristig als falsch herausstellen kann. Der Albtraum kann beginnen, wenn ein Unternehmen wächst, neue Prozesse oder Leistungen in der IT-Infrastruktur etablieren will oder neue Märkte abseits des Kerngebiets erschlossen werden sollen. Lassen in diesem Moment die Kapazitäten und/oder die Standortpräsenz eines Rechenzentrumsdienstleisters keine stufenlose und sofortige Skalierung der in Anspruch genommenen Leistungen zu, sehen sich die IT-Verantwortlichen, deren eigentliche Aufgabe es ist, Produkte und Lösungen in Zeit und in Budget zu liefern, mit unangenehmen Problemen konfrontiert. Um die fehlende Skalierbarkeit auszugleichen, ohne komplett den Anbieter zu wechseln, wird oft Flickschusterei betrieben. Sprich: Einzelne Bereiche, Prozesse oder IT-Dienstleistungen werden zu anderen Rechenzentrumsbetreibern ausgelagert - mit den Folgen, dass ein durchgängiges Sicherheitskonzept immer schwerer umzusetzen ist und der zu leistende Management-Aufwand unnötige Personalressourcen und damit Geld verschlingt. So wird die Skalierbarkeit von Rechenzentrumsleistungen zu einem wesentlichen Bestandteil eines wirtschaftlichen Sicherheits- und Hochverfügbarkeitskonzepts. Eine weitere Absicherung der Verfügbarkeit der genutzten IT stellt die Nutzung von Business-Continuity-Services etwa über ein zweites Rechenzentrum dar, das im Falle einer Störung an die Stelle des Primärrechenzentrums rückt. Wichtig ist dabei, dass es die Netzwerkinfrastruktur erlaubt, die Arbeit der Anwender unterbrechungsfrei auf das Ersatzrechenzentrum umzuleiten. Mitentscheidend sollte auch sein, dass das Backup-Rechenzentrum eine räumliche Distanz von einigen Kilometern zum eigentlichen Rechenzentrum besitzt, um im Falle von Großbränden oder anderen flächendeckenden Schadensereignissen nicht auch in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die Flexibilität, die Rechenzentrumskunden von den Anbietern in Sachen Skalierbarkeit erwarten sollten, kann auch bei der Ausstattung mit den elementaren Komponenten wie der Energieversorgung mitsamt USV-Anlagen nebst dazugehöriger Generatoren, der Brandfrüherkennung sowie Brandlöschanlagen und Klimatisierung als Maßstab dienen. Letztlich entscheidend für die Ausführung sind im Idealfall die Vorgaben eines Rechenzentrumsnutzers, der für sich entscheiden muss, welches Sicherheitslevel er erreichen will, und nicht die baulichen oder organisatorischen Beschränkungen des Rechenzentrumsbetreibers. Flexible Komponentenwahl Der erste Blick bei der Beurteilung der Energieversorgung eines Rechenzentrums gilt Stromleitungszuführungen zum Gelände, die ebenso wie die Datenleitung mehrfach redundant ausgelegt sein sollten. Alle rechenzentrumsinternen elektrischen Komponenten wie USV, Generatoren, Transformatoren, Mittel- und Niederspannungsanlagen sowie Stromverteiler sollten entsprechend der gewünschten Ausführung und Menge vorhanden und einsetzbar sein. Dabei ist es von den Nutzeranforderungen abhängig, welches Redundanzkonzept zum Einsatz kommt. Die Basisvariante ist eine einfache Stromversorgung ohne redundant ausgelegte Komponenten (N), die allerdings aufgrund der reparatur- beziehungsweise austauschbedingten Ausfallzeiten bei einer Störung oder in Wartungsfenstern eine Unterbrechung des laufenden Betriebs erfordert. Erfolgt die Stromversorgung über eine einzelne Leitung, sind aber einzelne Komponenten redundant ausgelegt, spricht man von N+1. Als De-facto-Standard etabliert hat sich derzeit eine abgesicherte Energieversorgung über zwei physikalisch getrennte Stromleitungszuführungen (2N), in vielen Fällen mit zusätzlich redundant ausgelegten einzelnen Baugruppen (2N+1), oder gar 3N. Ein gut geplantes und damit flexibles Rechenzentrum kann alle Varianten je nach Kundenanforderung bereitstellen. Wesentlich ist zudem, dass das Sicherheitskonzept bei der Energieversorgung nicht nur die primären Verbraucher, also die IT-Systeme, erfasst, sondern auch die sekundären energieabhängigen Einrichtungen etwa zur Beleuchtung oder zur Gebäudesicherheit. Ein häufig vernachlässigter Nebenaspekt sind dabei auch die Wartungsintervalle für Generatoren, die vom Rechenzentrumsbetreiber dokumentiert sein sollten. Schnell geraten sie sonst - da im Tagesgeschäft nicht benötigt - in Vergessenheit, um im Falle eines Falles dann ihren Dienst zu verweigern. Bei der Entscheidung für einen Rechenzentrumsstandort erlauben die von den Anbietern gewährleisteten Service Level Agreements (SLAs) die Vergleichbarkeit der Dienstgüte. Bei der Bereitstellung von Energie erfolgt diese Qualitätsangabe über eine Prozentangabe, die das Verhältnis eines fixen Zeitraums zur Verfügbarkeit des Stroms ausdrückt. So liest sich eine Verfügbarkeit von 99,5 Prozent zwar gut, in der Praxis ist dabei allerdings mit einer Ausfallzeit von 43,8 Stunden im Jahr zu rechnen. Sollte ein Rechenzentrumsbetreiber nicht bereit sein, sich über diese Verfügbarkeit hinaus per SLA festlegen zu lassen, vertraut er ganz offensichtlich seiner eigenen Infrastruktur nicht. Bei 99,9 Prozent liegt dieser Wert bei 8,76 Stunden im Jahr, bei 99,99 Prozent Verfügbarkeit sind es 52,6 Minuten/Jahr. Die häufig zitierten fünf Neunen, also eine Energieverfügbarkeit zu 99,999 Prozent, steht für eine rechnerische Ausfallzeit von nur noch 5,26 Minuten pro Jahr. Kühlen und löschen Stärker als die Energieversorgung dokumentieren die im Rechenzentrum angebotenen Optionen bei der Klimatisierung, inwieweit sich der Betreiber bereits bei Konzeption und Bau des Datacenters als vorausschauend gezeigt hat. Im Gegensatz zur Elektrobereitstellung ist die Klimatechnik nämlich eine relativ unflexible Installation - wo bei der Stromversorgung zusätzlich benötigte Leitungen recht einfach zu verlegen sind, ist eine nachträgliche Erweiterung des Systems an Klimatisierungsrohren baulich und kostenseitig deutlich aufwändiger. Durchgesetzt haben sich in diesem Bereich derzeit N+1- und 2N-Installationen, die ein gesundes Gleichgewicht zwischen Aufwand, Sicherheit und Kosten versprechen. Brandschutz in Form von Brandfrüherkennung und Brandverhinderung sowie Brandlöschanlagen bildet einen weiteren Schwerpunkt im Sicherheitskontext. Dabei ist es zunächst wichtig, dass die einzelnen Cabinets und Bereiche wirkungsvoll voneinander abgeschottet sind, um eine Ausbreitung von Schadfeuer zu vermeiden. Kommt es zu einem Feuer, entscheidet aber nicht nur dessen Größe, sondern auch die Art der eingesetzten Brandlöschanlage über den daraus resultierenden Schaden. Um einen möglichen Schaden so gering wie möglich zu halten, ist die Brandfrühsterkennung zuständig, somit können mögliche Schadensansätze im "Keim" erstickt werden. Das richtige Zusammenarbeiten und die Abstimmung der Systeme ist das Wichtigste, um möglichen Schaden zu minimieren oder auch zu verhindern. Es gibt die verschiedensten Systme zur Feuerbekämpfung, zum Beispiel Sprinklersystemen, die mit so genannten trockenen Leitungen erst im Brandfall geflutet werden. Das heißt aber nicht, dass die gesamte IT unter Wasser steht. Erst die Flammen am Löschkopf lösen den Wasserfluss aus. Zum Beispiel setzt ein einfacher Kabelschmorbrand oder ein defektes Server-Netzteil kein Löschwasser frei. Die Temperatur reicht dafür nicht aus. Andere Systeme sind so genannte Highfog-Löschsysteme, die aufgrund der hochgradigen Feinzerstäubung deutlich weniger Flüssigkeit bei gleicher Löschleistung benötigen und zudem destilliertes Wasser einsetzen. Gaslöschanlagen gelten als die eleganteste Lösung, deren eingesetzte Löschgase wie Argon oder Inergen die Flammen durch die Verdrängung des Sauerstoffs ersticken. Sie lösen wesentlich schneller aus und können aber auch Schäden verursachen. Ein Raum mit Gaslöschung ohne Druckausgleichmöglichkeiten kann beispielsweise eine Gebäudewand oder Decke zum Einsturz bringen. Sehr große Räume sind zudem sehr schwer mit Gas zu lösen, die benötige Menge für einen 12.000 m3 großen Rechenzentrumsraum ist immens. Andere Gase wie Kohlenstoffdioxid sind bei neu errichteten Rechenzentren wegen der toxischen Wirkung verboten. Fazit Das Maß an Sicherheit zu definieren, dass den eigenen Vorgaben und dem verfügbaren Etat entspricht, ist Sache des Rechenzentrumsnutzers. Der Rechenzentrumsbetreiber sollte die nötige Flexibilität aufweisen, diese Kundenanforderungen zu erfüllen. Mehrere Strom- sowie Datenleitungszuführungen zum Gelände müssen sich ebenso auf der Habenseite verbuchen lassen wie Maßnahmen zur physischen Absicherung über Zugangskontrollen, Gebäude- und Geländeüberwachung und klar definierte Besucherregeln. Abgestufte und skalierbare Angebote für die Elektroanschlüsse und Verteilung sowie die Klimatechnik und Systeme zur Brandfrüherkennung und Brandlöschung sind ebenso wie qualifiziertes Personal, das rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche als Ansprechpartner bereitsteht, weitere Zeichen für professionelle Anbieter. Dass diese Leistungen ihren Preis haben, ist nachvollziehbar.