Android-Antivirus-Apps

Wir kommen leider rein

28. November 2011, 14:28 Uhr | Dirk Jarzyna, Redakteur funkschau
Einigermaßen geschützt ist ein Android-Gerät offenbar nur mit kommerziellen Security-Apps
© Android

Ein unlängst von AV-Test veröffentlichter Bericht über die Tauglichkeit beliebter Antivirus-Apps für Android-Systeme gibt Anlass zur Sorge: Die Installation kostenloser Apps ist der Mühe nicht wert.

Kaum ein Mensch geht heute noch aus dem Haus, ohne ein Mobiltelefon in der Tasche oder einen Tablet-PC im Gepäck zu haben. Und die Chancen stehen gut, dass es sich dabei um ein vom Betriebssystem Android getriebenes Gerät handelt: Im Juni 2011 twitterte Andy Rubin, als Vice President of Engineering bei Google verantwortlich für Android, dass Google täglich 100 000 Geräte aktiviere und die Anzahl insgesamt aktivierter Geräte bereits 100 Millionen betrage. Aktuelle Zahlen dürften noch größer sein. Bei dieser Wachstumsrate ist es kein Wunder, dass Android-Geräte zunehmend Viren, Trojanern und anderer Malware ausgesetzt sind. Da Android Open-Source ist, ist es zudem relativ einfach, Schadsoftware dafür zu schreiben, die sich dann über einige der inzwischen kaum noch zählbaren Apps verteilt.

Auf (Windows-)PCs schützt man sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit Antivirus-Software recht zuverlässig vor solchen Bedrohungen. Den Besitzern von Android-Geräten bleibt eigentlich nicht viel anderes zu tun übrig, wollen sie das Potenzial ihrer Geräte auch nur annähernd ausschöpfen. Und welcher Smart-Phone-Besitzer möchte schon nur telefonieren, welcher Tablet-Nutzer nur eBooks lesen? Eine Suchanfrage nach »Antivirus« im Android-Markt liefert inzwischen viele Ergebnisse, darunter kostenlose und kommerzielle Apps. Diese Apps sind schnell installiert und aktiviert. Und dann ist das Gerät geschützt, oder?

Die Antwort auf diese Frage lautet leider »Nein.« Ein kürzlich veröffentlichter Testbericht des bekannten unabhängigen IT-Security-Instituts AV-Test zeigt, dass zumindest kostenlose Antivirus-Apps dem Benutzer Sicherheit nur vorgaukeln.

Die getesteten Apps waren Creative Apps »Antivirus Free 1.3.1«, BluePoint Securitys »BluePoint Antivirus Free 4.0.14«, Qstars »GuardX Antivirus 2.3«, CPU Media SARLs »Kinetoo Malware Scan 1.6.9«, LabMSFs »LabMFS Antivirus Beta 1.0«, Online Vaults »Privateer Lite 2.1.4« und Zoners »Zoner AntiVirus Free 1.2.4«. Für Vergleiche dienten die kommerziellen Programme Kaspersky »Kaspersky Mobile Security 9.10.77« und F-Secure »F-Secure Mobile Security 7.1«. Getestet wurde auf einem Samsung »GalaxyTab« (GT-P1010) unter der Android-Version 2.2.1, die nach wie vor den Löwenanteiol unter den installierten Android-Versionen hat. Alle Produkte mussten sich zunächst in einem On-Demand-Scan beweisen und anschließend zehn besonders weit verbreitete Malware-Apps bei deren Installation auf dem Testgerät erkennen.

Das Ergebnis war niederschmetternd: Sechs der sieben kostenlosen Apps gelang es nicht einmal, eine Entdeckungsrate von nur 10 Prozent zu überschreiten. Lediglich Zoner-Antivirus war etwas besser, schaffte aber auch nur bescheidene 32 Prozent. Das bedeutet, dass beim Einsatz einer freien Antivirus-App sehr wahrscheinlich neun von zehn potenziellen Bedrohungen unentdeckt bleiben. Bei dieser Hälfte des Tests ging es um die Entdeckung bereits auf dem Gerät vorhandener Schadsoftware. Die andere Hälfte war das Verhindern der Installation. Hier sollten die Antivirus-Apps also dafür sorgen, dass schädliche Software gar nicht erst auf das Gerät gelangt. Die Tester versuchten, die Bedrohungen eine nach der anderen zu installieren, um zu sehen, ob die Antivirus-Apps wie vorgesehen in Aktion treten und den Installationsvorgang beenden (Wächter-Funktion). Hier schlug sich Zoner-Antivirus relativ gut und blockierte immerhin 80 Prozent der Malware. Bluepoint-Antivirus-Free, Kinetoo-Malware-Scan und Privateer-Lite warnten gerade noch vor einer Datei. Die anderen freien Apps entdeckten rein gar nichts!

Glaubt man den Zahlen aus dem Android-Market, dann setzen Millionen Benutzer diese freien Apps (besser: Placebos) ein -- und vergeuden dadurch Speicherplatz. Das populärste freie Programm ist Antivirus-Free von Creative Apps mit 1 bis 5 Millionen Installationen.

Und wie schlugen sich vergleichsweise die beiden kommerziellen Apps? Beide entdeckten mindesten die Hälfte der bereits vorhandenen Schadprogramme schon im inaktiven Zustand. Und die Installation von Malware blockierten sie zu 100 Prozent. Das Fazit an dieser Stelle kann nur lauten, dass der Benutzer, der sich halbwegs wirksam schützen möchte, Geld in die Hand nehmen muss um eines der kommerziellen Produkte zu erwerben. Aber selbst das bietet ihm keinen hundertprozentigen Schutz.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Wir kommen leider rein
  2. Das kann der Benutzer tun

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Server, Datacenter

Matchmaker+